1-Euro-Jobs: Verständnis für ASB

photocaseKOEPFE.jpegDer Senat hat das Instrument der 1-Euro-Jobs gegen die Wand gefahren, sagt Hamburgs SPD, und der DGB nennt den Ausstieg des Arbeiter Samariter Bundes (ASB, Bericht von heute) „konsequent“. Einig sind beide in der Kritik am verantwortlichen Senator Uldall.

photocaseKOEPFE.jpegDie Entscheidung des Hamburger Arbeiter Samariter Bundes, Ein-Euro-Jobs abzuschaffen, ist aus Sicht der SPD-Bürgerschaftsfraktion ein neuer Beweis dafür, dass der Senat das Instrument der 1-Euro Aktivjobs gegen die Wand gefahren hat. „Der Senat hat die Kosten der Maßnahmen zwar erheblich gesenkt, die Förderqualität der Maßnahmen dabei aber völlig zerstört“, sagte SPD-Arbeitsmarktexperte Hans-Christoff Dees.

Mit seiner „kurzatmigen Wettbewerbsideologie der halbjährlichen Kontingentausschreibung“ habe der Senat darüber hinaus den Kompetenz- und Know-how-Aufbau der Träger „systematisch untergraben. Die Träger konnten keine systematische Personalplanung durchführen, da sie ihre Personalstellen immer wieder neu im Falle einer fehlgeschlagenen Ausschreibung zur Disposition stellen mussten.“

Es dauere aber ein bis zwei Jahre, bis man sich die notwendigen sozialpädagogischen Kenntnisse und Fertigkeiten der Arbeitsvermittllung angeeignet habe. „Bei unterbezahlten Mitarbeitern, die hohen Fluktuationszahlen in der Gesamtbelegschaft ausgesetzt sind, lässt sich keine Arbeitsqualität aufbauen“, sagte Dees.

Er forderte den Senat auf, das Interessensbekundungsverfahren auf einen zweijährigen Rhythmus umzustellen und in den Verträgen eine Verlängerungsoption der Stadt um ein weiteres Jahr vorzusehen.

Der DGB Hamburg teilt die Einschätzung des Hamburger Arbeiter Samariter-Bundes, dass im Umgang mit Langzeitarbeitslosen vom Prinzip des Förderns und Forderns nur noch Fordern und Sparen übrig geblieben sei und bezeichnet den Ausstieg des ASB als Anbieter von Ein-Euro-Jobs als konsequent.

„Im Umgang mit dem vom DGB grundsätzlich abgelehnten arbeitsmarktpolitischen Instrument ,Ein-Euro-Job‘ gibt es große Qualitätsunterschiede von Träger zu Träger. Der ASB zeichnete sich dadurch aus, dass er gemeinsam mit dem Betriebsrat bestimmte Mindeststandards festgelegt hatte, die den Arbeitslosen durch gute Betreuung, Schulung und Berücksichtigung ihrer Neigung den Weg in den Arbeitsmarkt bahnen sollten“, sagt Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg. „Abgesehen davon, dass Ein-Euro-Jobs im Ansatz eine Fehlkonstruktion sind – wenn Wirtschaftsbehörde und ARGE auch noch minimalen Eingliederungszielen Knüppel in den Weg legen, das Organisationschaos offenbar auch nach über anderthalb Jahren nach Einführung von Hartz IV nicht beseitigen konnten und vor allem Gelder für die Betreuung und Qualifikation kürzen – kann man eigentlich nur aufhören, sich an diesem Wahnsinn zu beteiligen. Dieser konsequente Schritt des ASB sollte Herrn Uldall ein Warnsignal sein – andere Träger könnten folgen.“

Auch dem vom ASB zurecht aufgeworfenen Problem der Abgrenzung zwischen „normaler“ und „zusätzlicher“ Tätigkeit müsse man begegnen, um der weiteren Verdrängung regulärer Beschäftigung einen Riegel vorzuschieben und den Langzeitarbeitslosen echte Perspektiven zu bieten, so Hamburgs DGB-Vorsitzender.

Der DGB Hamburg hatte dazu jüngst den Vorschlag unterbreitet, Ein-Euro-Jobs durch öffentlich geförderte Beschäftigung für klar umrissene Tätigkeitsfelder zu ersetzen.

Ein „ehrlicher zweiter Arbeitsmarkt“ wäre kaum teurer als die kurzfristig angelegten, perspektivlosen Ein-Euro-Jobs, böte den Betroffenen eine sozialversicherte Beschäftigung mit einem Bruttolohn auf der Basis von 7,50 Euro pro Stunde, ersparte ihnen die seitenlangen Anträge auf ALG II und Übernahme der Unterkunftskosten sowie ständige, oft unerfreuliche Termine bei der ARGE.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.