„Eine starke Gewerkschaft!“

Die Mitgliederentwicklung GEW Hamburg ist im achten Jahr in Folge positiv

Die Mitgliederentwicklung in der GEW Hamburg ist erfreulicherweise im achten Jahr in Folge positiv, wobei es naturgemäß starke Unterschiede bei den Fach- und Personengruppen gibt. 2015 zeigte eindrucksvoll, dass es insbesondere Tarifauseinandersetzungen sind, die die Beschäftigten dazu bringen, einer Gewerkschaft beizutreten.

Mitgliederentwicklung in den DGB-Gewerkschaften

Die Mitgliederentwicklung in den Einzelgewerkschaften ist unterschiedlich. Eine leider negative Bilanz haben die IG BAU, die IG BCE, die NGG, die EVG und ver.di zu verzeichnen. Eine erfreulicherweise positive Bilanz haben die IGM mit 0,2 Prozent Zuwachs und die GdP mit 1,18 Prozent. Prozentual am stärksten legte mit 3,07 Prozent die GEW zu. Dank dieser Entwicklung konnte die GEW die IG BAU überholen und ist nun die viertgrößte DGB-Gewerkschaft. Der DGB insgesamt hatte 2015 einen leichten Mitgliederrückgang von 0,15 Prozent und organisiert nun 6.104.851 Beschäftigte, Studierende, RentnerInnen und PensionärInnen.


Mitgliederentwicklung in der GEW bundesweit

Von den bundesweit 280.678 GEW-Mitgliedern sind 71,6 Prozent weiblich und 28,4 Prozent männlich. Die größte Gruppe stellen wenig überraschend die Beschäftigten mit 76,7 Prozent. Davon sind 45,7 Prozent Angestellte und 54,3 Prozent BeamtInnen. Zu den SeniorInnen zählen mittlerweile 17 Prozent der Mitglieder, 4 Prozent sind Studierende und 2,3 Prozent arbeitslos. Der Organisationsbereich Schule ist mit 63,1 Prozent der am stärksten vertretene, gefolgt vom Bereich Jugendhilfe und Sozialarbeit mit 15,5, Hochschule und Forschung mit 9,3 und Berufliche Bildung und Weiterbildung mit 6,3 Prozent (wobei hier die Beruflichen Schulen einsortiert sind). 5,7 Prozent entfallen auf Sonstige bzw. sind nicht zuzuordnen.

Mitgliederentwicklung in der GEW Hamburg

Die GEW Hamburg hat ihren seit acht Jahren bestehenden Mitgliederzuwachs auch 2015 fortsetzen können. 2015 sind wir auf 10.352 Mitglieder angewachsen, das sind 6,03 Prozent mehr Mitglieder als 2014. Dieser Zuwachs bezieht sich allerdings überwiegend auf den Organisationsbereich Kinder- und Jugendhilfe, in dem im Kontext der Aufwertungsrunde im Sozial- und Erziehungsdienst viele KollegInnen, davon 85 Prozent Frauen, Mitglied geworden sind. Leicht zugelegt haben die Fachgruppen Grundschule, Stadtteilschule, Sonderpädagogik, Hochschule/ Forschung und Studierende. Leicht abgenommen haben die Fachgruppen Gymnasien, Berufliche Schulen und Weiterbildung.

Organisationsgrad an den Schulen

Neben der absoluten Zahl der Mitglieder ist der Organisationsgrad ein wichtiges Kriterium dafür, wie stark eine Gewerkschaft ist. Ein Blick in die Zahlen zeigt, dass der Organisationsgrad in den letzten Jahren trotz eines enormen Aufwuchses bei den pensionierten KollegInnen in der GEW gehalten werden konnte: So haben wir an den allgemeinbildenden Schulen während der letzten Jahre einen durchschnittlichen Organisationsgrad von um die 34 Prozent, bei den Beruflichen Schulen liegt er bei etwas unter 40 Prozent. Somit sind mehr als ein Drittel der KollegInnen an den allgemeinbildenden und gut zwei Fünftel der KollegInnen an berufsbildenden Schulen bei uns organisiert – ein im bundesvergleich sehr guter Wert. Deutlich wird aber auch, dass die Mitgliederzugewinne während der letzten Jahre nicht dazu führen, dass sich der Organisationsgrad steigert.

Gender Analyse – Partizipation von Männern und Frauen in der GEW

Werden die Frauen- und Männeranteile in den Schwesterngewerkschaften der GEW betrachtet, fällt auf: die GEW hat mit bundesweit 71,6 Prozent den mit Abstand den höchsten Frauenanteil. Lediglich die NGG und ver.di vertreten ebenfalls einen hohen Frauenanteil. Dies liegt sicherlich auch an den Arbeitsfeldern, die diese drei Gewerkschaften vertreten: Bildung und Erziehung, Sorgearbeit (Care) und Dienstleistungen sind traditionelle Felder für Frauenerwerbsarbeit.

Die GEW ist und bleibt eine Frauengewerkschaft, denn der derzeitige Frauenanteil liegt bei 71,6 Prozent. Dies ist der höchste Anteil in der Geschichte der GEW und führt damit den kontinuierlichen Anstieg der vergangenen Jahrzehnte fort. Zu Beginn der 1980er Jahre waren knapp die Hälfte der GEW-Mitglieder Frauen.

Wie sieht es in den Organisationsbereichen aus? Im Organisationbereich „Schule“, der knapp zwei Drittel (63,1) der gesamten Mitgliedschaft umfasst, sind aktuell knapp zwei Drittel Frauen (73,4 Prozent). In den beiden kleineren Organisationsbereichen „Hochschule und Forschung“ sowie „Berufliche Bildung und Weiterbildung“ liegt der Frauenanteil vergleichsweise niedriger, dennoch sind jeweils mehr als die Hälfte der Mitglieder Frauen (56,3 und 53,5 Prozent). Der zweitgrößte Bereich „Jugendhilfe und Sozialarbeit“ wiederum hat mit 86,9 Prozent den höchsten Frauenanteil unter den Organisationsbereichen. Mit diesen Zahlen lassen sich bestehende Eindrücke über die GEW revidieren: Die GEW ist keine „Lehrergewerkschaft“, sondern eine Bildungsgewerkschaft mit hohem Lehrerinnenanteil, also eine Bildungs- und Lehrerinnengewerkschaft.

In Hamburg sehen die Zahlen ähnlich aus: 68,2 Prozent der Mitglieder sind weiblich; im Bereich Schule sind es 71,1 Prozent, im Bereich Hochschule und Forschung 48,5, im Bereich Weiterbildung 64,7 und im Bereich Kinder- und Jugendhilfe 83,1 Prozent. Schlägt sich diese Mitgliederstruktur in den Gremien und Wahlämtern wieder? Sind die Geschlechter entsprechend ihrem Verhältnis in den Strukturen repräsentiert?

Der Bundes-Gewerkschaftstag ist das höchste Gremium der GEW. Beim Gewerkschaftstag 2013 entsprach der Frauenanteil von 50,7 Prozent bei weitem nicht dem Frauenanteil in der Mitgliedschaft (70,5 Prozent). Zu fragen ist hier nach den Gründen. Vermutlich ist der erhöhte Männeranteil auf Leitungspositionen in GEW-Gremien ein Aspekt. Zusätzlich müssten die Entscheidungsprozesse in den Landesverbänden genauer betrachtet werden, beispielsweise die Frage, ob die Delegiertenplätze entsprechend der Geschlechteranteile der Mitgliedschaft quotiert werden. Die GEW Hamburg, die 2013 einen Frauenanteil von 64,8 Prozent besaß, quotierte paritätisch, so dass sie 50,0 Prozent Frauen delegierte.

Zu den Entscheidungsorganen auf Bundesebene zählen neben dem Gewerkschaftstag noch der Hauptvorstand (HV), der Koordinierungsvorstand (KoVo) und der Geschäftsführende Ausschuss (GV). Gemessen an der Mitgliederverteilung erreicht keines der Bundesorgane den Frauenanteil von 71,6 Prozent, der KoVo erreicht noch nicht einmal die 50 Prozent-Hürde. Da sich die Organe teilweise aus Delegierten der Länder, VertreterInnen der Bundesausschüsse sowie Landesvorsitzenden zusammensetzen, muss eine Abbildung der Mitgliedschaft bereits auf diesen Ebenen vorangetrieben werden.

Ergänzend zu den genannten Entscheidungsorganen gibt es Bundesausschüsse (BA) bzw. Bundesfachgruppenausschüsse (BFGA), die in ihren Zuständigkeitsbereichern fachlich arbeiten, um die GEW-Politik zu gestalten. Im Vergleich mit der jeweiligen Referenzgruppe in der Mitgliedschaft zeigt sich, dass auch hier die Geschlechteranteile der Mitglieder nicht im politisch arbeitenden Gremium repräsentiert werden. Hinzu kommt, dass die Leitung der BA überwiegend mit Männern besetzt ist (42 Männer zu 25 Frauen in 2013, exklusive des Leitungsteams des Bundesfrauenausschuss).

Wie sieht es in Hamburg aus? Der Gewerkschaftstag ist das höchste Organ der GEW Hamburg. Ein Vergleich der Geschlechteranteile zeigt, dass die Zusammensetzung die Mitgliedschaft nicht abbildet: So lag der Frauenanteil 2012 in der Mitgliedschaft bei 64,8 Prozent, auf dem Gewerkschaftstag jedoch nur bei 50,0 Prozent. 2015 lag der Frauenanteil beim Gewerkschaftstag bei 41,4 Prozent bei einer zu 68,2 Prozent weiblichen Mitgliedschaft.

Zu den Wahlämtern und Gremien auf Landesebene zählen die Landesvorstände, die Geschäftsführenden Landesvorstände (bzw. in Hamburg Geschäftsführender Ausschuss) und die Vorsitzenden. Auch hier kann die Frage gestellt werden, ob sich die Geschlechteranteile der Mitgliedschaft in den genannten Ämtern und Gremien wiederfinden – eine Frage, die verneint werden muss. So saßen 2012 im Landesvorstand 26,8 Prozent Frauen und im Geschäftsführenden Ausschuss 40 Prozent Frauen. 2015 ist der Landesvorstand zu 34,8 Prozent weiblich, der Geschäftsführende Ausschuss zu 42,9 Prozent. Die zwei aktuellen stellvertretenden Vorsitzenden sind männlich, die Vorsitzende weiblich.

„Gleiche Rechte haben wir – gleich Chancen wollen wir!“ Dieses Motto, das auf die Notwendigkeit von Gleichstellungsgesetzen mit Zielquoten und Frauenförderplänen hinweist, gilt auch für die GEW und deren Organisationsentwicklung. Denn: Selbstverständlich haben weibliche GEW-Mitglieder die gleichen Rechte wie die männlichen Mitglieder, in die Entscheidungspositionen und -gremien gewählt zu werden. De facto sind Frauen aber in Machtpositionen nicht so vertreten wie es ihrem Anteil in der Mitgliedschaft der GEW entspricht. Also – auch für die GEW gilt: Formal gleiche Rechte führen nicht zu gleichen Lebens- und Teilhabechancen. Zu fragen ist, wo sind die Stellschrauben, an denen gedreht werden kann und sollte, damit eine Beteiligungskultur entsteht, die für Frauen attraktiv ist?

Die Lebenssituation von jungen Frauen muss ernst genommen werden. Bereits der Gewerkschaftstag 2009 hatte den Beschluss „Die GEW für junge Frauen noch attraktiver machen“ gefasst, der Empfehlungen an die Landesverbände enthält. Ein weiterer Schritt war der Beschluss „Faire An-Sprache in der GEW – Geschlechterdemokratie in Wort und Bild“ vom Gewerkschaftstag 2013. Hier ist die Beschlusslage gut. Jedoch hat der Aufbruch für eine neue Organisationskultur in der GEW, in der die Lebensphasen von Männern und Frauen berücksichtigt werden, noch nicht wirklich stattgefunden. Die GEW sollte alles tun, damit junge Frauen ihre Karriere und politisches Engagement nicht außerhalb der GEW suchen.

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