Kulturbehörde: Macht sie jetzt die „Fabrik“ platt?

1971, der Elbtunnel war gerade fertig, eröffnete in Ottensen die „Fabrik“, in der seither Hunderte weltberühmter Musikgrößen auftraten. Gründer Horst Dietrich hat hier ein Zentrum geschaffen, das europaweit zum Vorbild ähnlicher Einrichtungen werden sollte. Jetzt könnte bald Schluss damit sein: Die Kulturbehörde will ihre ohnehin nicht üppigen Subventionen streichen, wenn kein neues Konzept entwickelt und Geschäftsführer Dietrich ersetzt wird.

Neben den viel beachteten Veranstaltungen gab und gibt es ein „zweites Bein“ in der Arbeit der Fabrik: Offene Kinder- und Jugendarbeit für die Kinder der Umgebung.


Bisher hat sich nur die LINKE zum Thema erklärt:

Nächstes Jahr feiert die FABRIK in Altona ihr 40-jähriges Jubiläum. Seit 40 Jahren wird sie von Horst Dietrich geleitet. Statt die langjährige Arbeit zu würdigen, setzt die Kulturbehörde der FABRIK die Pistole auf die Brust: In einem Schreiben verlangt die Behörde, dass die FABRIK innerhalb von vier Monaten, bis zum 30.9.2010, den Vorstand, den Aufsichtsrat sowie den Geschäftsführerposten neu besetzt.

Außerdem soll bis Ende des Jahres ein Sanierungskonzept erstellt werden. Von der FABRIK wird eine „inhaltlich zukunftsweisende Positionierung“ und als Zielvorgabe ein „ausgeglichenes, realistisches wirtschaftliches Ergebnis“ gefordert. Unter dieser Vorraussetzung bietet die BKSM großmütig an, sich „im Rahmen der Haushaltsberatungen dafür ein(zu)setzen, die derzeitige Zuwendung für die Jahre 2011/2012 zu sichern.“

Dazu erklärt Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Linksfraktion: „Es ist eine Frechheit von der Kulturbehörde, die weitere Vergabe von Fördermitteln an solche unzumutbaren Bedingungen zu knüpfen. Es ist kaum zu glauben, dass die Behörde meint, sie könne der FABRIK vorschreiben, wie der Laden in Zukunft geführt werden soll. Darüber können nur die Gremien der FABRIK entscheiden. So kann die Behörde nicht mit einer seit Jahrzehnten erfolgreichen Institution umspringen und ehrenamtliche Strukturen vor den Kopf stoßen.“

Die FABRIK besteht aus zwei Säulen: Eine offene, freie, stadtteilbezogene Kinder- und Jugendarbeit bei Tage und ein breit gefächertes Spektrum anspruchsvoller Kulturveranstaltungen am Abend. Durch dieses Modell und eine kontinuierlich erfolgreiche kulturelle Arbeit hat die FABRIK viel für Hamburgs kulturpolitisches Ansehen geleistet – trotz der langjährigen Unterfinanzierung.

Nachdem die BKSM mit ihrer letzten Kürzung von 89.000 Euro im Jahr 2006, in etwa den öffentlichen Beitrag zur Kinder und Jugendarbeit aus dem Budget der FABRIK herausgestrichen hat, finanziert die Einrichtung diese Arbeit mehr oder minder selbst. Nach mehreren Monaten Wartezeit auf eine schriftliche Meldung aus der Kulturbehörde über die weitere Förderung, versuchen die politisch Verantwortlichen, der FABRIK einen Sparkurs ohne Rücksicht auf Verluste aufzuzwingen.

Sollte die FABRIK gezwungen werden die berüchtigte „schwarze Null“ zu erreichen, besteht die Gefahr, dass Arbeitsplätze und die Kinder- und Jugendarbeit eingespart werden müssen. Das würde dem Kulturhaus einen wesentlichen Teil seiner Identität und rund 30.000 Kindern und Jugendlichen einen wichtigen sozialen Bezugsort nehmen.

„Man hat mehr und mehr den Eindruck, dass die Kulturbehörde Entscheidungen fällt, ohne sich die Konsequenzen für die betroffenen Kulturinstitutionen, deren Mitarbeiter und letztlich für das kulturpolitische Ansehen Hamburgs klarzumachen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wäre es wichtig den Akteuren der Hamburger Kultur zu sagen: Eure Arbeit ist wichtig – deshalb tun wir alles, um sie zu schützen“, so Norbert Hackbusch abschließend.

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