DGB: Rente mit 73 ist „absurde Debatte“

Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord: „Die andauernden Forderungen nach einer längeren Lebensarbeitszeit und der Rente ab 70 oder gar 73 beschädigen die Grundlagen des Sozialstaats und schüren die Wut in der Bevölkerung“.

„Wer 45 Jahre lang gearbeitet hat, sollte eine Rente erreichen, von der man leben kann. Der Dauerbeschuss der Arbeitnehmer, die kaum noch durchhhalten können bis zum regulären Renteneintrittsalter, entwürdigt ihre Lebensleistung und nimmt den Bürgerinnen und Bürgern die Hoffnung, dass sie im Alter fair behandelt werden. Ein höheres Renteneintrittsalter ist eine verdeckte Rentenkürzung und ein Betrug am Beitragszahler. Das werden wir nicht hinnehmen“, sagte Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord, zur jüngsten Diskussion um die Rente mit 70:

„Im Schnitt werden Männer rund 80 und Frauen rund 84 Jahre alt. Wer nun ein Renteneintrittsalter von 73 fordert, will den Menschen nur sieben beziehungsweise elf Jahre Rente gönnen. Und vielen bleibt sogar erheblich weniger Zeit: Der statistische Durchschnitt blendet aus, dass viele Menschen früher sterben – gerade jene mit harten Erwerbsbiographien und niedrigerem Einkommen.“

Aktuell liegt das durchschnittliche Niveau der Altersrenten in Schleswig-Holstein bei 1061 EUR bei Männern und 524 EUR bei Frauen, in Hamburg bei 1096 EUR bei Männern und 639 EUR bei Frauen und in Mecklenburg-Vorpommern bei 1037 EUR bei Männern und 711 EUR Frauen.

„Wer das Renteneintrittsalter anhebt, erhöht in der Praxis die Abschläge vom ursprünglichen Rentenanspruch. Das führt automatisch zu noch mehr Armut im Alter. Es würden dann also noch mehr Menschen im Alter zum Sozialamt gehen müssen. Dier Realität am Arbeitsmarkt zeigt, dass ältere Beschäftigte einen immer schweren Stand haben. Für eine längere Lebensarbeitszeit fehlt auch das Angebot an alternsgerechten Arbeitsplätzen und die Gesundheitsförderung im Betrieb. Nur 42 Prozent der Beschäftigten gehen aktuell davon aus, dass sie unter ihren derzeitigen Arbeitsbedingungen überhaupt bis zur Rente durchhalten werden. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liegt derzeit bei 61 Jahren. Ein Renteneintrittsalter, dass die meisten Beschäftigten nicht gesund und in sozialversicherter Arbeit erreichen, ist eine Farce und für sie faktisch eine Rentenkürzung. Weitere Leistungskürzungen sind mit dem DGB aber nicht zu machen. Stattdessen brauchen wir einen Kurswechsel in der Rentenpolitik und zu allererst eine Stabilisierung des Rentenniveaus“, so der DGB-Vorsitzende.

Langfristig helfe nur eine echte, solidarische Rentenreform, die das gesetzliche Versicherungssystem wieder stark macht: „Statt steigender Altersgrenzen muss der Sinkflug des Rentenniveaus gestoppt werden. Langfristig muss das Rentenniveau dann ansteigen. Der DGB hat mit seinem Rentenmodell gezeigt, dies ist selbst innerhalb des niedrigen Beitragssatzziels der Bundesregierung von 22 Prozent möglich. Wer jahrzehntelang gearbeitet und in die Rentenversicherung eingezahlt hat, muss im Alter eine Rente bekommen, von der er oder sie in Würde leben kann.“

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