Ossi Paulig ist tot: „Sabbelt nich, macht!“

Oswald Paulig, Mit-Wiederbegründer der Hamburger SPD nach dem Krieg und unter anderem zehn Jahre lang deren Vorsitzender, Ehrenmitglied im Landesvorstand, ist Dienstag im Alter von 84 Jahren gestorben. Für Paulig, Urgestein der Bergedorfer SPD, hat der ebenfalls langjährige Bergedorfer Bundestagsabgeordnete Dr. Rolf Niese einen Nachruf geschrieben. Klicken Sie einfach auf

Trauer um Ossi Paulig – dem Urgestein der Bergedorfer SPD
Von Dr. Rolf Niese

“Wann wir schreiten Seit an Seit“ beginnt ein altes Lied der sozialdemokratischen Bewegung. Sechs Jahrzehnte ist Ossi mit uns Seit an Seit geschritten, und jetzt müssen wir Abschied nehmen.

Die Hamburger Sozialdemokratie trauert um Ossi Paulig.

Als ich vor jetzt 44 Jahren – in einer sozialdemokratisch geprägten Arbeiterfamilie aufgewachsen – der Tradition folgend in die SPD eintrat, gehörte Ossi Paulig schon lange zu den führenden Bergedorfer Sozialdemokraten, auch in der Hamburger Landespolitik.

Der legendäre Redakteur der Bergedorfer Zeitung – Heinz Blumenthal genannt “Blumi“ – sprach und schrieb von der Bergeorfer “Mafia“ in Hamburg. So gesehen war Ossi der Pate dieser Mafia. Blumi betonte, daß er zu der Mafia-Bezeichnung einzig und allein deswegen komme, weil wichtige Positionen in Hamburg immer wieder mit Bergedorfer Sozialdemokraten besetzt wurden, und damit die Interessen Bergedorfs und seiner Bürgerinnen und Bürger erfolgreich in Hamburg vertreten und durchgesetzt wurden. Anerkennend fügte Blumi hinzu, dass es nie einen Skandal um diese “Mafia“ gegeben hat.

Ich lernte damals Ossi sehr bald in seiner urtypischen Art kennen. Wir jungen Genossinnen und Genossen wollten häufig lange und sehr ausgiebig diskutieren. Dann herrschte er uns an: “Sabbelt nicht so viel, macht!“. Dieser barsche Ton war aber nie verletzend, und er begegnete jedem, der einmal persönliche Probleme hatte, mit sehr menschlicher und herzlicher Zuwendung.

Gern erinnere ich mich an unsere gemeinsamen Jahre als Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft. Während der stundenlangen Bürgerschaftssitzungen bei den Haushaltsdebatten forderte Ossi den Genossen Erni Weiß und mich nach dem Motto „ein Einzelplan wird versoffen“ auf, mit in den Ratsweinkeller des Hamburger Rathauses zu kommen. Dort hatten wir sehr intensive, interessante und natürlich auch vergnügliche Gespräche.

Viele Jahren waren wir im Anteilinhaberverein des Bergedorf-Sander Volksblatts gemeinsam tätig, dieser verwaltet treuhänderisch das durch Arbeitergroschen erworbene Bergedorfer Gewerkschaftshaus und hält das Vermögen zusammen.

Ossis Aussage „die Lieder singen andere, aber der Text stammt von mir“ brachte auf den Punkt, dass er nie viel Aufhebens um seine Person gemacht hat und dennoch eine starke Führungspersönlichkeit war.

Wir verneigen uns in Dankbarkeit und Anerkennung vor der Lebensleistung von Ossi und werden seinem Motto treu bleiben:

“In de SPD ped man in, aber nich wedder ut!“

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