Hafenquerspange: Erste Vorentscheidungen

Der Senat hat heute die Planung für die Hafenquerspange vorgestellt und sich dabei auf eine Südtrasse festgelegt – wir hatten das angekündigt. Selbst bei Koalitionär GAL ist die Zustimmung zurückhaltend, ebenso bei der SPD, und die LINKE fragt, wozu das alles gut sein soll.

Die GAL-Landesvorsitzende Katharina Fegebank:

„Ich bin froh, dass sich der Senat von der Nordtrasse verabschiedet hat, weil die südliche Streckenführung die Anwohnerinnen und Anwohner weniger belastet. Aus ökologischer Sicht ist die Entscheidung allerdings problematisch, da sie negative Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen hat. Durch notwendige Flächenversiegelung wird das Artenvorkommen beeinträchtigt.

Insgesamt bleiben Notwendigkeit, Nutzen und Realisierbarkeit der Hafenquerspange weiterhin ungeklärt. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise müsste erneut der Bedarf des Hafens erhoben werden. Darüber hinaus ist die Finanzierungsfrage immer noch unbeantwortet.“

Jens Kerstan, der Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion, erklärte dazu:

„Dass die Planungen für dieses Großprojekt vorangetrieben werden, haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart. Mit der nun getroffenen Entscheidung für die Südtrasse fällt die Wahl auf die bessere Variante. Die bislang favorisierte Nordroute hätte große Belastungen für die Bevölkerung in Wilhelmsburg und auf der Veddel bedeutet. Und aus stadtplanerischer Sicht wäre sie ein Hindernis für den geplanten Sprung über die Elbe gewesen. Die Südvariante wird eine spürbare Entlastung beim Durchgangsverkehr in Harburg bringen. Nun muss zunächst der Bund der vorgeschlagenen Straßenführung zustimmen. Wenn es dann an die konkrete Umsetzung dieses Brückenschlags durch den Hafen geht, werden wir die Belange der Umwelt und der Anwohner wo immer möglich berücksichtigen. Eine anwohnerfreundliche und lärmarme Lösung ist die geplante Tunnelführung an der Kornweide. Die Linienführung der A26 nördlich des Umspannwerks ist aus ökologischer Sicht die beste Variante.“

Koeppen (SPD): Trassenplanung unausgereift – Finanzierung fraglich

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat zurückhaltend auf die Pläne zur Trassenführung der Hafenquerspange reagiert. „Ein möglichst reibungsloser Fluss der Hafenverkehre ist für Hamburg extrem wichtig. Mit der heutigen Entscheidung allerdings hat der Senat eine unausgereifte Trassenplanung verabschiedet. Ob der dieser Streckenverlauf der bestmögliche ist, muss bezweifelt werden“, sagte die SPD-Fachsprecherin für Verkehrspolitik, Martina Koeppen, am Dienstag. Sie bezeichnete es als „schweren Fehler, derart weit reichende Entscheidungen zu treffen, ohne sie in ein Gesamtverkehrskonzept für den Süberelbraum einzubinden“.

Insbesondere für das Teilstück östlich der A 253 / Wilhelmsburger Reichsstraße, welches zu einer starken Belastung der Bürgerinnen und Bürger im Wilhelmsburger Osten führen wird, seien Alternativen nicht ausreichend geprüft worden. Ob diese Trasse nach den Vorgaben der Bundesverkehrswegeplanung innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre eine Realisierungschance hat, sei angesichts der problematischen Kosten-Nutzen-Relation ebenfalls zweifelhaft.

Bischoff (LINKE): Mythos Hafenquerspange – wofür soll das gut sein?

„Warum noch immer am Bau einer Hafenquerspange festgehalten wird ist mir ein Rätsel. Die Ziele die damit verfolgt werden bleiben nebulös.“

Eine Verkehrsentlastung für den Stadtteil Wilhelmsburg und die Hamburger Innenstadt durch die Südvariante der Hafenquerspange konnte nicht nachgewiesen werden. Ebenso wenig die Logik warum der Verkehr gerade durch den naturbelassenen Teil von Wilhelmsburgs Süden führen soll. Viele Argumente die für den Bau angeführt wurden sind mittlerweile überholt und widerlegt.

Was der Stadtteil momentan an Belastungen und Umwälzungen zu ertragen hat liegt bereits über dem sozialverträglichen Maß. Der Sprung über die Elbe hat drastische Folgen für die Inselbewohner: Die massive Abholzung des Baumbestandes, Vertreibung der Kleingärtner, Biotopzerstörung, Mietanhebung aufgrund der Aufwertungsbestrebungen, Verlust von Lebensqualität für die Bewohner aufgrund der jahrelangen Belastungen durch stadtplanerische Vorhaben.

Warum dem noch die Hafenquerspange zugefügt werden soll ist nicht nachzuvollziehen. Zumal der Senat damit seinen eigenen Zielen zuwider handelt. Mit jeder weiteren Verkehrsbelastung rückt das Ziel Wilhelmsburg attraktiver zu gestalten immer weiter in die Ferne.

„Wofür all die Investitionen, wenn Wilhelmsburgs „Verkehrsinselcharakter“ weiter „zementiert“ wird. Jungen Familien dürfte es bei den hohen und zudem steigenden Lärm- und Schadstoffemissionen kaum dorthin ziehen. Insbesondere eine aufgeständerte Lösung, begründet mit den halb so hohen Kosten wie eine Tunnellösung, dürfte sich für die Wilhelmsburger als inakzeptabel erweisen“, so Joachim Bischoff abschließend.

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