DGB: Löhne rauf, Rente reformieren

Zu den aktuellen Daten des Statistikamtes Nord über Grundsicherungsleistungen im Alter und bei Erwerbsminderung erklärt Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord):

„Die Zahlen sind ein Aufruf für Politiker und Arbeitgeber, die Rentenreform in Angriff zu nehmen. Der Sinkflug des Rentenniveaus muss gestoppt werden, sonst werden immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter zum Sozialamt geschickt. Die gesetzliche Rente hat sich im Vergleich zu allen anderen Modellen bewährt, aber ein gerechter Umbau ist überfällig. Auch Großverdiener und Vermögende müssen endlich einzahlen, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren und die Armutsfalle zu schließen. Das Problem ist im Norden besonders groß, weil hier die Löhne schon lange im Keller sind und die Arbeitgeber massenhaft tariflich gesicherte Beschäftigungsverhältnisse durch prekäre Arbeit ersetzen. Es ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit, jetzt für eine echte Erwerbstätigenversicherung zu sorgen, die allen im Alter ein Leben in Würde ermöglicht. Die Versicherungspflicht sollte zunächst auf diejenigen Erwerbstätigen ausgedehnt werden, die derzeit noch keinem obligatorischen Alterssicherungssystem angehören und ein besonderes Schutzbedürfnis aufweisen. Dies betrifft insbesondere die Selbständigen und geringfügig Erwerbstätigen. Arbeiten bis 70 und noch höhere Abschläge im Ruhestand sind jedenfalls keine Lösung. Diese Modelle würden immer mehr Menschen in soziale Not stürzen.“

Die Fakten des Statistikamtes Nord:

In Schleswig-Holstein haben am Jahresende 2015 gut 20.200 Menschen im Alter von mehr als 64 Jahren Grundsicherungsleistungen für die laufende Lebensführung erhalten. Das ist die höchste Zahl seit Einführung der Statistik im Jahr 2003. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Zuwachs um gut drei Prozent. Gegenüber 2010 betrug der Anstieg sogar 30 Prozent.

Am Jahresende 2015 haben in Hamburg fast 24.700 Frauen und Männer im Alter von über 64 Jahren Grundsicherungsleistungen zur Sicherstellung der laufenden Lebensführung erhalten. Das sind gut fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit setzte sich der in den Vorjahren erkennbare Zuwachs fort. Im mittelfristigen Vergleich zu 2010 ergibt sich eine Steigerung um fast 33 Prozent.

Die Mehrzahl der Unterstützten in beiden Bundesländern waren Frauen.

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