Neue Drogeneinrichtung: Protest in Altona

Jugendhilfe e.V. will zwei seiner Suchthilfeeinrichtungen künftig an einem gemeinsamen Standort in Altona unterbringen – und aus der neuen Nachbarschaft hagelt es Protest. Anwohner sprechen bereits über eine Unterschriftensammlung und ein Bürgerbegehren.

Das Problem gibt es auch bei Kitas, Pflegeeinrichtungen oder Einrichtungen für Behinderte, am stärksten aber im Bereich der Drogenhilfe: Dass es sie geben muss, sieht jeder ein, aber viele wehren sich mit Zähnen und Klauen, wenn solch eine Institution in die Nachbarschaft ziehen will. „Zähne und Klauen“ ist dabei wörtlich zu nehmen: Das geht bis zu anonymen Gewaltdrohungen. In Schleswig-Holstein wurde vor einigen Jahren ein Objekt, das ein großer Hamburger Träger übernehmen wollte, mit mehreren Brandmarken versehen. Dazu der klare Hinweis: Wenn Ihr kommt, fackeln wir Euch ab.

So weit geht es in Altona natürlich nicht – Altonaer sind weder intolerant noch gewalttätig. Aber die Menschen sorgen sich: Was kommt da auf uns zu?

Jugendhilfe e.V. versucht, die Sorgen zu entkräften:

Argumente für ein gutes Miteinander von Anwohnern, Gewerbetreibenden und Jugendhilfe e.V.

Einige Anwohner und Gewerbetreibende in Hamburg-Altona sorgen sich um die Zukunft ihres Stadtteils. Anlass ist der Plan von Jugendhilfe e.V., in einem leer stehenden Gebäudekomplex in der Virchowstraße 15 – einer ehemaligen Gewürzmühle – eine Suchthilfeeinrichtung anzusiedeln. Dabei handelt es sich nicht um ein neues und zusätzliches Angebot, sondern um die Verlegung des bereits bestehenden „ABC“ in der Großen Bergstraße 219 und des „Stay Alive“ in der Davidstraße 30.

Die Gegner der geplanten Suchthilfeeinrichtung möchten nun erreichen, dass das Projekt vom Bezirk Altona nicht genehmigt wird. Zur Durchsetzung ihrer Forderungen setzen sie unter anderem auf eine Unterschriftensammlung im Rahmen eines Bürgerbegehrens. In der Diskussion darum wird allerdings ein Bild gezeichnet, das in keiner Weise der Realität entspricht, nämlich das einer Drogenszene, die Anwohner gefährdet und Kunden der Gewerbetreibenden vergrault.

Aus unserer langen Erfahrung heraus kennen wir diese Ängste und verstehen sie. Aber wir wissen auch, dass sie oft in Unkenntnis dessen entstehen, was tatsächlich in unseren Einrichtungen geschieht. Deshalb möchten wir mit einigen Argumenten gern zur Versachlichung beitragen. Denn wir sind überzeugt davon, dass es in der Virchowstraße ein gutes Miteinander von Anwohnern, Gewerbetreibenden und Jugendhilfe e.V. geben kann:

• Ein Umzug der beiden Suchthilfeeinrichtungen ABC und Stay Alive aus der Großen Bergstraße und der Davidstraße in die Virchowstraße 15 ist dringend nötig, weil die alten Räume für eine optimale Versorgung der Klienten schon länger nicht mehr ausreichen.

• Mit seiner Zustimmung eröffnet Altona suchterkrankten Einwohnern – 80 Prozent der Klienten des Stay Alive kommen aus Altona und St. Pauli – die Möglichkeit zu einem lebenswerten Leben ohne illegale Suchtmittel.

• Statt einer offenen Drogenszene im Stadtteil gibt es Beratung, Ausstiegshilfen, ärztliche Behandlung, hygienische Drogenkonsumräume sowie Lebenshilfen und -training in den Räumen der Einrichtungen. Daraus folgt: Weniger Belastung für die Stadtteile.

• Beide Einrichtungen haben montags bis freitags und nicht am Wochenende geöffnet. Das Stay Alive hat von 11:30 bis 19:30 Uhr (montags) bzw. 13:00 bis 19:30 Uhr (dienstags bis donnerstags) und das ABC von 09:00 – 19:00 Uhr (montags bis freitags) geöffnet. Zu anderen Zeiten gibt es keinen Publikumsverkehr.

• Der Eingang für das Stay Alive und ABC in der Virchowstraße 15 soll so gestaltet werden, dass die Klientinnen und Klienten die Nachbarschaft bei ihrem Besuch in den geplanten Einrichtungen nicht stören können.

• Über das ABC und Stay Alive gibt es bisher keine Beschwerden von Nachbarn. Auch keine von Geschäftsleuten beispielsweise aus der Großen Bergstraße. Denn dort befindet sich das ABC seit fünf Jahren – völlig unauffällig und integriert in der Vielfalt der Einkaufsstraße.

• Im Umfeld der jetzigen Standorte, beispielweise auf dem Schulhof der Ganztagsschule St. Pauli, sind seit der Existenz des Stay Alive in der Davidstraße keine Spritzen mehr zu finden. Dies wird durch die Schule bestätigt.

• Die Zahl der Wohnungseinbrüche und Autoaufbrüche in St. Pauli liegen weit unter dem Hamburger Durchschnitt, die Existenz des Stay Alive hat also keine zusätzliche Beschaffungskriminalität zur Folge. Das ist die Erkenntnis des Polizeireviers in der Davidstraße.

Informationen zu Jugendhilfe e.V.:
Wir unterstützen Menschen mit Suchtproblemen und sind in der Wohnungslosenhilfe aktiv. Zu diesem Zweck engagieren wir uns in der öffentlichen Gesundheitspflege, der Sozialarbeit, der Jugendhilfe und der Rehabilitation. Jugendhilfe e.V. arbeitet gemeinnützig und ist Träger ambulanter sowie stationärer Einrichtungen: Drogen- und Suchthilfe Kontakt- und Beratungsstellen, Integrierte Drogen- und Suchtberatung, Therapieeinrichtungen, Übergangseinrichtungen und Wohnprojekte, Wohnungslosenhilfe.

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Website www.jugendhilfe.de.

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