Im Winter wieder Schlafplätze für Obdachlose

Am kommenden Donnerstag beginnt das Winternotprogramm 2012/13, das Obdachlose vor der Kälte schützen soll. Die Sozialbehörde bietet in diesem Winter erneut an dem zentralen Standort in der Spaldingstraße 1 rund 160 zusätzliche Übernachtungsplätze und bei den Kirchengemeinden insgesamt 92 zusätzliche Schlafplätze an. Und da ist noch mehr:

Die Anlaufstelle für osteuropäische Obdachlose im Besenbinderhof 62, die seit November 2011 auch über die Sommermonate ganzjährig geöffnet ist, wird im Winter personell aufgestockt, um alle osteuropäischen EU-Bürgerinnen und Bürger, die kein Dach über dem Kopf haben, in ihren jeweiligen Muttersprachen beraten und unterstützen zu können. Hinzu kommen zahlreiche Tagestreffpunkte, in denen sich Obdachlose tagsüber aufwärmen können. Für Obdachlose mit Rechtsansprüchen können die Notunterkünfte des Winternotprogramms ein erster Schritt in eine von derzeit 53 öffentlich-rechtlichen Unterkünften mit rund 8.500 Plätzen in Hamburg sein.

„Auch in diesem Winter gilt, dass in Hamburg niemand auf der Straße übernachten muss, wenn er oder sie das nicht möchte“, betont Sozialsenator Detlef Scheele. „Da der Anteil an osteuropäischen Obdachlosen nach wie vor sehr hoch ist, freue ich mich, dass unsere Anlaufstelle bisher so gut angenommen wurde. Denn es ist äußerst wichtig, dass osteuropäische Obdachlose, die in der Regel über skrupellose Schlepper mit falschen Versprechungen nach Hamburg gelockt werden, umfassend darüber beraten werden, welche Lebensperspektiven sie im sozialen Hilfesystem ihrer jeweiligen Heimatländer haben.“

252 Schlafplätze auf einen Blick

Wohnunterkunft in der Spaldingstraße 1 mit 160 Plätzen: Die Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf- und Sechs-Bett -Zimmer des Trägers „fördern und wohnen“ verteilen sich auf drei Stockwerke. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Aufenthaltsräume für Raucher und Nichtraucher, die Büros für die soziale Beratung sowie die Sanitärräume (Duschen und Toiletten). Zudem gibt es 20 Plätze in geschützten Räumen für Frauen und sechs Zimmer für Paare.

Wohncontainer im gesamten Stadtgebiet mit 92 Plätzen: Zehn Plätze mehr als im vergangenen Jahr sind über das Stadtgebiet verteilt in Wohncontainern bei 15 Kirchengemeinden, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik, der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und der Heilsarmee. Die meisten Wohncontainer bestehen aus zwei Räumen für jeweils eine Person. In den übrigen Containern können bis zu drei Menschen übernachten.

Besonders hervorzuheben sind zehn Plätze für obdachlose Frauen bei der Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie sechs Plätze für obdachlose Paare bei der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik.

Anlaufstelle speziell für osteuropäische EU-Bürgerinnen und EU-Bürger

Darüber hinaus reisen verstärkt Arbeitssuchende aus den EU-Ländern ein. Wenn es ihnen nicht gelingt, Arbeit aufzunehmen oder wenn sie die Arbeit nach kurzer Zeit verlieren, haben sie häufig keine Sozialleistungsansprüche, was dazu führt, dass sie hier in Armut leben müssen. Viele dieser Menschen haben keine Perspektive sich ins deutsche Hilfesystem zu integrieren und die vorübergehende Aufnahme im Erfrierungsschutz ist für sie keine langfristige Lösung ihrer Probleme.

Die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration möchte diese Menschen qualifiziert beraten und hat deswegen bereits im Jahr 2011 eine Anlaufstelle für obdachlose Unionsbürger geschaffen, die Rechtsansprüche der obdachlosen Unionsbürger klärt und sie umfassend berät. Diese Anlaufstelle ist bundesweit einzigartig. Zudem wird den EU-Bürgerinnen und Bürgern – wenn sie in ihr Heimatland zurückkehren möchten – bei der Rückreise geholfen und diese vorbereitet.

In der Anlaufstelle im Besenbinderhof 62 zwischen der Spaldingstraße und dem Hauptbahnhof Süd arbeiten ein Sozialarbeiter mit den Kenntnissen Russisch und Polnisch sowie jeweils eine Mitarbeiterin, die bulgarisch bzw. rumänisch spricht.

Im vergangenen Winternotprogramm hat die Anlaufstelle 451 Menschen beraten und 185 Menschen geholfen, damit sie in ihr jeweiliges Heimatland zurückkehren konnten, und zwar entweder in ihre Familie oder in eine Einrichtung des dortigen Hilfesystems.

Unbürokratische Vermittlung der Schlafplätze über folgende Einrichtungen:

• Tagesaufenthaltsstätte „Bundesstraße“ im Diakoniezentrum für wohnungslose Menschen (Bundesstraße 101, Nähe U-Bahn-Station Christuskirche)

• Tagestreff für obdachlose Frauen „Kemenate“ (Charlottenstraße 30, Nähe U-Bahn-Station Emilienstraße)

• Bahnhofsmission am Hauptbahnhof (außerhalb der Öffnungszeiten anderer Einrichtungen)

In Hamburg gibt es zudem zahlreiche Tagestreffpunkte, in denen sich Obdachlose aufhalten können. Dort bekommen sie auch praktische Lebenshilfen wie warme Mahlzeiten, Kleidung, Gelegenheit zum Duschen und Waschen von Wäsche, Einrichten von Postadressen, ärztliche Versorgung, soziale Beratung und Weitervermittlung an andere Einrichtungen des Hilfesystems.

Fazit des Winternotprogramms 2011/2012

Das Winternotprogramm 2011/2012 wurde insgesamt sehr gut angenommen und insbesondere von osteuropäischen EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern genutzt. Die im vergangenen Jahr angebotenen Schlafplätze bei den Kirchengemeinden waren durchschnittlich zu 95 Prozent ausgelastet, die Übernachtungsplätze in der Wohnunterkunft Spaldingstraße zu 94 Prozent und im Rumond-Walther-Haus zu 100 Prozent. Ein langfristiger Erfolg ist, dass durch die vor Ort stattfindende Beratung im Rahmen des Winternotprogramms 155 obdachlose Menschen in eine Wohnunterkunft (86 Personen), eine Wohnung (39 Personen) oder in eine andere Einrichtung wie Wohnprojekte, Therapieeinrichtungen oder Pflegeheime vermittelt werden (30 Personen) und so ihre Obdachlosigkeit überwinden konnten.

Hintergrundinformationen

Obdach- und wohnungslose Menschen haben einen Anspruch auf öffentliche Unterbringung. So werden von den in Hamburg ganzjährig zur Verfügung stehenden Plätzen in Wohnunterkünften derzeit rund 2.800 von wohnungslosen Menschen genutzt. Zudem können wohnungslose Menschen in Einrichtungen und Projekten von Trägern der Freien Wohlfahrtspflege wohnen und betreut werden (rund 280 Plätze). Trotz umfassender Hilfe, unter anderem der Fachstellen für Wohnungsnotfälle, gibt es obdachlose Menschen, die ein Leben auf der Straße jeder anderen Wohnform vorziehen. Für diese Menschen gibt es niedrigschwellige Unterstützungsangebote wie Tagesaufenthaltsstätten, Bahnhofsmissionen, Straßensozialarbeit und Essensausgabestellen. Außerdem bieten eine Krankenstube mit 14 Betten und die „Mobile Hilfe“ medizinische und pflegerische Versorgung.

Seit Januar 2012 gibt es außerdem eine Hotline für gefährdete obdachlose Menschen, bei der Bürger unter der Nummer 4 28 28 5000 anrufen können, wenn sie einen Obdachlosen auf der Straße sehen, der offensichtlich Hilfe braucht. In akuten Fällen, in denen es um Leben oder Tod geht, sollten die Bürger die Polizei oder die Feuerwehr selbst anrufen. In allen anderen Fällen werden die zuständigen Straßensozialarbeiter in den Bezirken über die Hotline informiert, um dann vor Ort die obdachlosen Menschen auf der Straße aufzusuchen und Hilfe anzubieten.

Ein Faltblatt der BASFI zum Winternotprogramm gibt einen Überblick über die Unterstützungsmaßnahmen für obdachlose Menschen in Hamburg. Es ist im Internet unter www.hamburg.de/obdachlosigkeit einsehbar.

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