Blohm + Voss: „Jeder hat Angst, seinen Job zu verlieren“

Der angekündigte Arbeitsplatzabbau schockiert die Beschäftigten von Blohm + Voss. Sie sagen klar, wer in ihren Augen Schuld an der Situation ist.

Kay-Uwe Sembach sieht „seine Existenz gefährdet.“ Der 48-Jährige aus dem Reparaturbereich von Blohm + Voss erwartet jetzt, dass die Geschäftsführung konkret werde und Details nenne, in welchen Arbeitsbereichen Arbeitsplätze eingespart werden sollen. „Es sind nicht nur Einzelne, sondern gesamte Familien betroffen.“

Wie Kay-Uwe reagieren auch andere Beschäftigte der Hamburger Traditionswerft auf den angekündigten Stellenabbau. Die Bremer Lürssen-Gruppe, seit Herbst letzten Jahres neuer Eigentümer der Werft, will 300 Arbeitsplätze bei Blohm + Voss abbauen.

„Es herrscht völlige Unsicherheit, ob man selbst betroffen ist“, sagt Torsten Knolinski. Der 49-Jährige arbeitet im Rohrwerk bei Blohm + Voss. „Auf einmal fallen 300 Arbeitsplätze weg. Das steht man sprachlos da.“

Von Angst und Ungewissheit spricht auch Kai Pogge. „300 Stellen – das sind auch 300 betroffene Familien“, betont der 56-jährige Betriebsrat. Die Geschäftsführung tue sich schwer, alle Karten auf einen Tisch zu legen. „Je länger dieser Zustand anhält, desto unerträglicher wird es für die Belegschaft“, sagt Kai.

„Jeder hat Angst, seinen Job zu verlieren“, erklärt Melanie Grieger. Die Motivation sei auf dem Nullpunkt, sagt die 31-jährige Betriebsrätin. Warum sage die Geschäftsführung nicht einfach, was sie wolle?

Melanie sieht die Schuld an der Situation beim Management. Schon viel früher hätten Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet werden sollen. „Es wurden einfach die Konzernstrukturen übernommen und nicht beachtet, dass wir schon längst ein mittelständisches Unternehmen waren“, sagt Melanie.

„Management-Fehler wurden sicherlich viele gemacht“, sagt Kai. Über Jahrzehnte sei nicht investiert oder modernisiert worden. „Es gab keine Marktanpassung. Durch den niedrigen Ölpreis ist das Offshore-Geschäft für die Reparatur weggebrochen.“ Außerdem blieben dringend benötigte Neubauaufträge aus.

Durch die Übernahme durch Lürssen sei „eine gewisse Hoffnung“ entstanden, die aber bald einer gewissen Skepsis gewichen sei. „Jetzt blieben auch wie durch Zauberhand größere Reparaturaufträge aus“, sagt Kai. „Langsam wurde jedem klar, dass etwas passieren muss.“

Und doch sei die Nachricht vom angekündigten Stellenabbau ein Schock für die gesamte Belegschaft.

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