CDU-Senat ehrt Hamburgs Frauen nicht

Die SPD-Gleichstellungspolitikerin Gabi Dobusch hat alle Hamburgerinnen und Hamburger aufgefordert, dem Senat bis 2011 mindestens 100 ehrbare Frauen vorzuschlagen. Hintergrund: Bei den von der Stadt Hamburger vergebenen Ehrenzeichen, Medaillen und Ehrentiteln gehen Frauen so gut wie leer aus.

Einzelne Ehrungen erhalten de facto nur Männer. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage von Dobusch hervor. Sie forderte, die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze und Silber nicht mehr an einen Mann zu verleihen, bis 50 Prozent der geehrten Personen Frauen sind: „Nur ein Medaillenstopp für Männer wird den Senat veranlassen, 100 ehrbare Frauen in Hamburg ausfindig zu machen.“

„Es gibt bedeutend mehr geehrte Männer als Frauen. Darüber hinaus sind manche Auszeichnungen bereits seit Jahren überhaupt nicht mehr an Frauen verliehen worden“, sagte Dobusch. Das sei ungerecht. „Fehlt es Hamburg wirklich an ehrbaren Frauen, oder gibt sich der Senat nicht genügend Mühe, sie ausfindig zu machen?“, fragt Dobusch.

Sie verwies darauf, dass der Senat eigenen Angaben zufolge seit Januar auch Männer nicht mehr mit der „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze“ ehren will, wenn die Vorschlagsliste nicht mindestens 20 Prozent Frauen aufweist. Dobusch: „Diese Quote ist viel zu niedrig angesetzt. Es ist eine Alibi-Quote, die nicht die nötige Wirkung erzielen wird. Ich fordere den Senat auf, solange keine Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze und Silber an einen Mann mehr zu verleihen bis 50 Prozent der geehrten Personen Frauen sind. 2011 jährt sich der Internationale Frauentag zum 100sten Mal. Nur ein wirklicher Medaillenstop für Männer wird den Druck erzeugen, bis dahin schon mal 100 ehrbare Frauen in Hamburg ausfindig zu machen.“

Dobusch forderte die Hamburgerinnen und Hamburger auf, dem Senat Hamburger Frauen für die Verleihung der Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze und Silber vorzuschlagen. Für die Medaille in Bronze kommen Frauen in Frage, die sich uneigennützig und unentgeltlich mindestens 25 Jahre ehrenamtlich betätigt haben. Die Medaille in Silber könnten Frauen erhalten, die besonders hervorragende Leistungen zum Besten des Gemeinwohls vorzuweisen haben.

Die nächsten Medaillen werden im Jahr 2011 vergeben. Vorschläge können schriftlich und mit einer Begründung bis Ende des Jahres eingereicht werden bei: Jürgen Schütt, Senatskanzlei, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg, Tel. 428 31-2141, E-Mail juergen.schuett@sk.hamburg.de.

Die Fakten:

Für die besonders beliebte Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze, die 1926 gestiftet wurde, um Personen auszuzeichnen, die sich uneigennützig und unentgeltlich mindestens 25 Jahre ehrenamtlich betätigt haben, kann der Senat gar nicht angeben, wie viele der ca. 4000 geehrten Personen Frauen und wie viele Männer waren.

Fest steht aber:

– Seit 1991 wurde diese Medaille an 785 Männer verliehen aber nur an 299 Frauen. Nur 27,5% der seit 1991 insgesamt vergebenen Medaillen (1084) wurden an Frauen vergeben.

– Zwischen 1991 und 2001 wurden fast doppelt so viele Frauen geehrt, wie bisher in den Zeiten der CDU geführten Senate.

– Kein Wunder also, dass der Senat bezogen auf diese Medaille jetzt eine Frauenquote eingeführt hat.

Die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber wurde von 2001 bis 2009 nur ein einziges Mal (2004) an eine Frau, im gleichen Zeitraum aber an 19 Männer verliehen. Seit Stiftung der Medaille im Jahr 1953 haben sie nur 15 Frauen aber 127 Männer erhalten. 1953 wurde sie in Silber gestiftet, um Personen zu ehren, die sich durch besondere hervorragende Leistungen zum Besten des Gemeinwohls ausgezeichnet haben.

Die Bürgermeister-Stolten-Medaille, die Johannes-Brahms-Medaille und die Alfred Töpfer Medaille wurden jeweils zuletzt 1994 einer Frau verliehen.

Die Medaille für Kunst und Wissenschaft wurde zuletzt vor 10 Jahren, also im Jahr 2000, einer Frau verliehen.

Die Senator Biermann –Ratjen-Medaille wurde in den Jahren 2003 bis 2009 kein einziges mal an eine Frau verliehen. Im gleichen Zeitraum aber an 13 Männer.

Die Rettungsmedaille wurde seit dem Jahr 2000 an sieben Männer, aber nur an eine einzige Frau verliehen.

Informationen über die einzelnen Ehrungen, Auszeichnungen und Kulturpreise des Senats gibt es hier.

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