Arme Niederländer!

Schlimm genug, dass Arjen Robben für die Fußball-WM ausfällt. Und jetzt auch noch minderwertige Sauce Hollandaise im Handel: „Mehr Schein als Sein“ attestiert die Verbraucherzentrale den Fertigprodukten ohne Butter und mit wenig Ei.

Fertige Sauce Hollandaise aus dem Supermarkt hat wenig mit der in der Spargelzeit beliebten feinen Sauce zu tun, die traditionell aus Butter und Eigelb aufwendig gerührt wird. Das ergab ein Marktcheck der Verbraucherzentralen Hamburg und Niedersachsen mit den sieben wichtigsten Marken der Fertigsaucen. Alle untersuchten Produkte gaukeln den Verbrauchern eine bessere Qualität vor als tatsächlich vorhanden.

So ersetzen fast alle Anbieter die für die Sauce Hollandaise charakteristische Butter durch billigeres Pflanzenöl. Zudem sind die Eigelbgehalte mit 5 Prozent und weniger gegenüber einer echten Sauce Hollandaise – mindestens 15 Prozent – zu gering. Stattdessen werden Geschmacksverstärker, Aromen, verschiedene Zusatzstoffe und Farbstoffe eingesetzt, um die Saucen geschmacklich aufzupeppen, die nötige Konsistenz sowie die für den hohen Eigelbgehalt typische Farbe nachzuahmen.

Als besonders dreist bezeichnen die Verbraucherschützer den Einsatz des Butteraromas Diacetyl, um den Geschmack echter Butter zu imitieren. In einer Untersuchung wurde dieses Aroma bei den Produkten der Firmen Nestlé (Thomy), Unilever (Lukull, Knorr) und bei der Eigenmarke von Lidl (Kania) gefunden. Bei dem Aldi Nord Produkt wurde es in Spuren nachgewiesen. Die vollständige Untersuchung mit Abbildung der Produkte ist im Internet unter www.vzhh.de zu finden.

Die Hersteller betreiben nach Auffassung der Verbraucherzentrale mit diesen Imitaten Qualitätsdumping. „Wo Sauce Hollandaise drauf steht, muss sie auch drin sein. Wenn nicht, müssen Verbraucher auf den ersten Blick erkennen können, was ihnen in Wirklichkeit aufgetischt wird“, fordert Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Konsumenten ist nicht zuzumuten, bei jedem Einkauf im Kleingedruckten nachzulesen, ob sie gerade dabei sind, gestreckte oder nachgemachte Produkte in den Einkaufskorb zu legen“, ergänzt Valet.

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 1995 dürfen allerdings Produkte wie die untersuchten die Bezeichnung „Sauce Hollandaise“ tragen, wenn eine Zutatenliste vorhanden ist.

Auch in der Gastronomie verzichtet so mancher Koch auf die aufwendige Zubereitung einer klassischen Sauce Hollandaise und setzt stattdessen Pseudoprodukte ein. Hier wird aber im Gegensatz zu den Fertigprodukten im Supermarkt eine Kennzeichnung verlangt. Wer die Billigvariante seinen Gästen präsentiert, muss auf der Speisekarte eine Formulierung wie Sauce „nach Art“ oder „à la“ Sauce Hollandaise wählen. Nicht selten verstoßen Restaurants gegen diese Vorgaben und lassen die Gäste in dem Glauben, eine klassische Sauce Hollandaise zu konsumieren.

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