Professoren-Abbau durch die Hintertür

HOCHSCHULE.jpegStatt neue ProfessorInnen einzustellen, legt der Senat immer wieder Fächer zusammen und spart auf diese Weise Stellen ein. Das ergibt die ANtwort des Senats auf eine Anfrage von Dr. Barbara Brüning (SPD). Die Hochschulexpertin nennt die Politik des Wissenschaftssenators „konzeptionslos“.

Die Antwort des Senats mache erneut die aus ihrer Sicht „konzeptionslose Hochschulpolitik von Senator Dräger“ deutlich, so Brüning. In drei Bereichen versuche der Senat, den Abbau von Professorenstellen durch Kooperationen aufzufangen. „Ein Etikettenschwindel“, kritisierte Brüning. „In allen drei Bereichen fehlt es an Koordinierung, verlässlichen Rahmenbedingungen und ausbaufähigen Perspektiven. Hier wird Umstrukturierung und Fächerabbau durch die Hintertür betrieben.“

Fall 1: Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die ursprünglich zu den Sozialwissenschaften gehörte, wurde 2005 dem Department Geschichtswissenschaften zugeschlagen. Mehrere Professorenstellen wurden nicht wieder besetzt. Die vereinbarte Kooperation mit dem Schwerpunkt Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik (IGN), Department Mathematik, wird in der Antwort des Senats gar nicht mehr erwähnt. Tatsächlich kam erst kürzlich am IGN das Aus für eine Professur für Chemiegeschichte, die einen wesentlichen Bestandteil der in der Kooperation vereinbarten Unterstützung der Umweltgeschichte am Schwerpunkt Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ausmachen sollte.

Fall 2: Die Kooperation der Fachrichtung Ernährungs- und Haushaltswissenschaft am Institut für Gewerblich-technische Wissenschaften, Universität Hamburg, mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) sieht die Verlagerung einer zur Zeit nicht besetzten Professorenstelle an die HAW vor. „Hätte der Senat die Absicht, die Stelle zu besetzen, wäre eine Verlagerung gar nicht notwendig, den Studierenden bliebe es erspart Versuchskaninchen eines bisher einzigartigen Kooperationsversuchs zwischen der Universität und einer Fachhochschule zu werden“, so Brüning. Tatsächlich sehen sich die Lehramtsstudierenden der Universität erheblichen Problemen ausgesetzt. So haben Universität und Hochschule unterschiedliche Vorlesungszeiten und die Ausbildung soll in dem entfernt liegenden Bergedorf stattfinden.

Fall 3: Die Kooperation im Fach Theologie zwischen den Universitäten Kiel und Hamburg wurde mit der Unterlastung in Hamburg begründet und hat zum Abbau von Professorenstellen geführt. Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass die Hälfte der Religionslehrer an den Hamburger Schulen keine entsprechende Ausbildung absolviert hat. „Die Fächervielfalt kann bei gleichzeitigem Abbau von Professorenstellen nicht durch dubiose Kooperationen erhalten werden“, sagte Brüning. Sie forderte Wissenschaftssenator Dräger auf, endlich „mit dem Kooperationswildwuchs Schluss zu machen. Entweder die Universität Hamburg setzt auf die Fächervielfalt und sorgt für die entsprechende finanzielle Ausstattung oder nicht. Die Flucht in Kooperationen muss endlich aufhören. Die Ressourcen, die dafür verschwendet werden, können besser eingesetzt werden.“

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