Glückwunsch: Zehn Jahre Babyklappe!

Zehn Jahre Babyklappe: Der Verein Sternipark aus Hamburg hat eine Idee entwickelt, die inzwischen weltweit kopiert wird und hunderten kleiner Kinder das Leben gerettet oder sie zumindest vor schweren Schäden bewahrt hat. Heute vor zehn Jahren wurde in Altona die erste Klappe eröffnet.

Die Idee entstand am Küchentisch. Als wieder ein Baby in Hamburg tot aufgefunden wurde, entschloss sich der Verein Sternipark etwas zu unternehmen. Eine Alternative ins Leben zu rufen, die einen Ausweg zur Kindesaussetzung oder Kindstötung bedeutet – und gründete das Projekt Findelbaby, um Müttern in Not zu helfen.

Nachdem bereits im Dezember 1999 die bundesweite Notrufnummer 0800 456 0 789 geschaltet wurde, folgte am 8. April 2000 die Eröffnung der ersten Babyklappe in Altona. Das war eine Sensation – Übertragungswagen blockierten die gesamte Straße und interessierte Reporter aus der ganzen Welt gaben sich die Klinke in die Hand.

Leila Moysich, Leiterin des Projektes Findelbaby, blickt zurück: „Die Öffentlichkeit schien ein enormes Bedürfnis zu haben, sich diesem besonderen Ort eines vermeintlichen Tabu-Bruchs zu nähern und zu verstehen, warum die Babyklappe eine akzeptable Lösung sein könnte.“

Seither wurde das Thema Babyklappe bundes- und weltweit diskutiert. 12 Länder übernahmen bisher das Konzept. Neben den mittlerweile 96 Babyklappen in Deutschland existieren weltweit ungefähr 40 weitere.

Der Geschäftsführer von Sternipark, Dr. Jürgen Moysich, ist mit dem Erreichten zufrieden: „Das Ziel der Babyklappe war, dass weniger Neugeborene durch Aussetzung zu Schaden oder gar zu Tode kommen. Gleichzeitig sollten Mütter davor bewahrt werden, sich der Aussetzung oder noch schwerwiegenderer Straftaten schuldig zu machen. Dieses Ziel wurde mit dem Projekt Findelbaby erreicht. Seit Eröffnung der Babyklappe gab es in Hamburg keine Aussetzung mehr. Auch die Zahl der getöteten Kinder sank
drastisch.“

Die Babyklappe hat in der Bevölkerung nach wie vor eine ausgesprochen hohe Zustimmung. Sie ist keine Abgabestation, sondern ein Rettungsanker für Mutter und Kind. Während das Baby liebevoll gepflegt wird, darf die Mutter sich erholen – was ihr gute Recht ist. Und schon oft genug, nämlich in bisher 14 von 39 Fällen, finden Mutter und Kind dann später doch endgültig zusammen.

Dana Schweiger, Mutter von vier Kindern und dem Verein schon lange freundschaftlich verbunden: “Keine Frau macht sich die Entscheidung leicht, dieses Kleine, das neun Monate oder kürzer im Bauch gewachsen ist, wegzugeben. Muttergefühle, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, sind die stärksten der Welt. Das vergessen viele Kritikerinnen, weil die meisten von Ihnen keine Mütter sind.“

Die Babyklappe ist für Mütter da, die mit ihrer Schwangerschaft nicht glücklich sein können. Schauspielerin und Findelbaby-Unterstützerin Yasmina Filali sagt: „Ich kann nachvollziehen, dass es viele Gründe gibt, warum Frauen mit ihrer Schwangerschaft nicht zurechtkommen, sie verheimlichen und sich weigern, dieses
Kind anzunehmen. Sie wurden vielleicht vergewaltigt, von ihrem Partner verlassen, haben Angst vor der Familie, der Reaktion des Umfeldes, vielleicht auch davor, ihre Ausbildung oder ihren Job zu verlieren, das Kind und sich nicht durchbringen zu können. In solchen Situationen darf man die Mütter nicht verurteilen. Nein, gerade dann benötigen sie Unterstützung und unsere Hilfe.“

Zehn Jahre lang hat das Projekt allen Müttern das Versprechen gegeben: Keine Zeugen, keine Fragen, keine Polizei – nur Hilfe. Dazu Rechtsanwalt Kurt Groenewold: „Das Projekt Findelbaby war von Anfang an mit den Hamburger Behörden abgestimmt und juristisch geprüft. Keine Mutter hat sich durch Übergabe ihres Kindes in einer Babyklappe in den vergangenen Jahren in irgendeiner Form strafbar gemacht. Im Gegenteil, es ist verhindert worden, dass Mütter zum letzten Mittel der Kindsaussetzung gegriffen haben.“

Anlage: So hat sich die Babyklappe entwickelt

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