Robin Wood steigt Vattenfall aufs Dach

KRAFTWERK.jpegRobin Wood-AktivistInnen sind heute in der Hamburger Innenstadt dem Energiekonzern Vattenfall „aufs Dach“ gestiegen und haben ein Transparent mit der Aufschrift „Noch mehr Störfälle?“ an die Fassade des Kundenzentrums in der Spitaler Straße gehängt. Andere ver­teilten Flyer, in denen die KundInnen des Konzerns aufgefordert werden, zu einem Öko­stromanbieter zu wech­seln.

Die Proteste richten sich gegen den heute von Vattenfall beim Bundesumweltminister gestellten Antrag, den von Robin Wood als marode bezeichneten Meiler Brunsbüttel – noch länger als im Atomgesetz vorgese­hen – am Netz zu lassen. Dadurch würde der längst überfällige Atom­ausstieg in noch weitere Ferne rücken. Robin Wood fordert Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf, den Antrag von Vattenfall abzulehnen.

Der Schrottreaktor im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel wird voraussichtlich bis spätestens zum Jahr 2009 die gesetzlich geregelte Reststrom-Menge erzeugt haben und muss dann abge­schaltet werden, so die Umweltschützer. Das wolle Vattenfall verhindern und habe daher jetzt beim Bundesumwelt­minister be­antragt, 15 Milliarden Kilowattstunden aus dem Stromkontingent des Meilers Mülheim-Kärlich auf den Alt-Reaktor zu übertragen und so dessen Laufzeit bis zum Jahr 2011 zu verlängern. Das AKW Mülheim-Kärlich war in den achtziger Jahren nur rund ein Jahr in Betrieb gewesen.

Vattenfall behauptet, die Verlängerung der Laufzeit des Reaktors in Brunsbüttel diene dem Klima­schutz. Dazu Bettina Dannheim, Energiereferentin von Robin Wood: „Vattenfall spielt sich als Kli­maschützer auf. Dabei blockiert der Konzern durch sein Festhalten an Kohle und Atom die Wende hin zu einer klimafreundlichen und sicheren Versorgung mit erneuerbaren Energien. In Hamburg-Moorburg, Ber­lin und in der Lausitz plant Vattenfall neue Kohlekraftwerke, die das Klima die nächs­ten 40 Jahre massiv und unnötig belasten würden. Vattenfall geht es nicht um Klimaschutz, sondern um zusätzli­che Gewinne aus einem
alten, abgeschriebenen Atommeiler. Wer anderes glaubt, ist naiv.“

Vattenfall stellte diesen Antrag jetzt, obwohl der Konzern zurzeit so massiv in der Kritik stehe wie nie zuvor. Nach der Beinahe-Katastrophe im ebenfalls von Vattenfall betriebenen schwedischen Meiler Forsmark im Sommer vergangenen Jahres kamen scheibchenweise immer mehr Informatio­nen ans Licht, die den Verfall der Sicherheitskultur bei Vattenfall belegen. So sei der Reaktor Fors­mark 1 sieben Monate mit einer defekten Gummidichtung gelaufen, weil Proben verschlampt, statt ins Labor geschickt worden seien.

Berichte über alkoholisierte Mitarbeiter und eine hohe Unfallhäu­figkeit schreckten sogar die Staatsanwaltschaft auf, die Ermittlungen gegen Vattenfall einleitete.

Auch in Deutschland setze der Konzern auf Verheimlichen und Vertuschen. So liege im schleswig-holsteinischen Sozialmi­nisterium eine Liste mit „Schwachstellen“ des AKWs Brunsbüttel, deren Her­ausgabe Vattenfall mit einer Klage zu verzögern suche.

„Vattenfall erwartet, dass die Öffentlichkeit dem Konzern blind vertraut. Doch zahlreiche Störfälle und die Vertuschungspraxis bei Vattenfall belegen, dass diesem Betreiber die gesetzliche geforderte Zuver­lässigkeit fehlt. Er missachtet grundlegende
Sicherheitsvorschriften“, sagt Bettina Dannheim, Ener­giereferentin bei Robin Wood. „Dass Vattenfall jetzt nach dieser Serie von Horrormeldungen auch noch die Laufzeit des Schrott-Reaktors Brunsbüttel verlängern will, ist dreist und gefähr­lich. Jeder Tag, den der Schrott-Reaktor länger am Netz bleibt, ist ein Tag zuviel.“

Das AKW Brunsbüttel ist einer der ältesten noch in Deutschland betriebenen Siedewasser-Reakto­ren. Er stand infolge einer Reihe von Pannen und Störfällen so lange still wie kein anderer Reaktor in Deutschland. Eine Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Nähe zum
Reaktorkern hätte im Jahr 2001 fast zu einer Katastrophe geführt.

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