Mehr Pendler, längere Fahrtwege: „Klaut uns keine Lebenszeit!“

Die Zahl der Berufstätigen, die zur Arbeit pendeln, steigt. Und auch die Dauer ihrer täglichen Reisezeit wächst. Der DGB Nord sieht besonders in Schleswig-Holstein und in der Metropolregion Hamburg einen riesengroßen Handlungsbedarf.

Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord: „Klaut uns keine Lebenszeit! Die Pendler müssen Priorität erhalten: Die weiter steigenden Zahlen müssen wachsende Anstrengungen von Politik und Wirtschaft zur Folge haben, um den Beschäftigten und Auszubildenden preisgünstig Mobilität ohne unnötige Zeitverluste zu ermöglichen.“ Rund 350.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte fahren täglich zum Arbeiten nach Hamburg. Die mittlere Pendeldistanz von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Zeitraum von 2000 bis 2014 von 8,7 auf 10,5 Kilometer gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent. Auch der Anteil der Personen, die Distanzen zwischen zehn und 50 Kilometern zurücklegen, wächst – mit steigendem Anforderungsprofil erhöht sich auch die Entfernung, die Pendler täglich zurücklegen müssen.

Polkaehn: „Die Verkehrsminister des Nordens sollten eine Mobilitätsoffensive verabreden. Investitionsmittel dürfen nicht nur in den Autobahnbau fließen. Noch immer gibt es keinen gemeinsamen Nord-Tarif für Bus und Bahn. Ein Azubi-Ticket würde helfen, Bewerber und Angebot besser zusammenzubringen. Der soziale Wohnungsbau muss in der Metropolregion intensiviert und die Mietpreisbremse scharf geschaltet werden: Denn viele Arbeitnehmer pendeln nur, weil sie sich mit ihren Familien die Großstadt überhaupt nicht mehr leisten können.“

Insbesondere die To-do-Liste der Landesregierung in Schleswig-Holstein werde immer länger, so der DGB-Vorsitzende: Marschbahn, drittes Gleis zur Entlastung der Elmshorner Strecke, Modernisierung regionaler Bahnhöfe, Ausbau von Park + Ride, Reaktivierung stillgelegter Strecken – die Baustellen der Landespolitik werde eher größer als kleiner. Ich kann nicht erkennen, dass es mittelstandfreundlich ist, den Unternehmen Arbeitskräfte und Kundenverkehre zu entziehen. Auch die Arbeitgeber sollte die Mobilität zur Chefsache machen: Wer seinen Beschäftigten etwa die Proficard des HVV finanziert, ist auf dem Arbeitsmarkt im Vorteil. Auch Auszubildende gucken sich genau an, was eine Firma ihnen zu bieten hat.“

Rund 342.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind 2016 täglich zum Arbeiten nach Hamburg gefahren, erneut mehr als im Vorjahr, so das Statistikamt. 170.200 Arbeitnehmer kamen aus Schleswig-Holstein, 97.360 aus Niedersachsen, 12.150 auf Mecklenburg-Vorpommern. Weitere Pendler stammten aus Bremen und anderen Ländern.

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