3falt: Kunst – Kultur – Kreativität

Ein neuer & spannender Kulturort in Harburg macht sich auf den Weg

Der Bezirk Harburg hat z.Zt. etwa 160.000 Einwohner, wächst, hat aber immer weniger Platz für Kultur. Seit Jahren weist die Initiative SuedKultur auf den Mangel an Ateliers und Musikproberäumen hin, aber auch größere Veranstaltungsräume werden gesucht. Viele Kulturanbietende verfügen nicht über ausreichend Platz für Events mit mehr als 100 Personen und Ausweichflächen sind rar gesät. Das Stellwerk ist regelmäßig ausgebucht, der Rieckhof mit einer Halle, die erst ab 800 Personen wirtschaftlich sinnvoll ist und die bestuhlte Friedrich-Ebert-Halle mit gut 1.400 Plätzen sind keine adäquaten Ausweichflächen.

Gleichzeitig wird seit einigen Jahren die Dreifaltigkeitskirche in der Neuen Straße 44 von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Trinitatis wenig genutzt und die Gemeinde sucht nach neuen Nutzungen für Gebäude und Fläche. Seit Herbst 2017 kamen Vertreter der Kirchengemeinde St. Trinitatis Harburg, des auf Stadt- und Raumerforschung spezialisierten Vereins StadtKultur Hafen e.V. sowie der Initiative SuedKultur zusammen, um sich über weitere Nutzungsmöglichkeiten auszutauschen.

Das Resultat: Die Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Trinitatis Harburg stellt die Dreifaltigkeitskirche in der Neuen Straße für eine begrenzte Zeit als Erprobungsraum für eine Kultur-Initiative zur Verfügung. In einer entsprechenden Vereinbarung ist ein Nutzungszeitraum bis Ende Februar 2019 festgehalten. Während dessen wollen die Kulturschaffenden der Initiative SuedKultur und des Vereins StadtKultur Hafen e.V. das Kirchenschiff und angrenzende Gemeindehaus kulturell erproben. „Das Kirchenschiff selbst verfügt bekannterweise über eine erstaunlich studioreife, gedämpfte Akustik und eine Orgel ist auch noch vorhanden. 300 Besucher könnten dort alle Facetten der im Süden beheimateten Kulturaktiven an einem sehr zentral gelegenen Ort erleben“, so Heiko Langanke von der SuedKultur. Ob Film, Tanz, Theater, Chöre, BigBands, Rock, Pop oder Lesungen, Diskussionsveranstaltungen oder Tagungen: der Bezirk Harburg verfügt über keinen ähnlich gelegenen Raum.
Zudem ist die Lage optimal für einen kulturellen Ort: In Nähe der Harburger City mit Fußgängerzone, S-Bahn und Marktplatz, sowie in Nachbarschaft zur Ausgehmeile Lämmertwiete. Und, so wie bereits die Vorgängerkirche, mit festen Blick hin zum Harburger Binnenhafen.

„Sollte das Projekt Realität werden, wird dies sowohl die Neue Straße als auch die gesamte Harburger City beleben, als auch den lang ersehnten Brückenschlag zwischen City und Binnenhafen befördern. Im stadtentwicklungspolitischen Sinn eine famose Situation und diese einmalige Chance sollte wahrgenommen werden“, so Mathias Lintl, Umweltwissenschaftler und Vorstand von StadtKultur Hafen e.V..

„Das ist der letzte Versuch, eine neue Nutzung für dieses Gebäude zu finden“, sagt Pastorin Sabine Kaiser-Reis, Vorsitzende des Kirchengemeinderates von St. Trinitatis. In den vergangenen zwölf Jahren hat es eine Vielzahl an Gesprächen mit Interessenten und Pläne zur Umnutzung der Dreifaltigkeitskirche gegeben. Letztlich blieben bisher alle ohne ein positives Ergebnis für den Erhalt der Kirche.

Die fusionierte Innenstadtgemeinde St. Trinitatis hat das Gottesdienst- und Gemeindeleben auf den Standort an der Bremer Straße konzentriert, weil schon 2006 absehbar war, dass zwei Standorte mittelfristig nicht finanzierbar sind.

Am Sonnabend, 16. Juni 2018 will SuedKultur nun einen ersten Probelauf unternehmen in Form eines 3falt-Kulturtages.

Den ganzen Tag über sind Künstler*innen und Kulturschaffende eingeladen, sich dem Gebäude anzunehmen und zu erproben, wofür es besonders gut und wofür vielleicht gar nicht geeignet ist, was geändert, verbessert oder renoviert werden müsste.

Und das ist nicht als geschlossene Gesellschaft angedacht, sondern die Harburger wie auch andere Kulturinteressierte können sich gleich mit auf den Weg der Erkundung begeben.
„Bisher hat das Projekt bei uns den Arbeitstitel ´3falt – Kunst – Kultur – Kreativität`“, so Sonja Alphonso, neue Sprecherin der SuedKultur. „Damit sind wir uns zum einen der bedeutenden Geschichte und der Dreifaltigkeitskirche bei der Entwicklung des heutigen Harburgs bewusst und würden die auch gerne im historischen Bewusstsein verankern wollen. Zum anderen sind Kunst, Kultur und Kreativität als Dreifalt versus Einfalt unser Ansporn.“

Und in der Tat: im Obergeschoss des Gemeindehauses ist angedacht, dass das länger schon in Arbeit befindliche Projekt einer ersten Hamburger Artothek – einer Kunstleihe regionaler Werke – in Harburg spielerisch und mit realen Kunstobjekten vorgestellt wird. Im Erdgeschoss hingegen erprobt eine sonst bei der Akademie für Musik und Kultur unweit im Hafen Harburgs angesiedelte Gruppe, ob dort etwa Flamenco-Tanzkurse samt Umkleide-Räumen denkbar sind. Chöre, BigBands, Orchester und kleine Ensembles wie auch Bands und Einzelkünstler*innen aus Rock, Pop, Folk oder Jazz wollen die Akustik im eigentlichen Kirchenschiff erproben und laden somit zugleich ganz Harburg zu einem kulturellen Kulturtag der etwas anderen Art ein.

In Kooperation mit dem im Phoenixviertel beheimateten Musikclub Marias Ballroom aber auch dem im Heimfeld beheimateten Kulturverein ContraZt e.V. werden eine kleine Musik- und Lichtanlage bereit stehen. Auch für Getränke und Imbiss ist gesorgt.

Während des Tages wird es Ideen zu verschiedenen Projekten der SuedKultur-Mitstreiter und zum Projekt „3falt“ selbst geben. Wenn es eine Abfolge der kulturellen Erprobungsprojekte gibt, wird sie unter www.sued-kultur.de / www.dreifalt.info zu finden sein.

Zur Bedeutung des Gebäudes:

Die einstige Dreifaltigkeitskirche wurde 1650–1652 als Ersatz für die Marienkirche errichtet, welche im Zuge des Ausbaus der Befestigungsanlagen der Stadt und des Harburger Schlosses weichen musste und an Stelle des heutigen Lotsekanals im Harburger Binnenhafen stand.

Die Kirche wurde im Jahr 1944 durch Bomben zerstört. Von den verbliebenen Außenmauern ist heute noch die Westwand mit dem barocken Eingangsportal und dem Fragment einer Christus-Figur (1652) erhalten. Neben dem Portal sind zudem einige Grabplatten als Zeugnis der ehemaligen Kirchenbeerdigungen erhalten, darunter auch solche der Fürstengruft der herzoglichen Familie.
Der jetzige Kirchbau entstammt der Feder des bekannten Hamburger Architektenehepaars Spengelin und wurde 1963 der Gemeinde übergeben. 1999 erfolgte die Unterschutzstellung als Denkmal durch die Kulturbehörde Hamburg: Aus dem Gutachten:

„Bemerkenswert ist an der Dreifaltigkeitskirche Harburg der städtebauliche Einfall mit der Hoferschließung, die eine beliebte zeitgenössische Idee von der „Kircheninsel“ in dem „Meer“ der Großstadt widerspiegelt. … Hervorzuheben ist der pietätvolle und gleichzeitig geschickte Umgang mit den Resten des Vorgängerbaues… Es stellt ein Baudenkmal dar als charakteristisches Element des Stadtbildes, das in besonderem Maße den Altstadtbereich Harburgs prägt.

Innerhalb der Nachkriegskirchenarchitektur besticht das Ensemble durch die Ausgewogenheit der Zuordnung der Baukörper und Bauteile und stellt ein herausragendes Beispiel für die Kirchenarchitektur der Nachkriegsmoderne in Harburg dar.

Der ausgeschriebene Wettbewerb, der auch auf Initiative der Stadt in die Wege geleitet wurde, unterstreicht die Bedeutung, die man diesem Bauvorhaben beimaß. Somit ist sie auch aus architektur- und kirchenbaugeschichtlichen Gründen ein Baudenkmal. An ihrer Erhaltung besteht deswegen ein öffentliches Interesse.“

Die strategische Bedeutung der Lage wird auch im Integrierten Entwicklungskonzept für das Fördergebiet Harburger Innenstadt / Eißendorf-Ost Rechnung getragen:
„Der Handlungsbedarf liegt in der Stärkung der Verbindung zwischen Innenstadt und Binnenhafen, damit die Harburger Innenstadt von der dynamischen Entwicklung des Binnenhafens profitieren kann.“

Zum Projektziel:

Die Kooperationspartner der Kirchengemeinde St. Trinitatis Harburg, des auf Stadt- und Raumerforschung spezialisierten Vereins StadtKultur Hafen e.V. sowie der Initiative SuedKultur arbeiten an der Idee, das gesamte Gebäudeensemble in die Nutzung eines Kulturprojektes zu überführen. Ziel ist es bis Februar 2019 ein tragfähiges Nutzungs-, Umbau- und Finanzierungskonzept zu entwickeln.

Und die Initiative SuedKultur will es nicht einem einzelnen Betreibendem überlassen, sondern als Ort für alle Kulturschaffenden nutzbar machen.
Ideen von Kulturprojekten und Kreativen für den Sa., 16. Juni sollten in 1-2 Sätzen skizziert und an fest@dreifalt.info gesandt werden. Bitte ungefähre Zeit an dem Tag angeben, damit eine Abfolge erstellt werden kann, wer wann zur Erkundung kommt. Je Aufführung/Erprobung sollte der Fairness halber gegenüber weiteren Interessenten nicht mehr als eine Stunde inkl. Auf- und Abbau angedacht sein.

Darüber hinaus werden Helfende für Vor- und Nachbereitung gesucht: schleppen, putzen, herrichten, abbauen etc.pp. Auch hierzu bitte mit kurzer Zeitangabe (also wann verfügbar) mögen sich helfende und unterstützende Hände per Mail melden.

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