„Alltag ohne soziale Demütigung ist ein Grundrecht“

Die SPD hat den Regine-Hildebrandt-Preis an die Bürger-Initiativen „Frauenbrücke Ost-West“ und „Die Platte lebt“ verliehen. Die Jury zeichnete das alltägliche Engagement der Preisträger für die innere Einheit Deutschlands und soziale Gerechtigkeit aus.

Der Mittwochabend im Willy-Brand-Haus stand ganz im Zeichen der „Mutter Courage des Ostens“, Regine Hildebrandt. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi würdigte in ihrer Festrede das politische Vermächtnis Hildebrandts. Sie habe es mit ihrer „unvergleichlichen Ausdrucksweise“ geschafft, „die Menschen auf besondere Weise zu erreichen“. Auch die Schirmherrin des Preises, Manuela Schwesig, erinnerte an die „schnoddrige“ Art Hildebrandts, welche sie zu einer prägenden Figur der ostdeutschen Sozialdemokratie machte und zeitweilig sogar zur beliebtesten Politikerin des Landes.

Ein Zitat Hildebrandts wurde von den beiden Rednerinnen besonders betont: „Wir können uns stundenlang darüber unterhalten, dass in diesem System die Schwächeren unterjebuttert werden, det nützt ja nüscht – wir müssen wat dagegen tun!“ Unter diesem Motto steht der Regine-Hildebrandt-Preis. Er zeichnet Personen aus, die für die Ziele Hildebrandts – innere Einheit Deutschlands, Frieden und soziale Gerechtigkeit – eintreten und dies ganz konkret im Alltag der Menschen. Denn Hildebrandt war der Meinung: „Ein Alltag ohne soziale Demütigung – das ist das Grundrecht aller, ausnahmslos.“

Brücken zwischen Ost und West

Die ausgezeichnete Bürger-Initiative „Frauenbrücke Ost-West“ aus Emsdetten engagiert sich seit 1991 für die Verständigung zwischen westdeutschen und ostdeutschen Frauen. Regine Hildebrandt selbst war einst Schirmherrin der Initiative. Bei ihren regionalen und überregionalen Veranstaltungen sollen die Teilnehmerinnen unterschiedliche Lebenswelten von Frauen aus Ost und West kennen lernen. Zusätzlich werden gesellschaftspolitische Fragen diskutiert. Die Frauenbrücke setzt sich dafür ein, „nicht übereinander, sondern miteinander zu reden.“ Zu diesem Zweck hat die Initiative einen eigenen Preis für die innerdeutsche Verständigung ins Leben gerufen. Manuela Schwesig lobte die Gesprächskultur der engagierten Frauen, welche „in hervorragender Weise zur Akzeptanz unterschiedlicher Ansichten und Lebensweisen“ beitrage.

Solidarität im Plattenbau

Der andere Preisträger ist der Verein „Die Platte lebt“. Er kümmert sich um das Miteinander im größten Plattenbau Schwerins. Dabei gibt es nichts, was der Verein nicht macht, um alle sozialen und kulturellen Gruppen in die Plattenbau-Gemeinschaft zu integrieren. Der Kulturtreff „Eiskristall“ zum Beispiel zeigt Filme, hat eine Reparaturwerkstatt und bietet kostenlose Rechtsberatung an sowie Beistand in allen Lebenslagen. Das nächste große Projekt des Vereins ist der „Plattenpark“, welcher ein Erlebnispark für Familien mit Labyrinth, Ökopyramide und Kletterwand werden soll. Die Jury betonte, der Verein leiste „Großes für die Menschen aus allen Kulturkreisen“. Er ist außerdem Teil des Aktionsbündnisses „für ein friedliches und weltoffenes Schwerin“, das sich darum kümmert, dass die NPD aus der Schweriner Stadtvertretung rausgehalten wird.

Gesellschaftspolitisches Zeichen für Frauen

Unmittelbar vor der Preisverleihung wurde die Galerie im zweiten Stock des Willy-Brandt-Hauses nach Regine Hildebrandt benannt. Zum einem sollen damit die großen Verdienste Hildebrandts um Freiheit und soziale Gerechtigkeit geehrt werden. „Die Galerie ist aber auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen für alle Frauen in der SPD“, sagte Manuela Schwesig. Die SPD ermutige alle Frauen zur Mitarbeit, die Deutschlands Politik aktiv gestalten möchten.

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