Online-Abendblatt nur noch gegen Bezahlung

Das nennt man mutig: Schon kommende Woche errichtet Axel Springer bei den Web-Portalen des „Hamburger Abendblatts“ und der „Berliner Morgenpost“ Bezahlschranken. Für regionale News und Archiv-Inhalte müssen Nutzer künftig zahlen. Die Flatrate beim Hauptstadtblatt soll nach MEEDIA-Informationen 4,99 Euro pro Monat kosten, Leser von Abendblatt.de müssen zwei bis drei Euro mehr zahlen. Micropayment für einzelne Artikel wird es vorerst nicht geben, der erste Klick soll zudem gratis bleiben.

MEEDIA berichtet weiter:

Damit ist Springer das erste deutsche Medienhaus, das mit den seit langem branchenweit diskutierten Bezahl-Plänen Ernst macht. Bereits im Sommer hatte Konzernchef Mathias Döpfner angekündigt, dass er Freemium-Modelle für journalistische Portale durchsetzen wolle. Bei der Vorstellung der kostenpflichtigen Apps für „Bild“ und „Welt“ erklärte Döpfner, dass der Bezahl-Service für die Regional-Titel am kommenden Dienstag starten wird. Wie hoch die Akzeptanz für die im Web ungewohnten kostenpflichtigen Inhalte sein wird, ist ungewiss. Offenbar hat der Verlag auch keine Marktforschungen in dieser Sache unternommen.

Stattdessen wird es wohl eine Reihe von neuen Tools für zahlungswillige User geben, die zusätzliche Anreize zum Abschluss eines Web-Abos schaffen sollen. So risikoreich der Pay-Vorstoß im Alleingang erscheinen mag, so unausweichlich scheint auch die Notwendigkeit, Vertriebserlöse auch bei den News-Portalen zu erzielen. Unter Insidern ist es kein Geheimnis, dass die inflationäre Online-Reichweiten-Jagd der Medienhäuser von Werbekunden nicht gedankt wird: Trotz gigantischer Visit-Zahlen sind die Banner-Preise viel zu niedrig, um den hohen redaktionellen Aufwand wieder einzuspielen. Ein Experte: „Wir stehen am Scheideweg. Entweder es gelingt, ein Bezahlmodell zu etablieren – oder wir müssen den redaktionellen Bereich radikal besparen.“

So gesehen bietet der Test-Ballon zumindest in der Theorie auch Chancen, Qualitätsjournalismus im Internet langfristig zu sichern. Der springende Punkt ist, ob sich genügend zahlungsbereite Leser finden. Vermutlich gelingt dies höchstens, wenn der Verlag im Gegenzug neue Features und eine nochmals intensivierte Berichterstattung im regionalen Umfeld anbietet.

Abgerechnet werden die Regional-Flatrates dem Vernehmen nach über den Onlinedienst Click & Buy. Dadurch, dass der erste Klick in eine Story frei zugänglich bleiben wird, dürfte die Auffindbarkeit durch Google gegeben bleiben. Zudem sollen weite Teile des Portals, etwa die überregionalen Nachrichten, ebenfalls gratis bleiben. Das neue Pay-Konzept betrifft zunächst nur die Regional-Flaggschiffe von Springer. Die Klickmaschine Bild.de als stationäres Portal ist von den Plänen nicht betroffen.

Die mobilen Apps für iPhone-Besitzer etwa von Bild.de wird es bei Springer ebenfalls nur noch gegen Bezahlung geben. Anders als bei der „Dumping-App“ der „B.Z.“, die derzeit zum einmaligen Downloadpreis von 79 Cent angeboten wird, werden auch hier Lizenzmodelle mit monatlichen Abo-Gebühren greifen.

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