Mehr zentrale Winter-Schlafplätze für Obdachlose

Auch wenn gerade ein Hauch von Spätsommer in der Luft liegt: Heute startet das Hamburger Winternotprogramm – mit Neuigkeiten wie rund 160 Übernachtungsplätzen in der Spaldingstraße 1 sowie erstmals einer Anlaufstelle für Osteuropäer. 2010 hatte der CDU-Senat noch Obdachlose auf Feldbetten in einen unterirdischen Bunker verfrachtet.

Die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) bietet nun zentral gelegene, oberirdische Schlafplätze an und entspricht damt einem Wunsch vieler Hilfsbedürftiger. Während der CDU-Senat und der damalige Sozialsenator Dietrich Wersich im verganenen Winter fensterlose Räume im Tiefbunker am Hauptbahnhof angepriesen hatten, sorgt der SPD-Senat jetzt für bessere Nachrichten: An einem neuen Standort in der Spaldingstraße 1 entstanden rund 160 Übernachtungsplätze, außerdem wird erstmals eine Anlaufstelle für osteuropäische Obdachlose eingerichtet. Insgesamt stehen während des Winternotprogramms bis zum 15. April 2012 rund 240 zusätzliche Schlafplätze zur Verfügung.

„Wir wollen obdachlose Menschen nicht nur vor Erfrierungen schützen, sondern das Winterprogramm nutzen, um sie zu beraten und in das bestehende Hilfesystem zu integrieren“, betont Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). „In Hamburg soll niemand auf der Straße übernachten müssen.“

Wo gibt es die zusätzlichen Schlafplätze?

· Wohnunterkunft in der Spaldingstraße 1: Der Träger „fördern und wohnen“ bietet an diesem Standort 160 Plätze an. Die Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf- und Sechs-Bett -Zimmer verteilen sich auf vier Stockwerke. Im Erdgeschoß befinden sich zwei Aufenthaltsräume für Raucher und Nichtraucher, die Büros für die soziale Beratung, die Büros der Anlaufstelle sowie die Sanitärräume (Duschen und Toiletten). Zusätzlich gibt es in diesem Jahr erstmals geschützte Räume für Frauen und mehr Plätze für Obdachlose mit Hunden. Hier werden die obdachlosen Menschen von Sozialarbeitern individuell beraten und in das weitergehende Hilfesystem vermittelt.

· Wohncontainer im gesamten Stadtgebiet: 82 Plätze sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt, in Form von Wohncontainern von 13 Kirchengemeinden, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik, der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und der Heilsarmee. Die meisten Wohncontainer bestehen aus zwei Räumen für jeweils eine Person. In den übrigen Containern können bis zu drei Menschen übernachten. Besonders hervorzuheben sind zehn Plätze für obdachlose Frauen bei der Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie sechs Plätze für obdachlose Paare bei der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik.
Warum gibt es erstmals eine Anlaufstelle speziell für osteuropäische EU-Bürger?

· Infolge der EU-Erweiterung reisen verstärkt Arbeitssuchende aus den neuen Beitrittsländern ein. Wenn es ihnen nicht gelingt, Arbeit aufzunehmen oder wenn sie die Arbeit nach kurzer Zeit verlieren, haben sie häufig keine Sozialleistungsansprüche, was häufig zu Obdachlosigkeit führt. Viele dieser Menschen haben deshalb keine Perspektive, sich dauerhaft in unser Hilfesystem zu integrieren. Die Plätze zum Erfrierungsschutz stellen keine Lösung für die Betroffenen dar.

· Der Hamburgische Senat setzt sich dafür ein, dass alle Obdachlosen in Hamburg human untergebracht und versorgt werden. Die Sozialbehörde hat erstmals in der Spaldingstraße 1 eine Anlaufstelle für obdachlose EU-Bürger geschaffen, in der sie beraten werden und sich über ihre Rechtsansprüche informieren können, wenn es z. B. darum geht, Perspektiven in den jeweiligen Heimatländern zu entwickeln und Rückreisen zu organisieren.

· In der Anlaufstelle werden neben zwei Sozialarbeitern mit den Sprachkenntnissen russisch und polnisch auch die Konsulate der EU-Länder Polen, Bulgarien, Rumänien und der Slowakei bedarfsgerechte Sprechstunden in den jeweiligen Muttersprachen für ihre Bürger anbieten.

Unbürokratische Vermittlung der Schlafplätze über folgende Einrichtungen:

· Tagesaufenthaltsstätte „Bundesstraße“ im Diakoniezentrum für wohnungslose Menschen (Bundesstraße 101, Nähe U-Bahn-Station Christuskirche);

· für Frauen zusätzlich durch den Tagestreff für obdachlose Frauen „Kemenate“ (Charlottenstraße 30, Nähe U-Bahnstation Emilienstraße);

· außerhalb der Öffnungszeiten dieser Einrichtungen über die Bahnhofsmission am Hauptbahnhof.

Cansu Özdemir, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, erklärt zu den Maßnahmen: „Dieses Winternotprogramm verzichtet immerhin darauf Menschen im Bunker unterzubringen, wie es im letzten Winter gemacht worden ist. Die geplante Unterbringung in Containern ist teuer und unnötig, stattdessen müssten geeignete Räume angemietet werden. Wir fordern weiterhin den systematischen Ausbau der Übernachtungs- und Hilfsangebote, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und ihnen neben kurzfristiger Unterstützung auch langfristige Perspektiven eröffnen. Dann könnte Hamburg auf Winternotprogramme verzichten. Das jährliche hin und her bei Notquartieren und Erfrierungsschutzräumen – ohne dass ein Übergang in Richtung dauerhaftes Wohnen erfolgt – muss ein Ende haben.“

Ein Faltblatt der BASFI zum Winternotprogramm gibt einen Überblick über die Unterstützungsmaßnahmen für obdachlose Menschen in Hamburg. Es ist im Internet unter www.hamburg.de/obdachlosigkeit einsehbar.

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