Kita-Ausbau hilft berufstätigen Eltern

Immer mehr Eltern nutzen die Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Hamburg, um wieder berufstätig zu sein. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) „Elterliche Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung in Hamburg: Entwicklung und Zusammenhänge im Kontext knapper werdender Fachkräfte“.

Die Studie wird heute bei einer Veranstaltung der Hamburger Allianz für Familien und des Aktionsbündnisses für Bildung und Beschäftigung Hamburg – Hamburger Fachkräftenetzwerk in der Handelskammer vorgestellt.

Im Jahr 2014 lebten rund 256.000 Mütter und Väter im Alter von 25 bis 49 Jahren in Hamburg und damit nahezu gleich viele wie 2006. Sowohl die Betreuungsquote in Einrichtungen der Kinderbetreuung als auch die Erwerbstätigenquote sind zwischen 2006 und 2014 kontinuierlich gestiegen. In der Bundesland-übergreifenden Analyse zeigen sich positive Zusammenhänge zwischen Betreuungsausbau und der Erwerbswahrscheinlichkeit.

Während 2006 noch 97.831 Mütter und 91.044 Väter in Hamburg arbeiteten, gingen 2014 106.508 Mütter und 96.254 Väter einer Arbeit nach. Das ist ein Anstieg um 8,9 Prozent bei den Müttern und 5,7 Prozent bei den Vätern. Mütter sind noch immer deutlich seltener erwerbstätig als Väter sowie kinderlose Frauen und Männer. Allerdings konnten Mütter ihre Erwerbstätigenquote zwischen 2010 und 2014 um neun Prozentpunkte, von 61,7% auf 70,7%, steigern. Zum Vergleich: Die Erwerbstätigenquote der Väter lag 2014 bei 91,7%.

Auch die Betreuungsquote in der Kinderbetreuung stieg. Lag diese im Krippenbereich im Jahr 2008 noch bei 22,9 Prozent, stieg die Quote um 20,3 Prozentpunkte auf 43,2 Prozent im Jahr 2014. Im Bereich der Elementarbetreuung (3 bis 5 Jahre) stieg die Quote von 86,3 Prozent im Jahr 2008 um 11 Prozentpunkte auf 97,3 Prozent im Jahr 2014.

Weitere Einzelaspekte:
– Die Erwerbstätigenquote von Müttern mit einem jüngsten Kind im Kita-Alter stieg von 2006 bis 2014 um knapp 12 Prozentpunkte.
– Die Zahl nichterwerbstätiger Eltern hat zwischen 2006 und 2014 abgenommen. Dabei war der Rückgang unter Vätern stärker als unter Müttern.
2014 waren 28.589 Mütter mit Hochschulabschluss oder mittlerem Bildungsabschluss nicht erwerbstätig. Gegenüber 2006 entspricht dies einem Rückgang um insgesamt 7,8 Prozent. Jedoch hat die Zahl der nichterwerbstätigen Mütter mit Hochschulabschluss zwischen 2006 und 2014 zugenommen.
– Auch das Thema Teilzeitarbeit wird in der Studie untersucht. Es zeigt sich, dass insbesondere Mütter die Erwerbsmöglichkeiten, die sich durch die Ganztagsbetreuung bieten, nicht ganz ausschöpfen. Zunehmend arbeiten Mütter aber in „Großer Teilzeit“, also vollzeitnah mit einer Stundenzahl zwischen 20 und 31 Wochenstunden.

Handlungsbedarf sieht die Studie zum Beispiel bei Alleinerziehenden, Eltern mit drei und mehr Kindern sowie Müttern mit Migrationshintergrund. Hier empfiehlt die Studie zum Beispiel Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens, um insbesondere Mütter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen.

Senatorin Dr. Melanie Leonhard: „Eltern wünschen sich gute Rahmenbedingungen, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. In Hamburg sorgen wir dafür, dass Eltern je nach Umfang ihrer Berufstätigkeit eine entsprechende Kinderbetreuung erhalten. Für die erfolgreiche Umsetzung der Fachkräftestrategie ist der Kita-Ausbau eine wichtige Voraussetzung. Die Beschäftigtenquoten zeigen, dass es hier ein positives Zusammenspiel gibt.“

Tobias Bergmann, Präses der Handelskammer Hamburg: „Die Studie belegt, dass – trotz steigender Erwerbsbeteiligung von Hamburger Eltern – das Fachkräftepotenzial noch zu wenig ausgeschöpft wird. Dies gilt vor allem für Mütter. Um dem Fachkräftemangel gerade bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen entgegenzuwirken, müssen Politik und Wirtschaft besonders den erwerbsbereiten Arbeitskräften und denjenigen, die ihre Wochenarbeitszeit weiter ausbauen möchten, entsprechende Möglichkeiten schaffen. Mit den deutlichen Zuwächsen bei der Ganztagsbetreuung und mit den wachsenden Aktivitäten der Firmen im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – sowohl bei der Kinderbetreuung als auch bei der Pflege von Angehörigen -, sind wir dabei auf einem guten Weg.“

Dr. Christina Boll, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut: „Der Betreuungsausbau kann viel, aber nicht alles bewirken. Neben den Rahmendaten bspw. der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Steuerpolitik prägen auch Qualifikation, individuelle Neigungen und gesellschaftliche Normen das Verhalten der Eltern auf dem Arbeitsmarkt. Wie die Forschung zeigt, brauchen politische Impulse Zeit um ihre volle Wirkung zu entfalten. Betriebe können diesen Prozess durch eine gute Vereinbarkeitspolitik, insbesondere mehr Flexibilität der Beschäftigten in den Arbeitszeiten und -orten, unterstützen.“

Fachveranstaltung
Die Ergebnisse der Studie werden am 30. Mai 2017, 17.00 Uhr im Rahmen einer Veranstaltung der Hamburger Allianz für Familien und des „Aktionsbündnisses für Bildung und Beschäftigung Hamburg – Hamburger Fachkräftenetzwerk“ in der Handelskammer Hamburg vorgestellt und diskutiert.

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