Reform an „Eine Schule für Alle“ messen

Die GEW begrüßt das Prinzip der Primarschule grundsätzlich, hat aber auch durchaus noch Vorbehalte zum Rahmenkonzept der Schulreform. Man hätte sich noch längeres gemeinsames Lernen gewünscht.

„Unser Maßstab ist klar: Die Reform muss sich an der besten Schule messen lassen – an der einen Schule für Alle“, kommentiert Klaus Bullan das gestern von der Bildungdsbehörde vorgestellte Rahmenkonzept zur Schulreform. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft/GEW Hamburg stellt klar: „Wir unterstützen alle Schritte, die zu längerem gemeinsamem Lernen führen oder führen können, d. h. den Weg dahin offen halten bzw. nicht verbauen. Alles, was frühe Trennung oder soziale Selektion festschreibt oder
die Möglichkeit dafür eröffnet, bekämpfen wir.“

Die GEW unterstütze grundsätzlich die Absicht, mit der Einführung der Primarschulen das längere gemeinsame Lernen auf sechs bzw. sieben Jahre zu erhöhen, so Bullan. Dies könne ein Schritt in die richtige Richtung sein,
wenn bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt würden.

Bullan: „Das Rahmenkonzept betont die organisatorische und pädagogische Eigenständigkeit der Primarschulen, lässt aber die Möglichkeit der räumlichen Angliederung an weiterführende Schulen ab Klasse 1 bzw. ab Klasse 4 ausdrücklich zu. Auch wenn damit keine Vorentscheidung für die weitere Schullaufbahn intendiert ist, so ist doch aus Sicht der GEW die Gefahr gegeben, dass durch die räumliche Nähe zur weiterführenden Schule eine solche Entwicklung befördert wird. Deshalb ist die auch räumliche Eigenständigkeit aller Primarschulen für uns von höchster Priorität.

Weiterhin wird es bei der konkreten Ausgestaltung der Reform darauf ankommen, dass die Aufteilung in leistungsstärkere und leistungsschwächere SchülerInnen grundsätzlich vermieden wird, dass wirklich an allen
Primarschulen Gymnasiallehrkräfte unterrichten und dass die Profilbildungen nicht zu Vorentscheidungen über die Schullaufbahn führen. Die Absichtserklärungen dazu im Rahmenkonzept begrüßen wir.“

Das Aufnahmeverfahren für die jeweilige Primarschule, Stadtteilschule oder das Gymnasium ist aus Sicht der GEW ungeklärt. Das Wohnortprinzip ist als wichtigstes Kriterium unerlässlich – zumindest wenn die Zahl der Bewerbungen die der Plätze übersteigt. Ebenso bleibt im Rahmenkonzept die Zügigkeit der weiterführenden Schulen offen. Die GEW wird darauf dringen, dass dies in erster Linie nach den pädagogischen Notwendigkeiten und nicht nach anderen Kriterien entschieden wird.

Integrative Schulstrukturen in der Sekundarstufe statt Zwei-Säulen-Modell

Die Aufteilung nach der sechsten Klasse in Stadtteilschulen und Gymnasien lehnt die GEW ab. Bullan: „Wir sind davon überzeugt, dass damit die soziale Selektion nicht aufgehoben und wirkliche Gleichwertigkeit beider
Bildungsgänge nicht erreicht werden kann.“ Die GEW strebe deshalb an, dass in den 22 Schulregionen auch in der Sekundarstufe vorrangig integrative Schulstrukturen eingerichtet werden, d.h. kein Nebeneinander von
Stadtteilschulen und Gymnasien entsteht. Schulregionen, in denen künftig nur integrative Bildungsgänge angeboten werden, müssen von der Bildungsbehörde besonders gefördert werden.

Eine entsprechende Aussage für die Priorität integrierter bzw. inklusiver Bildungsgänge fehlt im Rahmenkonzept.

Bei der Ausgestaltung von Stadtteilschulen und Gymnasien ist darauf zu achten, dass beide Schulformen alle Bildungsabschlüsse für ihre SchülerInnen offen halten. In diesem Zusammenhang begrüßt die GEW die Absicht, dass alle Stadtteilschulen Bildungsgänge bis zum Abitur nach 13 Jahren anbieten sollen.

Grundsätzlich müssen aus Sicht der GEW die Berufsorientierung sowie die Zusammenarbeit mit den beruflichen Schulen nicht nur vorrangig in den Stadtteilschulen, sondern auch an den Gymnasien angeboten werden, die gleiche Mindestzügigkeit für Gymnasien wie für Stadtteilschulen gelten, Klassenwiederholungen in beiden Schularten grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Bullan: „Wir hätten uns einen expliziten Hinweis darauf gewünscht, dass die Stadteilschulen an den Prinzipien des gemeinsamen Lernens der integrierten Gesamtschulen orientiert sind.“

Ein Gedanke zu „Reform an „Eine Schule für Alle“ messen“

  1. Hamburg und die Schule.
    Es scheint modern zu sein Reformen zu produzieren.
    Erst die Ganzwort-Methode, die uns Legastheniker bescherte. Danach die Mengenlehre, die die Kinder in Panik versetzte. Und wenn nicht an den Inhalten des Lehrstoffs manipuliert werden kann nimmt man sich die ganze Schullandschaft vor. Pisa wird das Maß aller Dinge.
    Was nichts kostet wird aus Skandinavien übernommen, der Rest aus skandinavischen Schulen, der Geld kostet (mehr Lehrer und Sozialpädagogen), wird unter den Tisch gekehrt. Anschließend wird mit kernigen Worten in Infoblättern, die es laut Duden nicht gibt (Lerncoachings, Lerncurricula) alles flott geredet. Peinlich!!! –
    Bedauerlich ist nur, dass bei einem politischem Wechsel alles von vorne beginnt und Schüler und Eltern damit fertig werden müssen.
    Nur Mut Normalbürger, schafft ein schlechtes Schulsystem
    ab um es gegen ein noch schlechteres einzutauschen.
    Und denkt darüber nach warum es immer mehr Privatschulen gibt in die die Reichen und Gebildeten ihre Kinder schicken. Doch ganz bestimmt nicht weil die neue Schulreform überzeugt.

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