Japanische Greenpeaceler auf Kaution frei

Sie erinnern sich: Zwei japanische Greenpeace-Mitarbeiter hatten aufgedeckt, wie japanische Schiffsbesatzungen illegal geschütztes Walfleisch an Land schaffen. Die Beweise hatten sie der Staatsanwaltschaft übergeben, die sie „zum Dank“ in Untersuchungshaft steckte. Jetzt wurden sie nach weltweiten Protesten gegen Kaution entlassen – aber das Verfahren gegen die Walfleisch-Schmuggler wurde eingestellt.

Die beiden japanischen Greenpeace-Aktivisten, die den bisher größten Skandal der japanischen Walfang-Geschichte aufgedeckt haben, sind am späten Dienstagabend nach 26 Tagen Haft auf Kaution freigelassen worden. Sie hatten der Staatsanwaltschaft Beweise übergeben, dass japanische Walfänger illegal Wal-Fleisch von Bord eines Fangschiffes geschmuggelt hatten und es
auf eigene Rechnung verkaufen wollten.

Junichi Sato und Toru Suzuki waren darauf hin verhaftet und angeklagt worden. Während die Ermittlungen gegen die Walfänger eingestellt wurden, droht den Aktivisten weiterhin, bis zu
drei Jahre unschuldig ins Gefängnis zu müssen.

„Wir sind sehr erleichtert, dass unsere beiden Aktivisten endlich freigelassen wurden. Trotzdem bleibt unsere wichtigste Frage unbeantwortet: Warum hat der japanische Staatsanwalt seine Ermittlungen gegen die Walfänger eingestellt, obwohl die Beweise von Greenpeace für die
Unterschlagung von Walfleisch durch Crewmitglieder der Walfangflotten eindeutig waren?“ sagt Frode Pleym, Walexperte von Greenpeace.

Am späten Dienstagabend hat ein Komitee aus drei Richtern in der japanischen Hafenstadt Aomori die Freilassung von Junichi Sato und Toru Suzuki veranlasst, nachdem zuvor der lokale Staatsanwalt eine entsprechende Entscheidung vom Vormittag rückgängig gemacht hatte. Die beiden werden im Verlauf des Mittwoch nach mehr als drei Wochen Haft mit ihren Familien
zusammen treffen. Der Gerichtstermin ist bisher noch nicht fest gelegt worden.

Mitte Mai hatten die Greenpeace-Mitarbeiter der japanischen Staatsanwaltschaft einen Karton mit Walfleisch übergeben, den Mitglieder der Walfangflotte unterschlagen hatten und illegal auf eigene Rechnung verkaufen wollten. Bis zu 93 solcher mit Walfleisch gefüllten Kisten wurden von Crew-Mitgliedern illegal von Bord gebracht. Der Marktwert des Walfleisches pro Karton liegt bei etwa 3.000 US-Dollar. Diese Praxis ist offenbar seit langem üblich und geschieht mit Wissen der Walfangfirma „Kyodo Senpaku“, den verantwortlichen Regierungsvertretern und dem Institut
für Walforschung (ICR), das sich ausschließlich aus Steuergeldern finanziert.

„Wir appellieren an die japanische Regierung, die Ermittlungen gegen die Korruption innerhalb der Walfangflotte wieder aufzunehmen“, sagte Pleym. „Was Greenpeace aufgedeckt hat, weist auf einen Skandal ersten Ranges für die japanischen Steuerzahler und auf eine klare Verletzung der
internationalen Regeln des japanischen Programms des so genannten wissenschaftlichen Walfangs hin.“

Über 30 internationale Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen haben bisher einen Aufruf an die japanische Regierung unterzeichnet. Amnesty International hatte am Montag in einem Brief an den japanischen Premierminister in deutlichen Worten die Freilassung von Junichi und Toru
gefordert. Knapp eine Million Menschen haben bisher eine Petition an die japanische Regierung geschickt, in der die Freilassung der unschuldigen Angeklagten gefordert und erneute Ermittlungen zur Veruntreuung des Walfleisch verlangt werden. Diese Forderung wurde durch 35 Proteste vor
japanischen Botschaften und Konsulaten in 31 Ländern unterstützt.

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