Azubis: Es wird getrickst, verschleiert und geschönt

„Die aktuelle Ausbildungsbilanz täuscht wieder eine entspannte Lage vor. Bundesweit sind über 82.000 der offiziellen Bewerber um eine Ausbildungsstelle entweder in sogenannten Warteschleifen geparkt oder unversorgt geblieben. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wird geschönt und die jungen Menschen werden im Stich gelassen“, kritisiert der stellvertretende Vorsitzende des DGB Bezirk Nord, Ingo Schlüter, die neuesten Ausbildungs-Zahlen.

Für Hamburg weist die Statistik insgesamt 6.400 Bewerber für Berufsbildungsstellen aus. Davon sind nur rund 2.100 Bewerber aus dem aktuellen Schulabgangsjahr, bei immerhin insgesamt 17.100 Schulabgängern. Aber niemand fragt bei diesem eklatanten Missverhältnis, wo die anderen Schulabgänger geblieben sind.

Gemeldete Stellen gibt es 8.600. Trotz der statistisch mehr ausgewiesenen Stellen als Bewerber gibt es 1.000 ohne Ausbildungsplatz gebliebene Bewerber.

Der Statistik-Trick, um die Lage zu beschönigen: Es werden nicht alle jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, als Bewerber geführt. Sie werden von den Arbeitsämtern als nicht Ausbildungsreif deklariert. So fallen etliche Tausende von Schulabgängern von vornherein als Bewerber aus der Statistik heraus und auf wundersame Weise wird die Bewerberzahl der Stellenzahl angenähert. Bundesregierung und Wirtschaft können so einen Erfolg feiern, obwohl es insbesondere in diesem Jahr weniger Ausbildungsplätze gibt. Eine entspannte Lage wird vorgetäuscht und politischer Handlungsdruck von den Verantwortlichen genommen.

Der DGB Bezirk Nord untermauert diese Aussage mit der bundesweiten Zahl von 1,5 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Wenn alle ausbildungsbereiten jungen Menschen einen Ausbildungsplatz erhalten hätten, dann hätte die Zahl der Menschen ohne Berufsausbildung in den letzten Jahren sinken müssen. Da sie das nicht tat, ist die Verschleierungstaktik der Statistik offensichtlich. Darstellungen, die Probleme verdrängen, helfen keinem jungen Menschen, nur der Politik hilft es, die sich beruhigen lassen will. Das unzureichende Angebot an Ausbildungsplätzen ist die Hauptursache dafür, dass es in den vergangenen Jahren nicht gelang, den Anteil der Jugendlichen ohne Berufsabschluss zu senken.

Ingo Schlüter forderte im Interesse der Jugendlichen von allen Verantwortlichen einen „ungeschminkten Blick auf den Ausbildungsmarkt. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Wir brauchen ein realistisches Bild vom Ausbildungsmarkt, um die entsprechenden politischen Konsequenzen zu ziehen.“

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