Hamburgs Handwerk geht es gut

Dem Handwerk geht es gut, aber die Stadt muss nachbessern: Im Rahmen der Jahresschlussversammlung der Handwerkskammer Hamburg mahnte der Präsident der Kammer, Josef Katzer, in seiner Rede vor über 300 Gästen bessere Rahmenbedingungen an. Er lobte den „Masterplan Handwerk 2020“ in Hamburg und pries das Münchner Modell, welches Gewerbehöfe unterstützt und durch niedrige Mieten fördert. Der Umweltbereich sei ein Zukunftsmarkt.

„Trotz der europäischen Krise ist die deutsche Wirtschaft und damit auch das Handwerk auf Wachstumskurs –nicht zuletzt aufgrund der spürbar gestiegenen Binnennachfrage. Entsprechend ist die Stimmung unter den Betriebsinhabern bestens. 95 Prozent der Hamburger Handwerksbetriebe sind mit der Geschäftslage zufrieden oder bezeichnen sie als gut. Aber, auch wenn sich das Handwerk als ein wichtiger Stabilisator der letzten Krise erwiesen hat, kann es sich natürlich nicht von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln. Wir sind an den deutschen Exporterfolgen direkt angebunden. Für 2012 sind die Prognosen sehr zurückhaltend“, so Katzer.

Sehr zufrieden zeigte sich der Präsident mit den ersten Amtshandlungen des Ersten Bürgermeisters, Olaf Scholz. „Der Bürgermeister hat das Versprechen eingehalten, mit uns gemeinsam den „Masterplan Handwerk 2020“ zu entwickeln. Ich begrüße es, dass diese zukunftsweisende Vereinbarung so reibungslos funktioniert hat. Damit schaffen wir die nötigen Rahmenbedingungen, um das Handwerk in Hamburg zu halten und zu fördern.“

Zwei Themen hob Josef Katzer hierbei aber kritisch hervor. „Wie schon im vergangenen Jahr habe ich sehr deutlich gemacht, wie wichtig die richtige Mischung von Wohnen und Arbeiten in den Stadtteilen für Hamburg ist. Das Hamburger Handwerk ist auf Gewerbeflächen innerhalb der Stadtgrenzen angewiesen. Aus diesem Grunde kann ich nicht nachvollziehen, wie von den Bezirken mit den Stellungnahmen der Handwerkskammer umgegangen wird. Wir haben zwar vereinbarungsgemäß die Gelegenheit erhalten, zu allen Wohnungsbauprogramm-Entwürfen der Bezirke frühzeitig Stellung zu nehmen und uns, wo es aus unserer Sicht notwendig war, gegen Umwidmungen ausgesprochen. Leider stellen wir fest, dass unsere Stellungnahmen zum großen Teil nicht einmal zur Kenntnis genommen wurden. So kann und so darf die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik nicht laufen“, mahnte er an.

Darüber hinaus warb er für das erfolgreiche Münchner Modell, welches die Gewerbehöfe in München unterstützt und zusätzlich durch niedrige Mieten auch fördert. Er appellierte an den Bürgermeister, sich endlich dieses Modells anzunehmen und damit einer Verdrängung von Handwerksbetrieben aus der Stadt entgegenzutreten.

Das zweite Thema, das der Präsident hervorhob, waren die Erneuerbaren Energien. „Der Umweltbereich ist ein Zukunftsmarkt“, betonte Katzer. „Lassen Sie mich klarstellen, in der Wertschöpfungskette der Umweltindustrien bildet das Handwerk die Gelenkstelle zwischen Kunde und Produzenten. An dieser Schnittstelle kommt das Produkt beim Kunden erst richtig zum Tragen und garantiert gleichzeitig eine wirkungsvolle Rückkopplung an die Produzenten.“

Er unterstrich die seit Jahren engagierte Umweltpolitik der Stadt. Das Handwerk habe hierbei im Rahmen der UmweltPartnerschaft und des Klimaschutzkonzepts mit mehreren Projekten daran mitgewirkt.

„Das Handwerk“, so Katzer „ist sich seiner Verantwortung bewusst. Daher werden wir, wie im Masterplan vereinbart, auch weiterhin unser Know-how und Engagement im Umweltbereich in die Stadtpolitik mit einbringen. Leichte Zweifel beschleichen uns allerdings in der Umsetzung. 40 Prozent des CO 2 -Ausstoßes entsteht in Deutschland durch die Gebäudebeheizung. Wir sagen, dass dieser Wert durch die energetische Modernisierung von Altbauten mehr als zu halbieren ist. Dafür müssen sich Bund und Länder jedoch endlich einigen, die von allen gewollte und gebrauchte Förderung bei energetischen Gebäudesanierungen wieder einzusetzen und nicht weiter zu blockieren. Auf die Dauer können wir uns solche Spielchen nicht leisten, wollen wir unsere Klimaschutz-Ziele erreichen. Lassen Sie mich des Weiteren festhalten, dass alle Beteiligten wissen, dass ohne das Handwerk die gesetzten Kilmaschutz-Ziele nicht erreichbar sind und somit die Energiewende nicht umsetzbar ist. Dann verstehe ich aber nicht, warum Hamburg immer noch nicht wie andere Bundesländer eine gezielte Landesförderung der gewerblichen Qualifizierung von Umwelthandwerkern durchführt. Eine entsprechende Qualifikation auf dem neuesten Stand der Technik und Förderung der energetischen Gebäudesanierung sind der Schlüssel zum Erfolg für das Erreichen der herausfordernd gesetzten Klimaschutz- und Energieziele.“

Ferner machte sich Katzer für die duale Ausbildung innerhalb der Bildungsdebatte innerhalb der Europäischen Union stark. „Das duale System ist es wert, als Modell für die Berufsbildung in ganz Europa diskutiert zu werden. Viele, der zu Recht protestierenden Jugendlichen in Europa, hätten genau mit diesem System eine Chance für ihre Zukunft. Sie wären jetzt nicht auf der Straße, und sie erhielten eine Ausbildung, die ihre Zukunft sichert.“

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