Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen etwas gesunken, es liegt aber weiterhin deutlich über dem Niveau der letzten anderthalb Jahre.
Das zeigt der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von September bis Ende November 2014 weist das IMK-Frühwarninstrument eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 20,5 Prozent aus. Im August waren es 25,2 Prozent. Damit liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit nach dem Ampelsystem des Indikators am oberen Rand des „grünen Bereichs“ (geringes Risiko unter 30 Prozent). Die Indikator-Werte von August und September sind die höchsten seit Anfang 2013.
Die aktuelle Vorhersage beruht auf dem Datenstand von Anfang September. Das IMK nutzt bei seinem Indikator die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). In die Gleichungen des Indikators fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren.
„Trotz des leichten Rückgangs beim Rezessionsrisiko ist nach wie vor Vorsicht geboten“, sagt IMK-Eperte Peter Hohlfeld. Realwirtschaftliche Größen wie Industrieproduktion und Auftragseingänge wiesen zwar wieder etwas nach oben, auch die Finanzmärkte signalisierten eine leichte Entspannung. Die Tendenz bei den Stimmungsindikatoren sei allerdings weiter stark negativ. Die Unternehmen beurteilten nicht nur ihre aktuelle Lage schlechter, auch die Erwartungen für die nahe Zukunft trübten sich in verstärktem Maße ein.
„Es bleibt abzuwarten, ob die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung nur eine Pause eingelegt hat, oder ob es im kommenden Monat wieder abwärts geht“, sagt Hohlfeld. Das IMK geht derzeit davon aus, dass sich der Konjunkturaufschwung insgesamt fortsetzen wird, aber weniger stark ausfallen wird, als es im Sommer prognostiziert hatte.