Elternrecht – nur für Schul-Eltern?

Im heutigen Abendblatt schlägt die frühere Schulsenatorin Dinges-Dierig (CDU) vor, die Vorschule verbindlich für alle Schüler als erste Klasse der Primarschule einzuführen, dafür aber den Wechsel auf die weiterführenden Schulen bereits nach Klasse 5 stattfinden zu lassen. Dagegen wendet sich der Landeselternausschuss (LEA) – unter anderem, weil das Elternwahlrecht im Kita-Bereich dadurch ausgehebelt würde.

Die Vertretung der Hamburger Kita-Eltern in seiner Stellungnahme zu Dinges-Dierig:

Wenn auch dieser Vorschlag schul- und haushaltspolitisch sicher seinen Reiz hat, möchte der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung (LEA) darauf hinweisen, dass Hamburger Kita-Eltern ein freies Wahlrecht in Bezug auf einen Besuch der Vorschule oder der Kita zugesichert wurde. Die Debatte um die Wahlfreiheit der Eltern, ihre Kinder im vorschulischen Jahr in Kita oder Vorschule zu schicken, reicht bereits bis in die Koalitionsverhandlungen zurück. Der LEA hatte sich auch im Rahmen der Debatte um die Konzeption zur Primarschule deutlich für das freie Elternwahlrecht im Vorschuljahr zwischen Kita und Vorschule (bzw. zukünftige Eingangsstufe der Primarschule) eingesetzt. Gerade die CDU hatte sich seinerzeit noch für eine Berücksichtigung der diesbezüglich vom LEA vorgetragenen Forderungen eingesetzt.

Man möge auch bedenken, dass ein Eingriff in das Wahlrecht der Eltern, wie sie ihre Kinder fördern und bilden lassen möchten, mit zu den Hauptargumenten zählt, die das Bürgerbegehren gegen die Schulreform so erfolgreich gemacht haben.

Schon jetzt gibt es unter Kita-Eltern Widerstand, weil die Beitragsbefreiung des letzten Kita-Jahres vor der Einschulung nicht so weit reicht, wie die Beitragsfreiheit der Vorschule (Stichwort „Kann-Kinder“). Wenn den Eltern die Möglichkeit genommen wird, ihre Kinder von der Kindertagesstätte auf die Schule vorbereiten zu lassen, die sie mit ihrer Bildungsarbeit überzeugt hat, ist mit Protesten zu rechnen, denen man mit überzeugenden Argumenten begegnen sollte.

Sollte der Vorschlag von Frau Dinges-Dierig aufgegriffen werden, bedarf es sicherlich noch einiger Diskussionen, um Eltern von einem Systemwechsel im Vorschulbereich zu überzeugen. Sowohl bei der Konzeptentwicklung der Vorschulklassen als erste Klassen der Primarschulen, als auch bei der Feststellung der Schulfähigkeit der Kinder. Die sollte nicht mehr an einem festen Alter, sondern am Entwicklungsstand des Kindes festgemacht
werden. Und da böte sich eine verbesserte Kooperation zwischen Kitas und Schulen nur an.

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