CDU: Harley-Rebellen nennen Senat „Spaßbremse“

Sie nennen den eigenen Senat eine „Spaßbremse“ und wollen die Partei gegen die eigene Regierung in Stellung bringen: 12 CDU-Mitglieder, darunter amtierende und ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete, proben wegen der Harley-Days den Aufstand.

Von Kalifornien bis Kamchatka seien die Motorradfans gekommen, heißt es in der Begründung zum Antrag, der sich an den CDU-Landesausschuss richtet,
und die Harley-Days seien mit ihren begüterten Gästen nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Tourismus, Kfz-Zulieferer und Mittelstand, sondern auch ein Höhepunkt im Jahreskalender nicht nur für Motorradfans und -fahrer.

Der Senat hat bei seinem Verbot auf Lärm- und Abgasbelästigungen verwiesen – und dabei wohl unter anderem die Straßenverkehrsordnung auf seiner Seite. Darin heißt es:

§30 Umweltschutz und Sonntagsfahrverbot

(1) Bei der Benutzung von Fahrzeugen sind unnötiger Lärm und vermeidbare Abgasbelästigungen verboten. Es ist insbesondere verboten, Fahrzeugmotoren unnötig laufen zu lassen und Fahrzeugtüren übermäßig laut zu schließen. Unnützes Hin- und Herfahren ist innerhalb geschlossener Ortschaften verboten, wenn andere dadurch belästigt werden.

Hier jedenfalls der Text der Harley-Fans:

Spaßbremse Senat – Hamburg macht das Tor zu
oder:
Die Harley Days gehören nach Hamburg!

Der Hamburger Senat hat entschieden: Die weltweit beachteten Harley-Days, die seit 2003 jedes Jahr mehrere Hunderttausende Biker und Fans von Kaliformien bis Kamchatka in die Hansestadt lockten, sollen zukünftig – wegen angeblicher Klimabedenken – überhaupt nicht mehr stattfinden.

Diese friedliche und farbenfrohe Veranstaltung hat weltweit für Hamburg Werbung gemacht. Die Harley-Days sind mit ihren begüterten Gästen nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Tourismus, Kfz-Zulieferer und Mittelstand, sondern auch ein Höhepunkt im Jahreskalender nicht nur für Motorradfans und -fahrer.

Einmal ganz abgesehen davon, dass sich der CDU-Hamburg nicht erschließt, wie ein unangemeldeter Corso von zum Kfz-Betrieb zugelassenen Harleys auf Hamburger Straßen verhindert werden soll, wenn die Harley-Days künftig beispielsweise auf dem Dehner-Parkplatz südlich Marmstorfs oder im Gewerbegebiet Stapelfeld vor den Toren Rahlstedts durchgeführt werden, reduziert sich der Senatsbeschluss auf bloße Symbolik ohne Sachverstand – insbesondere, nachdem die Harley-Days im letzten Jahr am Standort Volkspark hinsichtlich des störenden „Geknatters“ völlig unproblematisch über die Bühne gegangen sind, da es an diesem Standort keine unmittelbare Wohnnachbarschaft gibt.

Im Übrigen müssen mit der gleichen Logik der Klimabedenken nicht nur andere Großveranstaltungen wie der Hamburger DOM oder Alstervergnügen und Hafengeburtstag grundsätzlich in Frage gestellt werden – auch die Kreuzfahrtterminals sollten schnellstmöglich geschlossen werden, so lange keine Landstromversorgung vorgeschrieben und sichergestellt ist.

Im Sinne des Klimaschutzes unsinnige, gewerbliche Stadtrundfahrten, Weihnachtsmärkte und Grillparties gehören in dieser Logik ebenso verboten wie Osterfeuer und Feuerwerksveranstaltungen bei Laternenumzügen oder anderen festlichen Aktivitäten – von der CO2-Belastung durch privates Silvesterfeuerwerk einmal ganz zu schweigen.

Denn: Alle diese Veranstaltungen und Unterhaltungsangebote belasten das Klima – und gleichwohl gehören sie selbstverständlich zum Erscheinungsbild der modernen Großstadt Hamburg.

Die Ablehnung der Harley-Days durch den Senat ist nicht nur ein Eigentor der angeblichen Weltstadt Hamburg – es führt durch seine Provinzialität auch den früher mit Stolz getragenen Titel des Tores zur Welt ad absurdum.

Der CDU-Landesausschuss möge daher beschließen:

Der Senat wird aufgefordert, die Entscheidung, dass die Harley Days in Hamburg nicht mehr stattfinden dürfen und daher nicht genehmigt werden, zurückzunehmen. Stattdessen wird gemeinsam mit dem Veranstalter umgehend ein Veranstaltungsort gesucht, der den Anliegen sowohl der Stadt und ihrer Bewohner als auch den aus aller Welt anreisenden Harley-Fans gerecht wird.

Antragsteller:

Tim Schmuckall, Tomas Spahn, Peter Wenzel, Wolfgang Molitor, Dieter Rimbach, Peter Schmidt, Ralf-Dieter Fischer, Lydia Fischer (MdHB), Günter Stock, Stephan Müller (MdHB), Sven Hielscher, Andreas Grutzeck

2 Gedanken zu „CDU: Harley-Rebellen nennen Senat „Spaßbremse““

  1. Hallo,

    ich kann nicht beurteilen, wie stark die Belastung durch die Harley Days in den betroffenen Stadtteilen ist, aber daß ein Verbot dieser Veranstaltung einseitig und somit unverständlich ist kann ich nachvollziehen. Ich wohne mit Barmbek in einem Stadtteil, der alljährlich mit dem Oldtimerrennen am Stadtpark gequält wird und das ist nicht nur wirklich Lärm, sondern der Veranstalter ist auch uneinsichtig und asozial. So wird der wichtigste Hamburger Volkspark ein ganzes Sommerwochenende lang versperrt und mit Eintritt belegt. Auch das Dockville Festival ist für die Anwohner auf der Wilhelmsburg kein Spaß. Dagegen haben die Organisatoren der Harley Days immer wieder bis kurz vor Veranstaltungsbeginn konstruktive Vorschläge gemacht, die immer wieder mit merkwürdigen Begründungen abgelehnt wurden. So z.B. im letzten Jahr, als die Veranstaltung in den Freihafen verlegt werden sollte und dort dann die Händler keine Stände aufbauen durften. Ich halte diese Motorräder für archaischen Unsinn, aber wenn man neue Kriterien für Großveranstaltungen einführen will, dann sollte man diese erst breit diskutieren und nicht eine Veranstaltung herauspicken, sich darauf einschiessen und ein Exempel statuieren.

    Gruß, Christian Völker

  2. Das finde ich toll, 12 CDU Genossen für die Harley Tage im Volkspark.
    Warum eigentlich der Volkspark? Der Westen von Hamburg hat doch noch mehr schöne Parkanlagen.
    Was ist mit den Elbstrandgebiet entlang der Elbe und den Falkenstein, gleich mit Bade Möglichkeiten. Vielen am Strandweg Restaurants, für alle diese weit angereisenden Biker. Die Risser Kuhle, keine Anwohner in der Nähe. Gegenüber des Golfplatzes Falkenstein in den Bargen, sehr schön ist es dort und kein Mensch in der Nähe.
    Kein Nähe zu den sozialen Brennpunkten von Lurup!
    Nur die billigen Arbeitskräfte des Mittelstand, hatten einen langen Arbeitsweg. Aber wem interessiert dies.
    Was ich von diesen Politischen CDU Biker aber am vermisse sind Forderungen nach gegen Bitumenpfuscherei und Streckensperrungen .
    Oder wird dies von Eisdielen Harley Fahrer mit oder ohne drei Tage Bart nicht gefordert. Ist ja nicht so wichtig wenn es nur zum Eis essen fährt.

    Angry Anderson

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