Fossilien vom Elektrohändler

Hamburg hat sich im Klimaschutz zwar viel vorgenommen. Der Handel macht es Verbrauchern aber immer noch schwer, energieeffiziente Geräte zu finden. Wer zu Weihnachten einen besonders Strom sparenden Kühlschrank oder DVD-Rekorder kaufen will, wird im Einzelhandel häufig enttäuscht. Ein Markttest des Instituts für angewandte Verbraucherforschung (IFAV) fand im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands jetzt heraus: Das Thema Energieeinsparung ist trotz der aktuellen Diskussion im Elektrogeräte-Einzelhandel noch nicht angekommen.

Der Marktcheck nahm zwischen 10. und 30. November in bundesweit 869 Geschäften, davon 40 in Hamburg, die Präsentation von Kühlschränken, Kühl-Gefrierkombinationen und Wäschetrocknern unter die Lupe. Alle drei Produktarten müssen über das Energieverbrauchsetikett den Stromverbrauch ausweisen. In 884 Geschäften, darunter 41 in Hamburg, wurde zudem untersucht, ob die Hersteller von Flachbildschirmen, Notebooks und DVD-Rekordern freiwillig Angaben zum Stromverbrauch ihrer Produkte machen. In einem weiteren Schritt ließen sich Testkäufer in 1470 Geschäften, davon 60 in der Hansestadt, über den Energieverbrauch von Flachbildfernsehern, in 1398 Geschäften – in Hamburg 61 – über jenen von Espressomaschinen beraten.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: Noch immer finden sich viel zu wenig Kühlschränke und Kühl-Gefrierkombinationen mit der besonders sparsamen Energieklasse „A++“ im Sortiment von Kaufhäusern, Elektronikmärkten und Fachgeschäften. So trugen nur 9,3 Prozent der in 811 Läden begutachteten Kühl-Gefrierkombinationen den Energiehinweis der besten Klasse, in Hamburg waren es 10,1 Prozent. Bei Wäschetrocknern der Klasse A waren es nur 14,6 Prozent (in 824 Geschäften), in Hamburg immerhin 30,2 Prozent.

„Das Angebot wird noch immer von Modellen mit relativ ungünstiger Energieeffizienz dominiert. Gezielte Prämienprogramme oder Steuererleichterungen für hocheffiziente Geräte würden nachweislich das Angebot im Handel erhöhen“, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg. Dies bestätigen auch Erfahrungen aus Italien. Dort erreichten Kühl-Gefrier-Kombinationen der Klassen „A+“ und „A++“ nach Durchführung eines Prämienprogramms einen Marktanteil bei Neugeräten von fast 90 Prozent.

Bei den zu Weihnachten besonders stark beworbenen Flachbildfernsehern wiesen 43,5 Prozent der in den Geschäften ausgestellten Geräte den Energieverbrauch aus, und das auch nur, weil viele Fachmärkte selbst auf den Preisschildern angaben, wieviel Strom die Geräte im Betrieb und im Stand-By-Modus fressen. In Hamburg lag dieser Wert sogar bei nur 11,8 Prozent! Bei Notebooks fanden sich bei 23,6 Prozent der Geräte Hinweise zum Energieverbrauch – unter anderem durch das Energy-Star-Label, in Hamburg bei 30,3 Prozent. Bei DVD-Rekordern scheint Energie dagegen kein Thema zu sein: Nur bei 1,2 Prozent der ausgestellten Geräte gab es irgendwelche Hinweise, in Hamburg bei 5 Prozent.

„Auch bei der Unterhaltungselektronik müssen deutlich mehr Geräte mit niedrigem Energieverbrauch ins Sortiment“, fordert Hörmann. „Zudem muss das Verkaufspersonal besser geschult werden, um über den Energieverbrauch und die Betriebskosten der Geräte informieren zu können. Das ist jetzt besonders wichtig, da es bei Unterhaltungselektronik und kleineren Haushaltsgeräten noch keine Kennzeichnungspflicht gibt“, sagt Hörmann.

Defizite im Verkaufsgespräch ergaben sich auch bei Testkäufen von Espressomaschinen. Auf die Frage, wie viel Strom das angebotene Modell verbrauche, konnten bundesweit immerhin 47,4 Prozent der befragten Verkaufskräfte eine Antwort geben, in Hamburg aber nur kümmerliche 29,5 Prozent. Auf die Nachfrage, was das Gerät im Gebrauch kostet, wussten im Bundesdurchschnitt nur 16,1 Prozent eine Antwort, in Hamburg schnitt mit 3,3 Prozent sogar noch schlechter ab.

Mit Beginn des neuen Jahres zeichnet das Umweltzeichen „Blauer Engel“ besonders energiesparende und klimafreundliche Waren und Dienstleistungen aus. Zu den ersten Produktgruppen, die das bekannte Umweltzeichen ab 2009 tragen werden, sollen neben Kühlschränken und Waschmaschinen auch Fernsehgeräte und Espressomaschinen gehören.

Details der Studie finden sich auf der Internetseite www.vzhh.de.

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