Schicki und Micki können sie auch nicht

photocaseRATHAUS_Alst.jpegDie Opposition wirft dem Senat und der CDU regelmäßig vor, sie würden nur auf „Schicki und Micki“ setzen und dabei den Rest der Stadt vernachlässigen. Falsch – das Abendblatt deckt jetzt auf: Schicki und Micki können sie auch nicht.

Während Wohnungsbau kaum noch stattfindet, setzt Ankündigungssenator Freytag auf sogenannte Leuchttürme. Vor allem mit privatem Geld will er die Stadt schrittweise in ein Klein-Chicago verwandeln. Bisher blieb es allerdings – nach fünf Jahren Beust-Senat – fast überall nur bei Ankündigungen.

Zum Glück, möchte man meinen – denn was verwirklicht wurde, ging daneben.

Jungfernstieg: Beton platzt ab, das Pflaster ist verdreckt, die Bänke stinken noch immer, und nächstes Jahr soll ohnehin alles wieder aufgerissen werden.
Magellan-Terrassen: Treppenkanten kaputt, Platten verdreckt, Unebenheiten.
Neuer Wall: Pflaster bis heute nicht fertig, Platten verdreckt, Unebenheiten.
Spielbudenplatz: Platten verdreckt, Unebenheiten, teure Nacharbeiten sind fällig.

Als Jungredakteur wetterte der heutige Abendblatt-Chefredakteur noch lautstark gegen „Kloses Roten Platz“, den neu gestalteten Rathausmarkt. Heute, rund 25 Jahre später, stellt sich der gut gestaltete und handwerklich einwandfrei ausgeführte zentrale Platz Hamburgs als die Vorzeige-Bühne der Hansestadt dar. Unzählige Alstervergnügen, Weihnachtsmärkte, Weindörfer, Freiluft-Kinos und dergleichen haben ihm nichts anhaben können.

Heute wird der Chefredakteur wahrscheinlich relativ fassungslos betrachten, was seine politischen Freunde mit den anderen Plätzen der Stadt angerichtet haben: Alle Lösungen teuer, und trotzdem schlecht. Man darf gespannt sein, ob er die Kritik in seinem Blatt nun durchhält. Den Beitrag von heute finden Sie hier.

6 Gedanken zu „Schicki und Micki können sie auch nicht“

  1. Bausenator Michael Freytag (CDU) sieht das Problem nicht im Bodenbelag: „Für die Zerstörung und den Dreck sind die Menschen verantwortlich.“

    Ja, sollen wir nun alle auf weissen Socken über die neuen/verdreckten Gehwege laufen? Tut mir leid, dass der Bausenator so unfähig ist und nicht Schönes und Praktisches unter einen Hut bekommt.

  2. Sehr schön geschrieben. Solche Vergleiche mit dem „was hat er damals gesagt“ erfreuen doch immer wieder das Herz.

    Und Katharina, die Antwort lautet: Ja! Am besten wäre es jedoch, wenn alle Hamburger diese Plätze mieden (also nicht verschmutzten) und dann alle Touristen – das sind schließlich die liebsten Kinder von Beust und Co. – weiße Söckchen bekämen, um auf den „Prachtmeilen“ und „Leuchttürmen“ zu wandeln.

  3. Au ja, Nils, und die weißen Socken für die Touristen häkeln dann 1-Euro-Jobber. Oder ein paar Damen von der Frauen-Union. Zum Thema „was hat er damals gesagt“ noch mal nachgefragt: Warum war damals vom „Roten Platz“ die Rede?

  4. Der Bodenbelag heißt „roter Granit“, und Klose galt (u.a., weil er weitere Atomkraftwerke ablehnte und vom Staat als „Reparaturbetrieb des Kapitalismus“ sprach) als böser Linker. Da fürchtete man wohl aufziehende Moskauer Verhältnisse und erfand flugs den „Roten Platz“.

  5. Sehr schöne Idee, Valentin. Wer schlägt das mal vor?

    Und i.S. böser Linker – ist nicht alles, was nur leicht rot gefärbt ist und 10 Meilen gegen den Wind einen dezenten Hauch von „sozial“ mit sich trägt, gefährlich? Schaut man sich an, was derzeit alles in Hamburg gestrichen wird, mag der Gedanke aufkommen.

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