Elbphilharmonie: Desaströses Krisenmanagement

Mit Blick auf mögliche weitere Verzögerungen beim Bau der Elbphilharmonie und die Spekulationen über den Rücktritt ihres Intendanten hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion dem Senat ein „desaströses Krisenmanagement“ vorgeworfen. Als Kulturexperte dieses Mal der Fraktionsvorsitzende.

„Wenn der Intendant der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, jetzt bereits öffentlich über seinen möglichen Rückzug spricht, ist das ein Alarmsignal. Ich fürchte aber, dass es von den Verantwortlichen nicht gehört wird“, sagte Neumann. Der Umgang des Senats mit dem Projekt Elbphilharmonie werde mehr und mehr zu einem „Lehrbeispiel für schlechte Krisenbewältigung in der Politik“.

Die nachvollziehbare Skepsis Lieben-Seutters sei auch Folge von „kaum noch nachvollziehbaren Entscheidungen des Senats“, sagte SPD-Fraktionsvize Ingo Egloff. So hätten die Spitzen des Senats den Projektkoordinator der Elbphilharmonie erst zu dem Zeitpunkt entlassen zu dem sich die – dem Senat längst bekannten – Probleme bei der Umsetzung der Planungen nicht mehr schönreden ließen. Der Nachfolger des entlassenen Chefkoordinators könne sein Amt erst Monate später antreten – „so verzögern sich die Verhandlungen mit Hochtief und der Bau der Elbphilharmonie. Letztlich wird so das Projekt noch teurer“, kritisierte Egloff. Der Senat könne nicht die Baufirma für Verzögerungen verantwortlich machen, wenn er selbst den Fortgang des Projekts über Monate hinweg quasi auf Eis lege.

Die Hängepartie seit der Entlassung des Chefkoordinators ist aus Sicht von Neumann mit der für morgen geplanten Vorstellung von dessen Nachfolger nicht beendet. „Wenn ein drittklassiger Fußballclub seinen Trainer feuert, ist sichergestellt, dass das Training am Folgetag stattfindet und dass nach spätestens drei Tagen ein Nachfolger die Arbeit aufnimmt – nicht möglicherweise am ersten November. Man fragt sich, in welcher Liga die Hamburger Kulturpolitik spielt. Der vielbemühte Begriff der Erstklassigkeit erscheint mittlerweile ziemlich gewagt“, sagte der SPD-Fraktionschef.

Ersten Plänen zufolge sollte der Bau auf dem Kaispeicher A bereits im Frühjahr 2010 abgeschlossen sein. Vor einigen Monaten wurde die Eröffnung auf Herbst 2011 verschoben. Jetzt ist der Herbst 2012 als Termin im Gespräch. Bürgermeister von Beust hatte bei der Vorstellung des schwarz-grünen Haushaltsplanentwurfs noch erklärt, wichtig sei vor allem dass der geplante Eröffnungstermin gehalten werde. „Selbst ein Eröffnung in dieser Wahlperiode ist nun bei der ehemaligen Chefsache Elbphilharmonie nicht mehr sicher“, sagte SPD-Fraktionsvize Egloff.

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