Reallöhne im Norden steigen

Im vergangenen Jahr sind die Arbeitnehmereinkommen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gewachsen. Der Reallohnindex in Deutschland stieg im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent, so das Statistische Bundesamt. Es zeige sich, dass vor allem Beschäftigte mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten hohe nominale Zuwächse aufweisen.

Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord), erklärt dazu:

„Der Anstieg der Reallöhne ist kein Naturereignis. Dahinter stehen die Leistung der Beschäftigten für mehr Wirtschaftswachstum und ordentliche Tarifabschlüsse. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Norden profitieren von dieser Entwicklung besonders, denn hier befindet sich der Lohnkeller der Nation. Der Trend muss sich verstetigen, um das Erwirtschaftete endlich gerechter zu verteilen. Tarifverträge sind das A und O einer guten Lohnentwicklung, der Mindestlohn ist nur eine untere Auffanglinie in den Bereichen, die noch tariflos sind und Tarifverträge dringend brauchen. Daher wird die zuständige Mindestlohn-Kommission auf Bundesebene auch für 2017 eine Anhebung der Lohnuntergrenze veranlassen. Insbesondere in der Fleischverarbeitung, dem Wachschutz, im Einzelhandel und Gastgewerbe hat sich bei Löhnen seit Einführung des Mindestlohns etwas getan – 2014 hatten etwa rund die Hälfte der Beschäftigten im Gastgewerbe noch Stundenlöhne unter 8,50 Euro. Die Dumpinglohnkultur in Deutschland ist vorbei, mehr Tarifverträge schaffen auch für die Arbeitgeber klare Verhältnisse. Seit drei Jahren ist es den Gewerkschaften gelungen, Tarifsteigerungen durchzusetzen, die oberhalb der laufenden Preissteigerungsrate lagen. Das ist aber erst der Anfang, da ist noch viel Luft nach oben: Wir werden auch in diesem Jahr ein deutliches Lohnplus in allen Branchen und ein Comeback der Tarifverträge herbeiführen. Und das ist auch gut so nach einem Jahrzehnt der Stagnation und Deregulierung. Um den überwiegend von der Binnennachfrage getragenen Aufschwung zu stabilisieren, kommt es auf eine kräftige Lohnentwicklung an, auch und gerade im Norden. Sie kann dazu beitragen, eine besser balancierte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zu fördern. Das unterstützt zugleich auch die konjunkturelle Entwicklung in den europäischen Nachbarländern.“

Die Tarifrunde 2016 hat bereits begonnen: Verhandelt wird bereits in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie und bei der Deutschen Telekom AG, Ende Februar folgen der öffentliche Dienst (Bund, Gemeinden), Ende März die Metall und Elektroindustrie und im Sommer dann u. a. die chemische Industrie.

Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 12,5 Mio. Beschäftigte ab, darunter etwa 10,8 Mio. in den alten und 1,7 Mio. in den neuen Bundesländern. Für weitere 6,8 Mio. Beschäftigte traten im Jahr 2015 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2014 oder früher vereinbart worden waren.

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