Neues Verwirrspiel von WWL

Schon klar: „Judex non calculat“ bedeutet eigentlich nicht, dass Juristen nicht rechnen könnten. Angesichts der jüngsten Äußerungen von WWL-Sprecher und Rechtsanwalt Dr. Scheuerl könnte man aber schon vermuten, dass manchmal ein gewisses Maß an Dyskalkulie die Wahrnehmung trübt. Oder werden im WWL-Newsletter die Tatsachen absichtlich verdreht?

Die Initiative PROschulreform hat’s richtig gestellt:

Wieder einmal versucht Herr Scheuerl, Sprecher der Initiative „Wir wollen lernen!“, durch Zahlenspiele zu beeindrucken. Leider ist das aktuelle Rechenbeispiel nicht korrekt. So behauptet er in seinem Rundschreiben vom 29.01.2010, die Schule Rellinger Straße habe nur eine Quote von Gymnasialempfehlungen von 53,1%, während der Eimsbütteler Schnitt bei 70,5% läge.

Herr Scheuerl zitiert dabei aus der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der SPD vom 22.12.2009. Dort bezieht er sich auf die Vergleichszahl aus der REGION Eimsbüttel und ordnet die Schule Rellinger Straße in diese Region ein.

Das ist aber falsch, denn die Schule Rellinger Straße gehört zur Region 9 (Stellingen). Die dortige Vergleichszahl lautet 48,3 Prozent (Anlage 3 der Antwort auf die Große Anfrage). Damit liegt die Schule Rellinger Straße mit 53,1 Prozent sogar ÜBER dem Durchschnitt ihrer Region.

„Sicher ist Herrn Scheuerl hier nur ein argloser Flüchtigkeitsfehler unterlaufen,“ so Stefanie von Berg, die Sprecherin der Elterninitiative PROSchulreform Hamburg. „Möglicherweise verwirrt ihn auch, dass die Schule Rellinger Straße im BEZIRK Eimsbüttel liegt und ein Bezirk mehrere Regionen umfasst – aber das sind eigentlich wichtige Grundkenntnisse der Hamburger Schullandschaft, die bei der statistischen Analyse helfen.“

PROSchulreform rät daher, die Anlage 4 der Großen Anfrage aufzuschlagen, aus der Herr Scheuerl selbst zitiert. Hier kann man entnehmen, dass die Vergleichszahl für den Bezirk bei 55,6 Prozent liegt. Die Schule Rellinger Straße liegt also nur geringfügig unter diesem Durchschnitt. Dabei sollte Herr Scheuerl allerdings berücksichtigen, dass dieser Durchschnitt auch die Schulen aus der REGION Eimsbüttel berücksichtigt, deren Schulen in der Regel einen höheren Sozialindex haben als die die Schule Rellinger Straße (KESS 3).

Zur Ergänzung ist anzuführen, dass die Clara-Grunwald-Schule in Neu-Allermöhe, die ebenfalls mit individualisiertem Unterricht und jahrgangsübergreifendem Lernen arbeitet, hinsichtlich der Gymnasialempfehlung sogar weit über dem Durchschnitt der Schulen mit einem vergleichbaren Sozialindex (hier: KESS 1) liegt. Liegt der Schnitt der Schulen mit KESS 1 bei etwa 23%, so hat die Clara-Grunwald-Schule eine Quote von 48,4%. Auch dies ist in derselben Antwort des Senats nachzulesen – wie auch die Tatsache, dass einige Schulen mit dem Sozialindex 6 (also dem höchsten Index) nur eine Gymnasialempfehlungsquote von unter 55% haben.

Als letzter Punkt sei erwähnt: War es nicht Herr Scheuerl, der ein Elternwahlrecht forderte, weil die Gymnasialempfehlungen so unzuverlässig sind? Es stellt sich letztendlich die Frage, warum gerade er nun die Quote als Qualitätskennzahl heranzieht.

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