Arbeitszeiten müssen zum Leben passen

Beschäftigtenbefragung 2017 der IG Metall: Die Menschen wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen. Tarifverträge und Mitbestimmung haben hier Wichtiges geleistet: 74 Prozent der Beschäftigten in der Region Hamburg sind mit ihrer momentanen Arbeitszeit zufrieden oder zumindest eher zufrieden. Aber auch diese Beschäftigten fordern mehr Selbstbestimmung in der Arbeitswelt von morgen.

Das ist ein Ergebnis der Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich in der Geschäftsstelle Region Hamburg 18.234 Beschäftigte beteiligt haben. „Wir brauchen arbeitszeitpolitisch neue Antworten für die Arbeitsgesellschaft von morgen. Dabei ist die 35-Stunden-Woche für die große Mehrzahl der Beschäftigten die Wunscharbeitszeit. Wir müssen das Mantra der Arbeitgeber: Vollzeit plus Über-stunden plus Flexibilität plus Leistungsdruck durchbrechen. Das sind keine Arbeitszeiten die zum Leben passen. Die Beschäftigten wollen mehr Selbstbestimmung anstatt Fremdbestimmung in der Arbeitszeit“, sagt Ina Morgenroth, Erste Bevollmächtigte und Geschäftsführerin der IG Metall Region Hamburg.

In der Geschäftsstelle Region Hamburg wünschen sich 71 Prozent der Beschäftigten die 35-Stunden-Woche oder kürzere Arbeitszeiten. So wollen 23 Prozent der Beschäftigten die Vollzeitarbeit auf weniger als 35 Stunden reduzieren.

81 Prozent sind der Auffassung, dass es gut wäre, die Arbeitszeit zeitweise absenken zu können, etwa für die Erziehung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder die berufliche Weiterbildung. Dafür erwarten die Beschäftigten auch einen finanziellen Ausgleich.
„Das Votum der Beschäftigten ist eindeutig: Sie setzen auf eine Umverteilung der Arbeitszeit entlang des Lebenslaufes. Dieser arbeitszeitpolitische Aufbruch kann weder durch den Einzelnen noch durch einzelne Betriebsräte durchgesetzt werden. Dazu sind verlässliche tarifliche und gesetzliche Regelungen nötig“, betont Ina Morgenroth.

Scharf kritisiert Ina Morgenroth, dass ein gesetzliches Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeitarbeit von der Union verhindert wurde. 91 Prozent der Beschäftigten haben bei der Befragung einen solchen verbindlichen Anspruch gefordert. „Die Union hat eine große Chance verpasst, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Es ist bedauerlich, dass sich Kanzlerin Merkel bei diesem wichtigen Zukunftsthema dem Druck der Arbeitgeber gebeugt hat. Die Leittragenden dieser kurzsichtigen Politik sind vor allem Frauen“, sagt Ina Morgenroth.

Auch wenn die Arbeitszeitrealitäten in den Betrieben und Abteilungen unterschiedlich sind, es sind die gleichen Faktoren, die über die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit bestimmen.

Von den Befragten, die mit ihrer Arbeitszeit zufrieden sind, haben 95 Prozent planbare Arbeitszeiten. Von denen, die unzufrieden sind nur 51 Prozent. Von denen, die mit ihrer Arbeitszeit unzufrieden sind, haben 38 Prozent überlange Arbeitszeiten (über 40 Stunden) und 63 Prozent geben an, dass sie sich ständig gehetzt und unter Zeitdruck fühlen.

Gefordert ist eine Arbeitszeitpolitik, die insgesamt jene Faktoren stärkt, die die Arbeitszeitzufriedenheit erhöhen und jene eingrenzt, die zur Unzufriedenheit mit der Arbeits-zeit führen. Diese sind über alle Beschäftigtengruppen und Branchen im Organisationsbereich der IG Metall gleich. Wie dies konkret umgesetzt werden kann, wird in den nächsten Monaten in den Betrieben und den Tarifkommissionen intensiv debattiert werden.

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