Knapp die Hälfte erreicht Rente

photocaseALTE_BANK.jpegNur 44 Prozent aller Hamburger zwischen 55 und 65 Jahren haben noch eine Arbeit, noch weniger erreichen im Job den 65. Geburtstag. In dieser Situation mutet die Heraufsetzung des Rentenalters wie ein schlechter Scherz an, meint der DGB und belegt dies mit umfangreichem Zahlenmaterial.

photocaseALTE_BANK.jpegNach Berechnungen des DGB Hamburg* haben nicht einmal annähernd die Hälfte aller 55-65jährigen Hamburger derzeit eine reguläre Arbeit. Der DGB Hamburg warnt daher vor der geplanten Rente mit 67, die für viele Altersarmut bedeuten würde und ruft alle Hamburger auf, sich am 21. Oktober 06 an der DGB-Großdemo für eine soziale Gestaltung Deutschlands in Berlin zu beteiligen.

In Hamburg seien nur noch 11,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hamburg zwischen 55 und 65 Jahre alt; das sind gerade mal 44,3 Prozent aller Hamburger in dieser Altersgruppe. In absoluten Zahlen: Von 201 630 55-65jährigen Hamburgern haben noch 89 477 einen Job.

Wer heute aus einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis in die Altersrente wechsele, gehöre zu einer Minderheit. Nur auf ein Fünftel aller Zugänge trifft das noch zu, stellt das Institut Arbeit und Technik (IAT) in seinem AltersübergangsReport fest. Fast genauso viele, rund 20 Prozent, wechseln aus dem Bezug von Leistungen wegen Arbeitslosigkeit in die Rente. 24 Prozent aller Neurentner/innen nehmen dabei sogar Rentenabschläge in Kauf (2004).

Der Grund: Wer heute ab 50 seinen Job verliert, hat in vielen Branchen keine Chance, noch einmal ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis zu finden.

Anders als etwa in Dänemark oder Schweden, wo über 60 bzw. fast 70 Prozent der über 55-Jährigen berufstätig sind, liegt die Erwerbsbeteiligung dieser Altersgruppe in Deutschland gerade einmal bei 45 Prozent – in Hamburg noch knapp darunter. Abhängig ist die Chance, im Alter noch einen Job zu finden, vor allem von der beruflichen Qualifikation und vom Geschlecht. Während in Schweden 30,1 Prozent aller 55-64jähriger in den Genuss von Weiterbildung kommen, sind es in Deutschland gerade mal 2,4 Prozent!

„Die Rente mit 67 würde sich fatal auswirken“, sagt Hamburgs DGB-Vorsitzender Erhard Pumm. „Sie führt nicht zu mehr Beschäftigung, sondern nur zu niedrigeren Renten und wachsender Altersarmut.“ Anstatt das gesetzliche Renteneintrittsalter weiter heraufzusetzen, müsse die Politik dazu beitragen, „dass Ältere nicht weiter ausgegrenzt werden und überhaupt erst mal bis 65, dem derzeit geltenden Renteneintrittsalter, arbeiten können.“

Dazu müssten auch die Unternehmen umdenken – und altersgerechte Arbeitsbedingungen schaffen. Das reiche von der betrieblichen Gesundheitsvorsorge über die Förderung des lebenslangen Lernens bis zu einer arbeitnehmergerechten Flexibilisierung der Arbeitszeit, so Hamburgs DGB-Vorsitzender.

Bislang läuft die Entwicklung in eine andere Richtung. Zwar ist in den vergangenen Jahren das Renteneintrittsalter deutlich gestiegen, von 62,1 (1996) auf 63,1 Jahre (2004), aber gleichzeitig wuchs auch die Zahl der geringfügig Beschäftigten unter den Älteren.
Wer wegen Arbeitslosigkeit oder aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Rente geht, muss hohe Abschläge in Kauf nehmen.

Erhard Pumm: „Damit sich das ändert, müssen von den Betrieben auch Ältere wieder eingestellt werden. Viele von ihnen schätzen das Erfahrungswissen der Älteren, ihre Arbeitsmoral, Loyalität und das Qualitätsbewusstsein. Für die Förderung älterer Beschäftigter gibt es seit geraumer Zeit zudem Unterstützung durch den Staat, die offensiv beworben und genutzt werden sollten.“

Beispiele für Förderung älterer Beschäftigter durch den Staat:

– Arbeitgeber, die ein Beschäftigungsverhältnis mit einem zuvor Arbeitslosen, der das 55. Lebensjahr vollendet hat, erstmalig begründen, müssen für diesen keine Beiträge in die Arbeitslosenversicherung zahlen.

– Die Arbeitsagentur übernimmt nach dem Arbeitsförderrecht (§ 417 SGB IV) in Betrieben bis 100 Beschäftigte die Kosten einer betrieblichen Weiterbildung von mindestens 50-Jährigen auch dann, wenn der Arbeitsplatz nicht gefährdet ist. Damit soll einer im Alter drohenden Dequalifikation und möglichen Arbeitslosigkeit vorgebeugt und die Wettbewerbschancen sowie die Qualifikationsstruktur mittelständischer Betriebe möglichst verbessert werden.

– Die mit dem Job-AQTIV-Gesetz vom 10. Dezember 2001 eingeführten Fördermöglichkeiten bei beruflicher Weiterbildung älterer und von Arbeitslosigkeit bedrohter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden bis Ende 2006 verlängert.

Ältere Beschäftigte – Hamburger Daten

Von 201 630 55 – 65jährigen Hamburgern sind 89 477 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 44,3 Prozent aller Hamburger dieser Altersgruppe

Von 101 474 50 – 55 Jährigen Hamburgern sind 73 508 sozial versichert angestellt, das sind 72,4 Prozent aller Hamburger dieser Altersgruppe

Von 99 661 55 – 60jährigen Hamburgern sind 61 044 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 61,25 Prozent dieser Altersgruppe

Von den 100 969 60- 65jährigen Hamburgern arbeiten 28 433 sozial versichert angestellt, das sind 28,1 Prozent

Nur knapp 54 Prozent (162 985) aller Hamburger zwischen 50 und 65 Jahren (302 104) sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt

* auf der Grundlage der Zahlen aus dem Statistikamt Nord – Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in HH Stand 30.9. 05 (aktuellere sind nicht verfügbar) und Bevölkerung am 31.12.2005

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