Öl-Unfall in der Nordsee jederzeit möglich

Auch in der Nordsee ist ein schwerer Ölunfall jederzeit möglich, meint Greenpeace. Auch hier fördert BP aus großer Tiefe Öl – zwar nicht aus 1,500, aber doch aus 400 Meter Tiefe. Da kommt im Ernstfall kein Taucher hin, um eine defekte Leitung zu reparieren.

Die Öl- und Gas-Plattformen in der Nordsee sind unfallgefährdet und für eine schleichende Verschmutzung der Nordsee verantwortlich. Dies ist das Ergebnis eines aktuellen Greenpeace-Beobachtungsfluges. An fünf Nordsee-Plattformen haben Greenpeace-Experten große schwimmende Ölteppiche dokumentiert.

Greenpeace kontrollierte 25 der rund 400 Förderanlagen in der Nordsee. Besonders risikoreich ist die Ölfoerderung des BP Konzerns mit Förderschiffen
westlich der Shetland-Inseln in ueber 400 Metern Wassertiefe. Wie die aktuelle Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko zeigt, sind die Risiken der Offshore-Ölförderung nicht kalkulierbar. Greenpeace fordert daher, dass keine neuen Genehmigungen zur Förderung von Öl und Gas in der Tiefsee erteilt werden.

„Eine Öl-Katastrophe wie im Golf von Mexiko kann sich auch in der Nordsee jederzeit ereignen“, sagt Meeresbiologe Christian Bussau von Greenpeace. „Regelmäßig kommt es bereits zu Unfällen auf Ölplattformen. Schlimmer als die Unfälle sind jedoch die chronischen Ölverschmutzungen. Rund um die Uhr wird schon im Normalbetrieb Öl in die Nordsee eingeleitet.“

Letzten Zahlen der OSPAR (Oslo-Paris-Kommission zum Schutz des Nordost-Atlantiks) zufolge, kam es im Jahr 2007 zu 515 Öl-Unfällen auf Plattformen im Nordost-Atlantik. 3.907 Tonnen Öl traten dabei aus.

Zusätzlich wurden 9.596 Tonnen Öl durch den alltäglichen Förderbetrieb eingeleitet. Die Plattformen fördern ein Gemisch aus Öl, Gas und Wasser. Das Wasser wird vom Öl getrennt und als so genanntes Produktionswasser ins Meer geleitet. Es enthält Restmengen an Öl. Schadstoffe aus dem Öl können in die Nahrungskette gelangen und sich beispielsweise in Würmern, Muscheln, Schlangensternen, Fischen, Seevögeln und Meeressäugern anreichern.

Seit die Öl- und Gasreserven in der relativ flachen Nordsee nahezu erschöpft sind, dringen Ölkonzerne in immer größere Tiefen und arktische Regionen vor. Mit steigender Wassertiefe erhöht sich das Risiko von Unfällen. So pumpt BP mit riesigen Förderschiffen, so genannten FPSOs (Floating Production, Storage and Offloading), Öl aus über 400 Metern Wassertiefe. Die Schiffe sind durch flexible Steigleitungen mit dem Bohrloch verbunden. Am Meeresboden wird eine vergleichbare Technik mit Bohrlochköpfen (wellheads) und Sicherheitsventilen wie an der explodierten BP-Plattform im Golf von Mexiko verwendet.

„Falls es hier zu einem Unfall kommt, kann kein Mensch das Bohrloch erreichen“, sagt Bussau. „Taucher können nur bis rund 200 Meter Tiefe arbeiten. Hier müsste, wie bisher erfolglos im Golf von Mexiko, mit unbemannten Unterwasser-Robotern operiert werden.“

Die stärksten Ölverschmutzungen hat Greenpeace bei den Plattformen Ninian Southern, Ninian Central, Tiffany (Canadian Natural Resources Limited), Dunlin (Fairfield Energy) und im Brent Feld (Shell) festgestellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.