Bildung: Migranten sollen sich einmischen

Jugendliche mit Migrationshintergrund werden an deutschen Schulen und Hochschulen strukturell diskriminiert. Dies geht aus einem heute vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und dem Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen vorgestellten Bericht hervor.

Der Paritätische Hamburg fordert die Einbindung von Migrantenorganisationen in die aktuelle Bildungsdebatte und appelliert an die Hamburgerinnen und Hamburger, sich im anstehenden Volksentscheid für die Schulreform auszusprechen.

„Die frühe Trennung nach der vierten Klasse zementiert soziale Ungleichheiten und raubt vielen Kindern Bildungs- und damit Zukunftschancen“, sagt Sylke Känner, Referentin für Kita und Schule beim Paritätischen Hamburg, „in Deutschland hängt der Bildungserfolg eines Kindes stark von der sozialen und ethnischen Herkunft ab. Wer aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommt, wird an unseren Schulen und Hochschulen benachteiligt. Wer zusätzlich noch – wie jeder dritte Hamburger Jugendliche – einen Migrationshintergrund mitbringt, hat kaum Chancen auf einen guten Abschluss.“

Nach dem Bericht des Paritätischen macht mittlerweile fast jeder dritte deutsche Schüler Abitur, von den ausländischen Schülern nur jeder zehnte. Am deutlichsten ist das Missverhältnis bei denen, die ganz ohne Abschluss die Schule verlassen: dies sind in Hamburg sieben Prozent der deutschen, aber 15 Prozent der ausländischen Schülerinnen und Schüler. „Unser Schulsystem schafft es nicht, das Potenzial einer multikulturellen Gesellschaft aufzugreifen und zu fördern. Stattdessen werden die Potenziale der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bisher weitestgehend ignoriert“, so Känner.

Der Paritätische Hamburg spricht sich für die Einführung der sechsjährigen Primarschule aus: „Längeres gemeinsame Lernen und die stärkere individuelle Förderung bauen soziale Unterschiede ab und schaffen größere Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen.“

Der Bericht des Paritätischen zeigt auch, dass sich die Ausgrenzung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund an den Schulen im Hochschulstudium fortsetzt. Demnach sind nicht einmal drei Prozent der in Deutschland Studierenden Ausländer, die hier ihre Hochschulreife erworben haben.

Der Verband fordert neben dem längeren gemeinsamen Lernen einen Ausbau der Sprachförderung von der Kita bis zum Schulabschluss, die interkulturelle Öffnung der Schulen sowie eine stärkere Vernetzung mit außerschulischen Partnern wie Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit.

Der Bericht wurde im Rahmen der Bildungsinitiative des Forums „AB_In die Zukunft!“ erarbeitet, deren Ziel es ist, dass mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund das Abitur absolvieren und studieren.

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