ASB: Keine Ein-Euro-Jobs mehr

photocaseKOEPFE.jpegDer ASB steigt aus den Ein-Euro-Jobs aus und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Arge und die Wirtschaftsbehörde. ASB-Geschäftsführer Knut Fleckenstein: „Vom Prinzip des Förderns und Forderns ist in Hamburg nur das Fordern und Sparen übriggeblieben!“

photocaseKOEPFE.jpegHamburgs ASB war einer der ersten Wohlfahrtsverbände, der in Hamburg Ein-Euro-Jobs für Hartz-IV-Empfänger einrichtete. Jetzt steigt der ASB aus. Geschäftsführer Knut Fleckenstein: „Vom Prinzip des Förderns und Forderns ist in Hamburg nur das Fordern und Sparen übrig geblieben. Wirtschaftsbehörde und ARGE können es nicht oder wollen es nicht.“

Alles begann im Frühjahr 2005. Zuerst wurden mit dem eigenen Betriebsrat klare Regelungen erarbeitet, dann gemeinsam die Ziele festgelegt: 50 bis 100 Hartz-IV-Empfänger sollten beschäftigt werden, es sollte eine Pflicht zur Betreuung und Qualifizierung geben, und bei Neueinstellungen sollten die Ein-Euro-Jobber bevorzugt berücksichtigt werden.

50 Arbeitsgelegenheiten wurden tatsächlich eingerichtet, allerdings seitens der ARGE nie voll besetzt. Knapp die Hälfte der insgesamt 85 Teilnehmer kamen über die ARGE, der Rest bewarb sich direkt. Insgesamt 60 Teilnehmer durchliefen die Maßnahme bis zum Ende, und von denen nahmen immerhin 26 anschließend eine reguläre Arbeit auf – 43 %, eine sehr gute Quote. Insgesamt 4.800 €/Monat bekam der ASB für die Umsetzung des Konzepts. Dafür wurde eine Vollzeitkraft für die Betreuung der Teilnehmer beschäftigt.

Eigentlich alles gut – aber trotzdem steigt der ASB jetzt aus. Aus drei Gründen:

– Ein-Euro-Kräfte dürfen nur sogenannte „zusätzliche“ Arbeiten ausführen, also nicht diejenigen, die eigentlich im wirklichen Leben ständig anfallen. Damit bekommen sie aber gerade nicht die für eine reguläre Arbeitsaufnahme erforderliche Berufspraxis.

– Die Organisation der Zuweisungen durch die ARGE ist katastrophal. 50 Arbeitsplätze gab es, durchschnittlich nur 17 wurden durch die ARGE besetzt. In Hamburg gibt es insgesamt über 5.000 freie Stellen für Ein-Euro-Kräfte! ASB-Geschäftsführer Fleckenstein: „Herr Uldall kann sagen, was er will. Hamburg hat bis heute nicht gelernt, mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten vernünftig umzugehen. Stattdessen wurden 2005 in Hamburg 120 Millionen Euro Eingliederungshilfen zurück an die Agentur für Arbeit überwiesen.“

– Neu hinzugekommen ist als dritter Grund ein Wettbewerb von Bildungsanbietern, den der ASB als „unsinnig“ bezeichnet. Da die Mittel für Weiterbildungsmaßnahmen stark gekürzt wurden, drängen viele Bildungsträger auf den „Ein-Euro-Markt“. Die Betreuungspauschale wurde angesichts der vielen Bewerber immer stärker gedrückt – eine sinnvolle Betreuung und Begleitung ist nicht mehr möglich.

Fleckenstein: „Wenn unsere Zusatzjobber um jede einzelne Qualifizierungsmaßnahme betteln müssen, in Berlin aber gleichzeitig die Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit gefeiert werden, dann sind die Reden über die Integration in den ersten Arbeitsmarkt nichts als Worthülsen.“ Es werde oft über den Missbrauch durch Leistungsempfänger geredet, aber: „Ich diskutiere darüber erst wieder, wenn die Wirtschaftsbehörde und die ARGE ihre Leistungsverweigerung in Hamburg aufgeben.“

Eine umfangreiche Information des ASB mit mehr Einzelheiten können Sie hier als PDF herunterladen.

2 Gedanken zu „ASB: Keine Ein-Euro-Jobs mehr“

  1. Pingback: Arbytslog
  2. Die Misere bei der Stellenvermittlung der Hamburger ARGE war doch vorhersehbar; denn auh bei der regulären Stellenvermittlung beklagen sich die meisten Hamburger Arbeitgeber und Zeitarbeitsfirmen, dass die Mitarbeiter der ARGE Hamburg Stellenbewerber vorschlagen, deren Stellenprofil bis zu 90 % nicht auf das Stellenangebot zutreffen.

    Die Situation wird auch im Jahr 2007 nicht besser, weil bundeswit bei ca. 11.000 ARGE Mitarbeitern die zweijährigen Zeitarbeitsverträge nicht verlängert werden dürfen.

    Das die Bundesagentur für Arbeit über 10. Milliarden Euro ( 20 Milliarden D-Mark) Überschuss erwirtschaftet komt daher, dass die Sozialhilfeleistungen durch Hartz IV vollkommen gestrichen wurden. Es wird hier der falsche Eindruck erweckt, die ARGEN hätten gut gearbeitet und wie eine Firma Erfolge erreicht. Dem ist leider nicht so.

    Die ARGE Hamburg hat Mittwochs geschlossen, weil sie samstag nicht arbeiten müssen. Auch die Terminvergabe bei Abgabe von Anträgen auf Alg II dauert schon mal Wochen, weil die Mitarbeiter kaum etwas zu tun haben.

    Ich hatte mein Antrag auf Alg II am 5.10.2006 abgebenen und wurde am 17.10.2006 zum Arbeitsvermittler eingeladen, der erwartungsgemäß keine Stellenangebote zur Verfügung hatte.

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Jürgen Harms

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