Rot und Grün weiter gegen Domplatzneubau

photocasePOMPIDOU.jpegWährend sich auf Landesebene – sehr zum Missfallen der SPD – gewisse Annäherungen zwischen CDU und GAL in Bezug auf die Domplatz-Bebauung zeigen, bleiben Rot und Grün in Mitte erstens fest und zweitens beieinander: „Keine faulen Kompromisse am Domplatz – Koalition in Mitte fordert weiterhin vollständige Neuplanung!“ heißt es in ihrer jüngsten Presseerklärung. (Foto: Centre Pompidou / Ausschnitt. Angeblich mit dem Domplatz-Entwurf vergleichbar)
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hatte sich als erste bereits im Dezember 2005 mit den Stimmen der rot-grünen Koalition klar gegen die Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses am Domplatz ausgesprochen. Der damalige Beschluss kritisierte sowohl die architektonische Gestalt des Entwurfs als auch das Nutzungskonzept der geplanten Bebauung und forderte einen neuen Anlauf im Planungsprozess.

Diese Kritik wird von den Hamburgerinnen und Hamburgern sowie von der Fachwelt nahezu einhellig geteilt. Wie kein zweites Bauprojekt – abgesehen vielleicht von den Koons-Kränen – hat die Domplatzbebauung Hamburg deutschlandweit Verwunderung und Spott eingetragen. Die Diskussion erreichte ihren Höhepunkt mit der Kritik von Altkanzler Helmut Schmidt und der breiten öffentliche Unterstützung hierfür.

Der unter Druck geratene Senat versucht nun, das Projekt durch halbherzige Konzessionen zu retten. Eine schlichte Reduzierung der Baumasse ist jedoch keine Lösung, da der größte Teil der Kritik dabei unberücksichtigt bleibt. Die gesamte Architektursprache des Glasbaukörpers hatte eine desaströse öffentliche Resonanz ausgelöst, da er als Fremdkörper wirkt, der sich nicht in das städtebauliche Umfeld einfügt.

Neben der Architektur bleibt die Verlagerung der Bücherhalle als zentraler Kritikpunkt aufrecht erhalten. Die gerade unter diesem Senat finanziell Not leidende HÖB kann keinesfalls aus eigener Kraft eine Bibliothek einrichten, die mit denen internationaler Metropolen konkurrieren kann. Der eigene Anspruch des Senates wird nicht erfüllt: Es entsteht gerade keine Attraktivität für auswärtige Besucher und kein Trittstein zwischen Innenstadt und HafenCity.

Der Verweis auf Bibliotheken anderer Metropolen wie Seattle ist Augenwischerei, da dort mit ganz anderen finanziellen Rahmen gearbeitet wurde. Das Vorhaben ist auch nicht vergleichbar mit den Renommierprojekten wie Tamm-Museum und Elbphilharmonie, für die ebenfalls ganz andere Beträge und auch erhebliches Privatvermögen mobilisiert wurden.

Andy Grote, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion: „Der vorliegende Entwurf ist gescheitert. Er lässt sich auch nicht dadurch retten, dass nun einzelne Nutzungen herausgedrängt werden. Schrumpfung ist keine Heilung, denn die Mängel des Entwurfs sind irreparabel. Am historischen Gründungsort Hamburgs brauchen wir eine breit akzeptierte und Identitätsstiftende Architektur und Nutzung.

Die vorgeschlagene Lösung bleibt unabhängig von ihrer genauen Größe immer auswechselbare Allerweltsarchitektur ohne Bezug zu Hamburg. Auf den Wohnungsbau zu verzichten, um ein insgesamt gescheitertes Vorhaben zu retten, kommt für uns nicht in Betracht. Alle Beteiligten müssen die Chance ergreifen, jetzt ganz neu nachzudenken und einen unverwechselbaren attraktiven Ort mit klarer Hamburg-Identität zu schaffen. Hieran sollten sich möglichst viele öffentliche und private Institutionen in einer gemeinsamen Anstrengung für unsere Stadt beteiligen.“

Michael Osterburg, Vorsitzender der GAL-Bezirksfraktion: „Wohl noch nie ist ein Bauprojekt in Hamburg derart vernichtend beurteilt worden, hier kann es nur einen Neubeginn geben und keinen faulen Kompromiss.

Wenn man an einer solchen Stelle eine Bibliothek bauen und die berechtigten Erwartungen an modernes Medien- und Wissenszentrum erfüllen will, müssten Institutionen wie die Staatsbibliothek, das Staatsarchiv und in der Medienmetropole Hamburg auch die großen Verlags- und Medienhäuser beteiligt sein.

Das Vorhaben einer möglichen Wohnbebauung am Schopenstehl 13 ist das Ergebnis eines bezirklichen Gutachtens zur Stärkung des innerstädtischen Wohnens im Kontorhausviertel, welches völlig unabhängig von dem Wohnanteil am Domplatz ist und keinesfalls als Ersatz hierfür dienen kann. Dieses geplante Vorhaben am Schopenstehl steht als Verhandlungsmasse nicht zur Verfügung.“

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