Bankrotterklärung für Studiengebühren

Schrecken sie nun vom Studium ab, oder schrecken sie nicht? Die zuständige Ministerin, Annette Schavan, hat die von ihr selbst in Auftrag gegebene Studie zur Wirkung von Studiengebühren schnell zu relativieren versucht.

Nein, sagte die Ministerin schnell, es habe in Wahrheit zwei Untersuchungen gegeben, die sich widersprechen. Stimmt – aber nur auf den ersten Blick: Ihre erste Untersuchung ergab, dass ein durchaus erheblicher Anteil der AbiturientInnen wegen der Gebühren NICHT studieren wird. Die zweite Untersuchung – unter denen, die jetzt trotzdem studieren – brachte das Ergebnis, dass die Gebühren NICHT abschrecken. Im Klartext heißt das, wer sich nicht abschrecken ließ, fühlt sich auch nicht abgeschreckt. Nun ja – das hätte man nicht untersuchen müssen…

Für die SPD hat Dorothee Stapelfeldt das Ergebnis so kommentiert:

Bankrotterklärung für die „Campus-Maut“

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion sieht sich durch die Studie des Hochschul-Informationssystems (HIS) zur abschreckenden Wirkung von Studiengebühren in ihrer Position bestätigt. „So traurig die Ergebnisse der Studie sind: Sie geben denen Recht, die vor Studiengebühren gewarnt haben“, sagte die SPD-Hochschulpolitikerin Dorothee Stapelfeldt am Montag. Dass auch in Hamburg weiterhin Studiengebühren erhoben werden, bezeichnete sie als „Irrweg, der mittelfristig auch dem Hochschulstandort schaden wird“. Die SPD-Politikerin forderte, die HIS-Studie müsse „komplett und sofort“ veröffentlicht werden.

Studiengebühren schreckten von der Aufnahme eines Hochschulstudiums ab, sagte Stapelfeldt. Betroffen von dieser negativen Wirkung seien insbesondere Frauen und jungen Menschen aus sogenannten „bildungsfernen Schichten“. Deutschland könne sich die jetzt empirisch nachgewiesene Entwicklung nicht leisten – „weil eine ungleiche Verteilung der Bildungschancen ungerecht ist und weil der bereits spürbare Fachkräftemangel weiter verschärft wird“, sagte Stapelfeldt. Sie forderte Wissenschaftssenatorin Gundelach (CDU) auf, sich einer öffentlichen Bewertung der Studie nicht zu verweigern. „Insbesondere die Studierenden haben ein Recht, zu erfahren, wie die Hochschulsenatorin die Studie bewertet und welche Konsequenzen sie gegebenenfalls zieht.“

Stapelfeldt bezeichnete Studiengebühren als „bildungs-, steuer- und wirtschaftspolitischen Irrweg“. Sie betonte, es habe in Hamburg die Chance für ein Ende der „Campus-Maut“ gegeben. „Leider haben die Grünen das Gesetz über die Studienfinanzierung lediglich etwas weniger schlimm gemacht, als es unter der CDU-Alleinregierung war. Von Abschaffung der Studiengebühren ist bei Schwarz-Grün keine Rede. Das kann nicht reichen. Die Campus-Maut gehört abgeschafft.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.