Jugendhilfe: Senat soll endlich handeln

SCHULE_ZUNGE.jpegWenn Schulen sich über mangelnde Unterstützung durch Einrichtungen der Jugendhilfe beklagen, mag diese Kritik berechtigt sein, so Sabine Boeddinghaus (SPD) und Rainer Micha (ASB). Das Problem liege aber bei der insgesamt verfehlten Jugendpolitik, nicht bei einzelnen Mitarbeitern. Sie fordern vom Senat endlich politisches Handeln gegen Kinderarmut.

SCHULE_ZUNGE.jpeg„Der Ärger der Schulen über möglicherweise unzureichende Hilfe von Jugendämtern in konkreten Fällen ist natürlich völlig berechtigt – doch das eigentliche Problem ist die verfehlte Politik des Senats!“ So kommentieren die Harburger SPD-Abgeordnete Sabine Boeddinghaus und der Bildungsreferent des Hamburger Arbeitersamariterbundes (ASB) Rainer Micha die aktuelle Kritik eines Wilhelmsburger Schulleiters am dortigen Jugendamt.

Das eigentliche Problem sei die wachsende Armut und Ausgrenzung in der Gesellschaft, wie sie in Hamburg und insbesondere im Bezirk Harburg besonders stark zunehmen, stellen die beiden fest – und nicht der Einsatz der Jugendämter und sozialen Dienste, die aufgrund der Sparpolitik des Senats personell völlig ausgedünnt und unterbesetzt seien. „Die meisten von ihnen geben sicherlich ihr Bestes. Doch mit ihren viel zu geringen Kapazitäten können sie den wachsenden Problemen nicht Herr werden, genauso wenig wie die Schulen“, so die Schul- und Jugendpolitikerin Boeddinghaus: „Hier muss der Senat endlich praktische Konsequenzen ziehen und gegensteuern!“

„Das Problem kommt ja nicht über Nacht“, weiß der engagierte ASB-Mann Micha aus eigener täglicher Erfahrung: „Beim ASB machen wir mit unserem Projekt ‚Sozial macht Schule’ schon seit 1998 präventive Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit den Schulen. Da können wir täglich sehen, wie die Kinder und Jugendlichen in einigen Hamburger Bezirken unter der Armut und Perspektivlosigkeit leiden, häufig unter mangelnder Fürsorge ihrer Eltern, die oft selbst überfordert sind und resigniert haben, weil sie sich selbst in schwierigen Lebenslagen befinden.“

In Harburg wurde vor kurzem mit Unterstützung von Sabine Boeddinghaus und anderen engagierten Harburger Bürgern das „Harburger ASB-Löwenhaus“ eröffnet. Das ist eine Jugendeinrichtung, in der in Zusammenarbeit mit benachbarten Schulen täglich Kinder aus dem beschriebenen Lebensumfeld betreut werden.

„Wir kümmern uns um diese Kinder, machen sie satt, bieten ihnen Hausaufgabenhilfen und sinnvolle Freizeit an und zeigen ihnen, wie sie respektvoll miteinander umgehen können. Doch die Ursachen der Probleme können wir so nicht lösen. Dazu muss der Senat endlich Politik gegen die Verarmung großer Teile der Gesellschaft machen, anstatt die Armen zu stigmatisieren und die soziale Spaltung durch Privatisierungen und Gebühren, gerade im Hinblick auf Bildung, Gesundheit und Soziales immer weiter zu treiben!“, so Boeddinghaus.

Die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe werde zwar von allen stets gefordert, aber bisher vom Senat nicht genügend unterstützt. „Der Senat kann sich nicht aus seiner Verantwortung stehlen und sagen, dass sollen die Verbände übernehmen. Dazu haben wir insgesamt gar nicht die Mittel“, so Micha. Der Senat müsse endlich seiner Verantwortung gerecht werden, nämlich den von Armut und Ausgrenzung betroffenen Kindern und Familien ausreichend zu helfen, so wie es der Artikel 6 des Grundgesetztes vorsieht: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.“

Boeddinghaus und Micha laden Bürgermeister von Beust und Sozialsenatorin Schnieber-Jastram ein, sich die Probleme vor Ort anzuschauen: „Wagen Sie den Sprung über die Elebe – kommen Sie nach Harburg. Wir zeigen Ihnen die Realität vor Ort. Aber bitte kommen Sie mit wirklich offenen Augen und Ohren – und lassen Sie ihre vorgefertigten Sonntagsreden zu Hause!“

Um die Probleme im Harburger Jugendamt aufzuklären, hat Sabine Boeddinghaus jetzt mit einer Senatsanfrage Auskunft über die Fallzahlen im Bezirk und die real vorhandenen Kapazitäten verlangt.

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