Integration findet nicht statt

Die Lage der Migrantinnen und Migranten in Hamburg ist nach wie vor katastrophal. Dies geht aus dem „8. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland“ hervor, den die Bundesregierung vorgestellt hat. Der Bericht belegt u.a., dass Hamburgs Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Kita, an den Schulen und Hochschulen sowie im Arbeitsleben strukturell diskriminiert werden.

Mit einer Betreuungsquote bei den 3- bis 6-jährigen Kindern mit Migrationshintergrund von 72 Prozent zählt Hamburg bundesweit zu den Schlusslichtern (Durchschnitt der alten Bundesländer: 84 Prozent). „Die Ausgrenzung von Kindern mit Migrationshintergrund beginnt schon in der Kita“, sagt Joachim Speicher, Geschäftsführer des PARITÄTISCHEN Hamburg.

Dies setze sich in der Schule und an den Hochschulen fort.

Während sieben Prozent der Schüler ohne Migrationshintergrund die Schule in Hamburg ohne Abschluss verlassen, sind es bei den Schülern mit Migrationshintergrund 15 Prozent. Während 43 Prozent der deutschen Schüler Abitur machen, schafft dies mit 19,6 Prozent nur jeder fünfte Schüler mit migrantischen Wurzeln.

„Unser Bildungssystem schafft es nicht, das Potenzial einer multikulturellen Gesellschaft aufzugreifen und zu fördern. Stattdessen werden die Potenziale der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bisher weitestgehend ignoriert“, so Speicher.

Der PARITÄTISCHE Hamburg fordert die Einbindung von Migrantenorganisationen in die aktuelle Bildungsdebatte und appelliert an die Hamburgerinnen und Hamburger, sich im Volksentscheid für die Schulreform auszusprechen. „Die frühe Trennung nach der vierten Klasse zementiert soziale Ungleichheiten und raubt vielen Kindern Bildungs- und damit Zukunftschancen“, sagt Speicher, „in Deutschland hängt der Bildungserfolg eines Kindes stark von der sozialen und ethnischen Herkunft ab. Wer aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommt, wird an unseren Schulen und Hochschulen benachteiligt. Wer zusätzlich noch – wie jeder dritte Hamburger Jugendliche – einen Migrationshintergrund mitbringt, hat kaum Chancen auf einen guten Abschluss.“

Der Verband fordert neben dem längeren gemeinsamen Lernen einen Ausbau der Sprachförderung von der Kita bis zum Schulabschluss, die interkulturelle Öffnung der Schulen sowie eine stärkere Vernetzung mit außerschulischen Partnern wie Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit. Darüber hinaus müsse die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Berufsqualifikationen erleichtert werden, um die Berufschancen der Migranten zu verbessern.

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