Eiffelturm am Domplatz

EIFFEL.jpegIm Abendblatt darf heute auch Eröffnungssenator Freytag seine Meinung zur Domplatzbebauung kundtun. Nachdem ihm offenbar beim Veddeler Wasserkreuz die Felle davonschwimmen und seine unterirdische U 4 wohl eine Rechnungshof-Prüfung über sich ergehen lassen muss, will er wenigstens bei dem langweiligen Glastempel am Domplatz die Nase vorn behalten. Mit welchen Argumenten – einfach

Außer Freytag, Beust und dem Oberbaudirektor (pflichtschuldigst?) ließ bei den bisherigen Anhörungen niemand ein gutes Wort an dem Entwurf. Gefragt waren, wohlgemerkt, Experten; die „normalen“ Bürger benutzten ganz andere Ausdrücke, um das Gebäude schlecht zu machen. Die wesentlichen Argumente, zusammengefasst: Zu groß und zu beliebig.

Die Größe rechtfertigt Freytag bisher öffentlich unter anderem mit „einer Million Besucher“ der Zentralbibliothek, die künftig jährlich den Domplatz anlaufen sollen. Was er verschweigt: 400 m weiter, am Hühnerposten, kommen in verkehrsgünstigster Lage bisher gerade 600.000.

Das wichtigste Argument Michael Freytags aber ist, dass er seiner Zeit einfach voraus sei. Er ist offenbar viel gereist und dabei zu dem Schluss gekommen: Was Chicago und Kuala Lumpur, Moskau, Shanghai und Jakarta haben, braucht Hamburg auch. Deshalb will er Stahl, Glas und möglichst hohe Hochhäuser. „Michis Phallus“ spöttelt man in der Baubehörde über sein Wolkenkratzer-Pläne.

Seine neueste Variante liest sich im ABendblatt heute so: „In Hamburg wurde 1880 gegen starken öffentlichen Widerstand die Speicherstadt gebaut; das Altstadtviertel Holländischer Brook wurde abgerissen, 20 000 Menschen mußten umsiedeln. Heute wird die Speicherstadt allseits als architektonisches Juwel bewundert. Das Hamburger Rathaus, der Stadtpark, der komplette Wiederaufbau nach dem großen Brand 1842, die Börse, die Kunsthalle, die Alsterkanalisierung – stets wurde leidenschaftlich und kontrovers diskutiert. Hierfür gibt es auch zahlreiche internationale Beispiele: Das Centre Pompidou und die Pyramide im Pariser Louvre. Norman Fosters „Ghurkin“ in London, das Guggenheim-Museum in Bilbao oder der Eiffelturm. Sie alle wurden trotz heftiger Proteste realisiert. Sie alle sind der Beweis dafür, daß kontroverse Architektur ein Zeichen für Weltklasse ist.“

Offenbar war die Weltreise schnell und kurz. Sonst wäre vielleicht sogar dem Einweihungssenator aufgefallen, dass qualitativ erhebliche Untzerschiede bestehen zwischen den von ihm aufgezählten Gebäuden und dem Ding am Domplatz.

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