Jede zweite Neueinstellung in Hamburg befristet

DGB-Chefin Katja Karger: Gute Arbeit heißt unbefristete Arbeit!

Trotz hoher Nachfrage nach Fachkräften bleibt die Zahl der Befristungen in Hamburg auf Rekordhöhe. Das ergibt eine Untersuchung des DGB mit Daten der Bundesagentur für Arbeit. Demnach war 2018 jede zweite sozialversicherungspflichtige Neueinstellung in Hamburg befristet.

Besonders betroffen sind Beschäftigte aus Information/Kommunikation sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung, wo inzwischen 70 bis 80 Prozent aller neuen Arbeitsverträge befristet sind. Aber auch bei Erziehung/Unterricht und öffentliche Verwaltung liegt der Anteil noch bei knapp unter 60 Prozent.

Dabei gibt es Gruppen, die überdurchschnittlich davon betroffen sind: Experten mit einem Anteil von 61 Prozent etwa stechen besonders hervor. Aber auch der hohe Anteil von jungen Beschäftigten unter 25 Jahren (56%) und Älteren über 55 (54%) zeigt, dass Befristungen längst zu einem Massenphänomen geworden sind, die alle auf dem Arbeitsmarkt treffen.

Besonders gravierend ist der Anstieg von sachgrundlosen Befristungen. Gemäß einer neuen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) machten diese im Jahr 2018 5,6 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Hamburg aus – insgesamt 54.000 Arbeitsverträge. Der Hauptgrund dafür soll die Überprüfung der Eignung von Beschäftigten sein.

Katja Karger, die Vorsitzende des DGB Hamburg, kritisiert diese Praxis: „Sachgrundlose Befristungen werden immer öfter als verlängerte Probezeit missbraucht. Das erhöht den Leistungsdruck und macht Beschäftigte erpressbar. Befristete haben es schwerer gute Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einzufordern. Eine Schwangerschaft, eine zu lange Krankheit, eine engagierte Betriebsratsarbeit – alles kann dazu führen, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Schwer erkämpfte Kündigungsschutzrechte werden dadurch ausgehöhlt.“

Wer befristet ist, kann kaum langfristig planen. Knapp 80 Prozent der befristeten Verträge in Deutschland haben eine Laufzeit von unter zwei Jahren (Statistisches Bundesamt 2017). Das bedeutet Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche oder beim Versuch einer Kreditaufnahme. Für ausländische Beschäftigte kann eine Befristung sogar nach mehreren Jahren Aufenthalt darüber entscheiden, ob sie auf Dauer in Deutschland bleiben können oder nicht. Auch Ehe und Familienplanung werden erschwert. Eine Befragung des DGB Index gute Arbeit stellt fest, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich weiter verbreitet sind als bei unbefristeten.

„Wir können es nicht hinnehmen, dass immer mehr Beschäftigte Angst um Ihre Arbeit und um ihre Zukunft haben müssen. Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart, den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Nach der parlamentarischen Sommerpause müssen dem endlich auch Taten folgen. Denn Gute Arbeit heißt unbefristete Arbeit!“ sagt Karger.

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