„Eine Schule für Alle“ macht weiter

Vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung – aber mit ganz erheblichen Gefahren: So beurteilt die Initiative „Eine Schule für Alle“ die geplante Einführung der sechsjährigen gemeinsamen Primarstufe. Die Initiatoren werden das Volksgesetzgebungsverfahren für eine echte gemeinsame Schule weiter betreiben.

Im Originaltext: Stellungnahme zum Koalitionsvertrag zum Thema Schulstruktur
Hamburg, 18. April 2008

Die Volksinitiative hält an ihren Forderungen entsprechend dem vorgelegten Gesetzentwurf nach einer Schule für alle bis zur 10. Klasse fest und bereitet das angestrebte Volksbegehren vor.

Die Initiative begrüßt das Vorhaben, die gemeinsame Schulzeit der Kinder in Hamburg um zwei Jahre zu verlängern. Auch wenn dieses Vorhaben weit hinter den Forderungen der Initia-tive nach einer Schule für alle bis zur Klasse 10 zurückbleibt, kann dies ein Schritt zu einem integrierten, inklusiven, also nicht auslesenden Schulsystem insgesamt sein. Kritisch sehen wir jedoch

die Einführung unterschiedlicher Profile in den Grundschulen,

das Elternwahlrecht auf einen Grundschulstandort

die mögliche Anbindung einer Grundschule an ein Gymnasium und

die Sortierung der Kinder nach Klasse 6.

Im Einzelnen:

1. Elternwahlrecht auf die Grundschule

Das Recht der Eltern auf einen bestimmten Grundschulstandort wird die derzeitige soziale Entmischung bereits in der Grundschule verschärfen. Grundschulen mit Fremdsprachenange-boten wie Latein oder Französisch werden von Eltern gewählt werden, die ihre Kinder später auf ein Gymnasium schicken möchten.

2. Langformschulen

Langformschulen, die die siebenjährige Primarschule gemeinsam mit einem Gymnasium um-fassen, werden selbstverständlich von Eltern angewählt, die davon ausgehen, dass ihre Kinder auch in der Mittel- und Oberstufe auf dieser Schule bleiben können. Auch dies ist ein Schritt zu einem Vorziehen der derzeitigen Selektion.

3. Selektion nach Klasse 6

Nach den Vorstellungen der Koalition sollen die Leistungen der Kinder im 6. Schuljahr über ihre weitere Schullaufbahn entscheiden. Wenn es auch richtig ist, dass die Eltern schon heute nach Klassenstufe 6 nicht über die Schulform für ihr Kind entscheiden, so ist doch z.Zt. durch nichts belegt, welchen prognostischen Wert die Leistungen der Kinder in den 6. Klas-sen der Primarschulen haben werden. Das Ergebnis jedenfalls wird die Zementierung der dann erfolgenden sozialen Entmischung sein.

Karen Medrow-Struß, Sprecherin der Volksinitiative: „Wir fordern die zukünftige Schulsenatorin auf, im Rahmen ihrer Moderation der regionalen Schulkonferenzen dafür Sorge zu tragen, dass die Einführung von Profilgrundschulen nicht zu einer sozialen Auslese bereits im Vorschulalter führt, bei der Einführung von Langformschulen im Bereich der Gymnasien so steuernd einzugreifen, dass damit für die Kinder nicht schon zum Zeitpunkt ihrer Einschulung eine Vorabentscheidung zu Gunsten einer Schulform fällt und bitten sie weiter für ein gemeinsames Lernen bis Klassenstufe 9, entsprechend ihrem Wahlprogramm, zu werben.“

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