Lara: Senator Wersich trägt die Verantwortung

Wären Vorsorgeuntersuchungen in Hamburg verbindlich, hätte Laras Mutter einen Kinderarzt aufgesucht, und der hätte die erschreckende Unterernährung (oder, falls es eine gab, die Krankheit) der kleinen Lara festgestellt. Weil er sich seit Jahren gegen verbindliche Vorsorgeuntersuchungen gewehrt hat, ist Senator mitverantwortlich für Laras Tod, sagt die SPD.

„Der Fall Lara macht einen Skandal deutlich: Nach wie vor gibt es in Hamburg keine verbindlichen Vorsorgeuntersuchungen. Hierfür trägt Senator Wersich die volle politische Verantwortung“, so Carola Veit, Sprecherin der SPD-Fraktion für Familie, Kinder und Jugend. Medienberichten zufolge hat das verstorbene Baby Lara an den Vorsorgeuntersuchungen U4 und U5 nicht teilgenommen. Das Vorsorgeheft befindet sich derzeit in den Händen der Ermittlungsbehörden.

„Die CDU und ihre Senatoren hätten nach der entsprechenden Empfehlung des „Sonderausschusses Jessica“ drei Jahre Zeit gehabt, die U-Untersuchungen verbindlich zu machen. Ein Gesetzentwurf der SPD-Fraktion für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen wurde zweimal von der CDU abgelehnt“, so die Expertin für Kinder, Familie und Jugend.

„Egal, ob ein Kind bei den Eltern lebt, in einem Heim, in einer Pflegefamilie oder die Mutter eine Familienhilfe bekommt – hätte Hamburg verbindliche Vorsorgeuntersuchungen, wäre sichergestellt, dass ein Arzt das Kind wiederholt auch auf mangelhafte Versorgung, Krankheit oder Misshandlung untersucht“, betont die SPD-Abgeordnete.

Die SPD hat bereits vor vier Wochen eine Große Anfrage eingereicht, um den Gesundheitszustand der Hamburger Kinder und die Kenntnisse des Senats darüber zu erfahren (hier als PDF). Die Antwort lässt auf sich warten – jetzt sind erst einmal Hamburgs Kitas aufgefordert, den Impf-Stand der betreuten Kinder zu erheben, damit der Senat in der Antwort überhaupt ein Ergebnis vorlegen kann.

Ähnlich äußert sich die LINKE. Die Abgeordnete Kersten Artus: „Der Tod des Mädchens macht sehr betroffen, traurig – und wütend: Es ist unfassbar, dass ein Kind stirbt, obwohl die Familie vom Hilfesystem der Stadt erfasst gewesen ist. Anscheinend wurden nun alle erdenklichen Maßnahmen vom CDU/GAL-Senat eingeleitet, die für Aufklärung und Konsequenzen sorgen sollen. Aber die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen werden noch Wochen auf sich warten lassen und der Ermittlungsstand der Staatsanwaltschaft ermöglicht derzeit noch keine seriösen Schlussfolgerungen.

Offensichtlich herrschte aber ein mangelhaftes Berichtswesen zwischen dem freien Träger und dem Jugendamt: Lara wurde seit ihrer 6. Lebenswoche nicht mehr ärztlich untersucht, der letzte Bericht an das Bezirksamt Mitte stammt aus dem September 2008 – da war das Mädchen drei Monate alt! Was ist in dem nächsten halben Jahr geschehen?

Wir fordern zusätzlich zu den derzeit eingeleiteten Untersuchungen vom Senat, dass er sich unverzüglich einen Überblick darüber verschafft, wie viele vergleichbare Familiensituationen es in Hamburg gibt und dass er Maßnahmen einleitet, die die Hilfe für diese Familien unverzüglich optimiert. Das Netz betreuender Unterstützung muss sofort engmaschiger gezogen werden – und nicht erst, wenn ein Ergebnis zum „Fall Lara“ vorliegt.“

Die SPD hat eine Chronik der Ereignisse zusammengestellt, die Sie hier herunterladen können (als PDF).

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