Hafenbetriebe sind sauer auf den Senat

photocaseSCHIFF1.jpegTiefer Frust bei den traditionellen Betrieben im Hafen: Der Wirtschaftssenator setzt nach ihrer Meinung einseitig auf den Container-Verkehr, vernachlässigt den Stück- und Schüttgutumschlag. Die dafür zuständigen Betriebe sitzen auf Steinwerder im mittleren Freihafen und sollen einem weiteren Container-Terminal Platz machen – aber niemand spricht mit ihnen über die Verlagerung.

Eckelmann, Buss: Das sind noch immer klingende Namen im Hamburger Hafen. Aber vielleicht nicht mehr lange. Denn aus ihren angestammten Quartieren im mittleren Freihafen sollen sie verdrängt werden – Richtung Osten. So jedenfalls will es der CDU-Senat, der sich über das derzeit zweistellige Wachstum im Container-Geschäft freut.

Dabei ist schon heute das Ende des Booms abzusehen. Wirkliche Welthäfen – wie zum Beispiel Rotterdam – steuern deshalb bereits gegen, versuchen, die auch dort vertriebenen mittelständischen Betriebe zurück zu gewinnen.

Und Hamburg leidet auf Dauer an einem schweren Handicap: Die Containerschiffe werden von Jahr zu Jahr größer, haben immer mehr Tiefgang. Schon steht eine neue Runde beim ausbaggern der Elbe an. Aber auch die wird, so Experten, bald wieder überholt sein.

Die Zukunft gehört deshalb dem neuen norddeutschen Tiefwasserhafen an der Nordsee. Der rot-grüne Senat war für Hamburg in das Projekt mit eingestiegen: Lieber beim gemeinsamen Hafen mitmachen als mit dem eigenen Hafen irgendwann ohne Schiffsverkehr zurückbleiben, war die Devise.

Dann, 2001, galt dies plötzlich nicht mehr. Der Beust-Senat folgte dem Rat seines Wirtschaftssenators Uldall und stieg aus dem Gemeinschaftsprojekt aus. Kurzfristig wird dadurch Geld gespart, das jetzt in das eine oder andere hübsche Projekt in der City fließt. Aber langfristig, fürchten Experten, hat Hamburg sich damit vom internationalen Seeverkehr abgekoppelt.

Noch boomt der Containerumschlag. Zwar bringt er weder in nennenswertem Umfang Arbeit, noch ist der Zeitpunkt in Sicht, zu dem die in die Terminals investierten Gelder sich amortisieren – aber es macht sich eben gut, wenn in der wachsenden Stadt auch der Hafenumschlag wächst.

Jetzt droht Gefahr für die Kleinen und die Mittleren: Sie sollen ihre angestammten Betriebsplätze im mittleren Freihafen räumen, damit auch hier Platz für die Stahlkisten entsteht. Bisher schleppen sie zum Beispiel Schuten mit Schüttgut vom Hansaport zur Norddeutschen Affinerie, transportieren Stückgut, ersetzen vor allem Straßenverkehr durch umweltfreundlichen, staufeindlichen Verkehr auf dem Wasser.

Dass sie weg sollen, ist für den Wirtschaftssenator beschlossene Sache. Er sagte heute im Hamburger Journal: „Wir haben hier ein unglaubliches Wachstum, und das gibt eben Wachstumsschmerzen.“ Der Mann hat, wie GALier Jens Kerstan unlängst in der Bürgerschaft sagte, einfach keine Ahnung.

Die rund 100 Betriebe haben rund 2000 Arbeitsplätze. Vielleicht ist das nicht die Welt, aber es ist ein ganz wichtiges, entscheidendes Stück Hamburg. Und es hängen viele kleine Selbständige dran, die mit ihrer Barkasse als Einzelunternehmer am Logistik-Unternehmen „Hafen Hamburg“ beteiligt sind.

Gesprochen hat mit den jetzt betroffenen Betrieben bis heute niemand. Die Veddeler Abgeordnete Carola Veit (SPD) musste sich unlängst auf eine entsprechende Kleine Anfrage sagen lassen, die Verhandlungen seien streng geheim. Heute nun war sowohl von der Handelskammer als auch von betroffenen Betrieben zu hören: Es gibt gar keine Verhandlungen.

Aber womöglich fährt der Senat auch diese Frage an die Wand – wie so viele in den vergangenen Jahren. Ein Teil der Betriebe hat noch sehr, sehr langfristige Mietverträge im mittleren Freihafen, ergab die Anfrage von Veit. Und fest steht: Die Unternehmen gehen nur, wenn die Bedingungen stimmen.

Was dabei auf keinen Fall stimmt, ist der Umgang mit den Wasserwegen im Hafen. Die Betriebe sollen in den östlichen Hafen verlagert werden – aber gleichzeitig planen Senat und CDU, das Veddeler Wasserkreuz zuzuschütten. Preisfrage: Welcher Hafenbetrieb lässt sich wohl hinter einen Damm verlagern?

Den amtierenden Senat ficht dies nicht an. Der augenblickliche Boom zählt – wen interessiert schon die Zukunft? Denn nach 2008, das wissen auch Uldall, Beust & Co., werden in Hamburg andere regieren.

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