Am Donnerstag 2. Juli hält der ehemalige Sprecher des Vorstands der IG Metall und Sozialreferent an der Deutschen Botschaft in Peking Claus Eilrich einen Vortrag zu: „30 Jahre Reform- und Öffnungspolitik – China vor neuen Herausforderungen“. Um 17 Uhr im Klub im Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 62
Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik vor mehr als 30 Jahren entwickelt die Kommunistische Partei Chinas das Reich der Mitte zum kapitalistischen Global Player. Chinas „sozialistische Marktwirtschaft“ und das rasante Wirtschaftswachstum haben den Lebensstandard der meisten Chinesen deutlich verbessert.
Doch die Erfolge des wirtschaftlichen Aufschwungs sind sehr ungleich verteilt. China ist eines der Länder mit den größten Einkommensunterschieden der Welt. Zwar geht es heute auch den 630 Millionen Bauern und der Landbevölkerung besser als zu Maos Zeiten, doch mit einem Jahreseinkommen von durchschnittlich 1.250 Euro lassen sich auch in Zentral- und Westchina nur die lebensnotwendigsten Ausgaben bestreiten.
Die Schattenseiten des rasanten Aufstiegs sind unübersehbar: Energieverschwendung, Umweltverschmutzung, Korruption und über 260 Millionen zwar selbstbewusster werdende aber immer noch weitgehend rechtlose Wanderarbeiter.
Chinas Führung versucht gegenzusteuern. Das Land will nicht länger nur verlängerte Werkbank der Welt sein. Ziel ist es, ein qualitativ anspruchsvolleres Wirtschafts- und Produktionsmodell aufzubauen. Bis 2020 sollen die Einkommen verdoppelt werden. Die Mindestlöhne sollen weiter deutlich erhöht werden. Die Ein-Kind-Politik soll gelockert werden. Das Haushaltsregistrierungssystem (Hukou) soll vorsichtig reformiert werden. Und es soll eine einheitliche Altersversorgung für Stadt- und Landbewohner aufgebaut werden.
Ist China damit auf dem richtigen Weg? Auf dem Weg zur viel beschworenen “harmonischen Gesellschaft“?
Claus Eilrich war Sprecher des Vorstands der IG Metall und als Sozialreferent an den Deutschen Botschaften in Peking (2004 bis 2008) und Tokio (2010 bis 2014) tätig.