Mitte für „Zwei Säulen“

photocaseSCHULE.jpegNachdem sich in der Diskussion um Hamburgs künftige Schulstruktur bereits die Altonaer SPD mit einer hauchdünnen Zwei-Stimmen-Mehrheit auf das sogenannte Zwei-Säulen-Modell festgelegt hatte, zog gestern die SPD Mitte fast einstimmig nach. Die übrigen fünf SPD-Kreise geben ihre Voten in den kommenden Wochen ab.

Eigentlich sind sich im Hinblick auf das „Endziel“ alle einig: Nicht erst seit PISA ist klar, dass das nur noch in Deutschland und Österreich praktizierte Modell der mehrstufigen Ständeschule weltweit nicht mehr konkurrenzfähig ist. Am Ende, das ist durchgehend Konsens in Hamburgs SPD, muss es ein integriertes System geben, das alle Begabungen ausschöpft und alle Lernenden fördert.

Uneins ist man indes über den Weg dahin. Die Zwei-Säulen-Fraktion um Fraktionschef Neumann, seine Geschäftsführerin Ernst und Mitte-Kreischef Kahrs sieht bessere Chancen für die schnelle Verwirklichung ihres Modells, weil es in wesentlichen Teilen „baugleich“ mit dem der CDU ist. „Zwei Säulen“ bedeutet: Ein Teil der Kinder wechselt nach Klasse vier auf das Gymnasium, der gesamte Rest besucht eine gemeinsame, integrierte Schule.

Der zweite Grund der Säulen-Befürworter: Derzeit schicken 50 % der Eltern ihre Kinder auf das Gymnasium; die könnte man mit anderen Lösungen vor den Kopf stoßen, was im Hinblick auf künftige Wahlen natürlich nicht gewollt ist.

In der anderen Fraktion innerhalb der SPD finden sich unter anderem (fast) alle Bildungspolitiker der Partei. Nach ihrer Beobachtung ist die Aufteilung der Kinder auf verschiedene Schulformen schon deshalb wenig sinnvoll, weil ein erheblicher Teil der Lernenden seine Fähigkeiten bis dahin noch gar nicht voll entwickelt hat.

Sie plädieren deshalb für längeren gemeinsamen Unterricht, wie er bei allen PISA-Gewinnern üblich ist, und fragen zudem ketzerisch, wer wohl seine Kinder freiwillig auf die von der anderen Gruppe konzipierte neue Restschule schicken werde. Wie weit man kommt, wenn die obere Hälfte des Leistungsniveaus überwiegend fehlt, erleben seit Jahren Hamburgs bestehende Gesamtschulen. In der neuen Form müssten sie noch wesentlich stärker Leistungsschwächere integrieren als bisher.

Außerdem gehe es der SPD derzeit um eine programmatische Festlegung, die über einen längeren Zeitraum Bestand haben solle; da könne man nicht aus fragwürdigen taktischen Gründen eine Art „Übergangssystem“ zum Programm erheben.

Die SPD wird sich auf ihrem Bildungsparteitag Anfang Dezember festlegen. SIE können es in der nebenstehenden Umfrage schon jetzt – stimmen Sie ab!

2 Gedanken zu „Mitte für „Zwei Säulen““

  1. Die Gymnasialeltern nicht vor den Kopf stoßen – na ja, die aktuellen wären ja gar nicht betroffen. Und ob Gymnasialeltern für Hamburg Mitte überhaupt ein so wichtiges Thema sind? Für die Kinder ist ein solcher Restschulbeschluss jedenfalls schlecht.

  2. Was soll so eine Reform denn ändern? Die restlichen Haupt- und Realschüler kommen auch noch an die Gesamtschulen, die Gymnasien bleiben Sonderschulen wie bisher, ein Zwei-Klassen-Modell wird zementiert. Wem nützt das?

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