Auch LINKE kritisiert die Schulreform

Jetzt kritisiert auch die LINKE offen die Schulreform: Es gäbe durchaus gute Ansätze im Schulgesetz-Entwurf, heißt es etwas gönnerhaft, aber die kritischen Aspekte würden überwiegen. Die Luft wird dünner für die Befürworter der Primarschule: Klar dafür ist derzeit bei den Politikern nur noch die GAL, denn auch aus der CDU gibt es offenbar heftige Kritik an einzelnen Inhalten der neuen Regeln. Erstaunlich: LINKE und CDU kritisieren gemeinsam die angebliche Benachteiligung von Gymnasien.

Wir dokumentieren die Stellungnahme der Linksfraktion:

Schulgesetz: Die LINKE kritisiert Schulreform

Am kommenden Dienstag wird der Senat den Gesetzentwurf zum 2-Säulen-Modell beraten. Aus Sicht der LINKEN gibt es durchaus gute Ansätze für Änderungen im Hamburger Schulsystem, allerdings überwiegen die kritischen Aspekte. So ist die Regelung für SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf vom Ansatz her positiv, sie bietet aber noch zu viele Ausnahmen.

„Eine Absenkung der Klassenfrequenz war lange überfällig. Nur wenn Leistungsheterogenität und die unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründe in Klassen als ‚wertvolle Bedingungen des Lerngeschehens‘ bezeichnet werden, gibt es keinen Grund, warum in Gymnasien weiterhin 30 und mehr SchülerInnen sitzen sollen“, so Dora Heyenn, bildungspolitische Sprecherin der LINKEN.

Problematisch ist aus Sicht der Politikerin, dass die Primarschule, für die nach wie vor die organisatorischen Modelle aus dem
Rahmenkonzept gelten, in den meisten Fällen an verschiedenen Standorten angesiedelt sein soll. Die Zweizügigkeit kann sicherlich dazu beitragen, so viele Schulstandorte zu erhalten wie möglich, widerspricht aber der Aussage, dass die Primarschule nicht einfach nur eine Verlängerung der Grundschule sein soll.

„Neue Lernmethoden und andere Inhalte können nicht in veralteten Räumen verstreut im Stadtteil stattfinden. Bauliche und
konzeptionelle Anstrengungen sind gefordert, wenn mit der Primarschule das Ziel des längeren gemeinsamen Lernens verwirklicht werden soll. Genau das sehen wir allerdings ad absurdum geführt, wenn – wie es im Gesetzentwurf steht – den Eltern gewährt werden soll, ihre Kinder nach der 3. Klasse in eine Unterstufe einer anderen Primarschule umschulen zu lassen. Welche anderen Gründe als die der verbesserten Ausgangssituation für einen Gymnasium-Besuch könnten dabei eine Rolle spielen“, problematisiert Dora Heyenn.

Im Bürgerschaftswahlkampf hat Christa Goetsch die Auffassung heftig bekämpft, dass es SchülerInnen gibt, die eine praktische Begabung haben und solche, die eine theoretisch intellektuelle Begabung haben. Aber genau die Zwei-Begabungen-Theorie wird im Gesetzentwurf vertreten.

„Es hat schon Züge von Ausgrenzung wenn davon ausgegangen wird, dass in die Stadtteilschule ‚alle SchülerInnen‘ und in die Gymnasien nur die ‚besonders leistungsfähigen SchülerInnen‘ gehen sollen“, erläutert die Fraktionsvorsitzende.

Schwerpunkte in der Stadtteile sind „praxis- und lebensweltbezogenes Lernen“ und das Lernen an „außerschulischen Lernorten“. Damit dürften hauptsächlich Betriebe gemeint sein. Das Lernen an Gymnasien soll „zunehmend selbstständig, eigenverantwortlich, kooperativ und zielorientiert“ sein.

Für Gymnasien liegt der Fokus auf dem „Bildungsweg an der Hochschule oder in einer anspruchsvollen beruflichen Ausbildung“.
„Damit wird alles erreicht, nur nicht, was als Ziel im Gesetzentwurf proklamiert wird, nämlich ‚eine höhere Bildungsbeteiligung mit der gleichzeitigen Entkoppelung des engen Zusammenhangs von Bildungschancen und sozialer Lage'“, erklärte Dora Heyenn
abschließend.

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